Klinoptikum 03/2011 - LKH-Univ. Klinikum Graz
Klinoptikum 03/2011 - LKH-Univ. Klinikum Graz
Klinoptikum 03/2011 - LKH-Univ. Klinikum Graz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ausbildungsanstalt für krüppelhafte Jugendliche“<br />
in Andritz (1927), die alle unter seiner ärztlichen<br />
Leitung standen.<br />
Spitzys Nachfolger in <strong>Graz</strong> wurde Philipp Erlacher<br />
(1886–1980), der nach seiner Promotion in <strong>Graz</strong><br />
(1910) – wie Spitzy – auch bei Fritz Lange (übrigens<br />
einem Schüler von Adolf Lorenz) in München<br />
die Orthopädie studiert hatte. Seit 1913 leitete er<br />
als Primarius die chirurgisch-orthopädische Abteilung<br />
des Anna-Kinderspitals. Nach einer kriegsbedingten<br />
Unterbrechung habilitierte er sich 1919 in<br />
<strong>Graz</strong> für das Fach der Orthopädischen Chirurgie<br />
(Extraordinarius seit 1923).<br />
Professor Hans Haberer von Kremshohenstein, der<br />
nach der Emeritierung des Nicoladoni-Nachfolgers<br />
Viktor Ritter von Hacker 1924 nach <strong>Graz</strong> berufen<br />
wurde, stellte den Antrag auf einen eigenen orthopädischen<br />
Assistenten für die chirurgische Klinik.<br />
Diesem Antrag wurde zwar nicht stattgegeben,<br />
doch stand in der Folge Professor Erlacher von der<br />
Kinder klinik auch für orthopädische Fälle der chirurgischen<br />
Klinik zur Verfügung. Damals bestand übrigens<br />
eine eigene Kinderstation im zweiten Stock des<br />
Chirurgieblocks (Westflügel). Erlacher leitete dann<br />
auch die orthopädische Ambulanz der chirurgischen<br />
Klinik. 1929 nahm er gemeinsam mit Spitzy als Vertreter<br />
Österreichs an der Gründungsversammlung<br />
der internationalen Orthopädenvereinigung SICOT<br />
(Société internationale de chirurgie orthopédique et<br />
de traumatologie) in Paris teil. Aufgrund seiner Ehe<br />
mit einem „Mischling“ wurde Professor Erlacher<br />
im April 1938 entlassen und noch im selben Jahr<br />
in den Ruhestand versetzt. 1942 übernahm er (nach<br />
Scoliosenapparat von Gottlieb Gerlitz in Vorder-, Seiten- und Rückenansicht (Fig.<br />
1–3): Die Konstruktion aus Stahl, Leder und Watte ermöglichte einem siebzehnjährigen<br />
Patienten (Fig. 6) bereits zehn Minuten nach dem Anlegen eine verbesserte Körperhaltung<br />
(Fig. 4–5).<br />
HISTORISCH<br />
dem dortigen Ausscheiden Spitzys) die Leitung des<br />
orthopädischen Spitals in Wien.<br />
In <strong>Graz</strong> trat Erlachers Assistent Dr. Wilhelm<br />
Philipp Schäffer 1938 seine Nachfolge an. In<br />
der nationalsozialistischen Ära wurde das Anna-<br />
Kinderspital vom Land übernommen und um<br />
das vormalige Sanatorium „Theresia“ der Kreuzschwestern<br />
(Heinrichstraße 31) erweitert, wo die<br />
chirurgisch-orthopädische Kinderabteilung „bis<br />
zur Fertigstellung der vom Reichsgau geplanten<br />
neuen Kinderabteilung des Krankenhauses <strong>Graz</strong>“<br />
eine vorübergehende Unterbringung finden sollte.<br />
Tatsächlich kam der erwähnte Neubau bis Kriegsende<br />
nicht zustande und verblieb in der Folge die<br />
chirurgisch-orthopädische Kinderabteilung (seit<br />
1955 eine eigene landschaftliche Abteilung) in der<br />
Heinrichstraße. Unter der Leitung von Professor<br />
Dr. Hugo Sauer erfolgte 1982 ihre Etablierung als<br />
<strong>Univ</strong>ersitätsklinik für Kinderchirurgie und 1993<br />
ihre Übersiedlung in einen Neubau im Landeskrankenhausgelände<br />
(Auenbruggerplatz 34). Aufgrund<br />
einer Neustrukturierung unter dem gegenwärtigen<br />
Klinikvorstand Professor Dr. Michael Höllwarth<br />
entstand hier 1999 eine Klinische Abteilung für<br />
Kinderorthopädie, geleitet von Professor Dr. Wolfgang<br />
Linhart.<br />
Bemühungen um eine eigene<br />
Orthopädieklinik<br />
Während des Zweiten Weltkrieges setzte sich<br />
Arnold Wittek in <strong>Graz</strong> für die Errichtung einer<br />
orthopädischen <strong>Univ</strong>ersitätsklinik im ersten Stock<br />
des Unfallkrankenhauses ein. Die Leitung dieser<br />
Klinik sollte sein Schüler Oberarzt Willibald Pacher<br />
übernehmen. Dieser war nach dem Medizinstudium<br />
in <strong>Graz</strong> (Promotion 1926) vorübergehend an<br />
der II. chirurgischen Klinik in Wien tätig gewesen,<br />
bevor er 1930 als Witteks Assistent am <strong>Graz</strong>er<br />
Unfallkrankenhaus zu arbeiten begann. Unter dessen<br />
Einfluss habilitierte er sich anschließend für<br />
orthopädische Chirurgie. Nach seiner öffent lichen<br />
Lehrprobe war schließlich 1940 seine Ernennung<br />
zum Dozenten erfolgt. Nachdem die <strong>Graz</strong>er<br />
Klinik gründung jedoch in der Folge nicht zustande<br />
kam, ließ sich Dozent Pacher 1944 nach Innsbruck<br />
berufen, wo er die Leitung der orthopädischen<br />
Station übernahm. Nach Kriegsende initiierten<br />
Arnold Wittek und Willibald Pacher gemeinsam<br />
mit den <strong>Graz</strong>er Orthopäden Dr. Robert Hagen und<br />
Dr. Georg Neugebauer die konstituierende Sitzung<br />
Ausgabe 3/<strong>2011</strong><br />
17