Klinoptikum 03/2011 - LKH-Univ. Klinikum Graz

Foto Furgler
Der Knochendoktor
Seit 10 Jahren gibt es
die eigenständige Univ.-
Klinik für Orthopädie
und orthopädische Chirurgie
am LKH-Univ.
Klinikum Graz. Aber
was fällt eigentlich alles
in das Fachgebiet Orthopädie
abgesehen von
Knochen? Was muss ein
Orthopäde besonders
Univ.-Prof. Dr. Andreas Leithner gut können? Und was
wird künftig möglich sein? Antworten auf diese
Fragen gibt der suppl. Leiter der Univ.-Klinik
für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
Univ.-Prof. Dr. Andreas Leithner.
Klinoptikum: Im deutschen Fernsehen lief vor
einiger Zeit eine Dokumentation über die Heidelberger
Orthopädie namens „Die Knochen-Docs“.
Beschäftigt sich die Orthopädie ausschließlich
mit den Knochen?
Univ.-Prof. Dr. Andreas Leithner: Der Name ist
einprägsam und gut gewählt. Eigentlich ist das
Spektrum der Orthopädie aber deutlich breiter und
reicht von Muskeln, Sehnen, Menisci über Nerven
bis zu eben den Knochen
Wie viele Knochen sind eigentlich im menschlichen
Körper? Und wie groß ist der kleinste bzw.
der größte Knochen?
Eigentlich besitzt der erwachsene Mensch 206
Knochen, einige von uns haben aber einen mehr
(z.B. eine Rippe zu viel) oder einen weniger. Die
Hitparade der Knochen würde der Oberschenkelknochen
als längster Knochen anführen – er alleine
macht etwa ¼ der Körpergröße aus. Ein Knochen
des Mittelohrs – der Steigbügel – gilt mit seinen
etwa 3 mm als kleinster Knochen. Diesen Knochen
bekommen wir Orthopäden aber nicht zu Gesicht.
Ist man als Orthopäde automatisch ein guter Handwerker
– was muss man besonders gut können?
Viele der Operationsinstrumente gleichen denen
aus Heimwerkergeschäften – wir verwenden Hammer,
Meißel, Säge, Bohrer, Schrauben… Daher
ist es auch nicht verwunderlich, dass viele der
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LKH-Univ. Klinikum Graz
Raumfahrer? Nein, Verwendung von steril eingepackten Helmen,
um das Infektrisiko der Patienten zu minimieren
operativ tätigen Kolleginnen und Kollegen auch
begeisterte Heimwerker oder Bastler sind. Ein
gutes 3D-Vorstellungsvermögen, Geschicklichkeit
und feines Fingerspitzengefühl sind daher ebenso
notwendig wie Einfühlungsvermögen sowie hohes
fachliches Wissen.
Welche Entwicklungen zeichnen sich in der Orthopädie
und der Orthopädischen Chirurgie ab?
Der Bedarf an orthopädischen Leistungen wird in
den nächsten Jahrzehnten steigen, da es mehr ältere
Menschen gibt, die auch immer länger leben.
Das könnte mich als Orthopäden zwar freuen, man
muss aber auch den Kostenfaktor bedenken. Umso
wichtiger wären verstärkte präventive Maßnahmen,
die bereits im Kinderalter beginnen müssen
– mehr Bewegung, gesunde Ernährung… Die Forschung
macht zwar riesen Schritte vorwärts, vom
Ziel, dass man die „Knochen-Docs“ nicht mehr so
oft braucht, sind wir leider noch weit entfernt.
Zur Person:
Seit 1. Mai 2010 ist Univ.-Prof. Leithner der suppl.
Vorstand der Univ.-Klinik für Orthopädie und
Orthopädische Chirurgie. Er wurde 1974 in Wien
geboren und promovierte 1998 an der Uni Wien
zum Doktor der gesamten Heilkunde (Dissertationsthema
Aneurysmatische Knochenzyste).
2001 wurde er Assistenzarzt bei Prof. Reinhard
Windhager und 2005 Erlangung des Facharztes
sowie Habilitation. Prof. Leithner hat zahlreiche
Originalarbeiten verfasst und ist Mitglied in
mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften und
Prüfer der Facharztprüfung. Weiters ist er aktiv in
Forschung und Lehre, z.B. wurde zwischen 2003
– 2011 die prämierte Vorlesung „Case Reports“
durch Prof. Leithner aufgebaut und geleitet.
Autorin:
Gerda Reithofer, MSc
Stabsstelle PR
Tel.: 385 / 86945
E-Mail: gerda.reithofer@klinikum-graz.at