Wasser in der Landwirtschaft - agriwaterpedia.info
Wasser in der Landwirtschaft - agriwaterpedia.info
Wasser in der Landwirtschaft - agriwaterpedia.info
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vorwort<br />
„<strong>Wasser</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>“ – e<strong>in</strong> entwicklungspolitisches Nischenthema, dem <strong>in</strong> den vergangenen 15<br />
Jahren nur noch am Rande Beachtung geschenkt wurde, rückt plötzlich wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Licht <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit.<br />
Die Weltbank propagiert demonstrativ die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es „re-<strong>in</strong>vest<strong>in</strong>g <strong>in</strong> irrigation“; das<br />
International Water Management Institute (IWMI) mobilisiert die Expertise von mehr als 700 Wissenschaftlern<br />
zum Thema „Water for Food – Water for Life“ und erstellt e<strong>in</strong> „Comprehensive Assessment of<br />
Water Management <strong>in</strong> Agriculture“; und last but not least: das Bundesm<strong>in</strong>isterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (BMZ) hat die Erarbeitung e<strong>in</strong>er Handreichung zum selben Thema <strong>in</strong><br />
Auftrag gegeben.<br />
Was ist geschehen? Woher kam, schon im Vorfeld <strong>der</strong> jüngsten Turbulenzen zur Nahrungsmittelkrise,<br />
dieser augenfällige Wandel <strong>in</strong> den Prioritätensetzungen <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit (EZ)? Die<br />
Gründe s<strong>in</strong>d unschwer auszumachen, denn nicht umsonst s<strong>in</strong>d die <strong>Landwirtschaft</strong> und die ländliche<br />
Entwicklung wie<strong>der</strong> zu entwicklungspolitischen Dr<strong>in</strong>glichkeiten geworden. Man muss nicht so weit gehen<br />
und das Gespenst Malthus’scher Schreckensvisionen an die Wand malen. Damit wurde bekanntlich e<strong>in</strong>e<br />
Zukunft prophezeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> das Bevölkerungswachstum die Möglichkeiten landwirtschaftlicher Produktionszuwächse<br />
überholt. Aber mehr denn je ist zu Beg<strong>in</strong>n des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Begrenztheit natürlicher<br />
Ressourcen <strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong> Diskussion gerückt. Die Zunahme <strong>der</strong> Weltbevölkerung, wachsen<strong>der</strong><br />
Energiebedarf und die steigende Nachfrage nach höherwertigen Nahrungsmitteln <strong>in</strong> bevölkerungsreichen<br />
„emerg<strong>in</strong>g countries“ wie Ch<strong>in</strong>a und Indien haben e<strong>in</strong>e eigene Dynamik entwickelt. Und diese Dynamik<br />
trifft auf e<strong>in</strong>e Ressourcensituation, die schnellen Lösungen nie gekannte Engpässe entgegenstellt. Dabei<br />
spielt die zunehmende <strong>Wasser</strong>knappheit e<strong>in</strong>e herausragende Rolle. Bereits heute s<strong>in</strong>d mehr als 20 Län<strong>der</strong><br />
von extremer <strong>Wasser</strong>knappheit betroffen. Es s<strong>in</strong>d dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl Staaten, <strong>der</strong>en Volkse<strong>in</strong>kommen<br />
zum großen Teil auf <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> basiert. Und es s<strong>in</strong>d fast durchweg Regionen, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong><br />
Klimawandel die Verlässlichkeit <strong>der</strong> ohneh<strong>in</strong> knappen Nie<strong>der</strong>schläge zusätzlich bee<strong>in</strong>trächtigt. Damit<br />
gerät die Entwicklungspolitik <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Dilemma: E<strong>in</strong>erseits wird nach vermehrter Nahrungserzeugung (und<br />
damit e<strong>in</strong>hergehend <strong>Wasser</strong>verwendung) <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> gerufen, an<strong>der</strong>erseits wird gefor<strong>der</strong>t, die<br />
<strong>Wasser</strong>entnahme für die <strong>Landwirtschaft</strong> drastisch zu senken, um den Bedarf an<strong>der</strong>er Sektoren decken und<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e, um den Erhalt wichtiger Ökosysteme gewährleisten zu können.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund bedarf das Thema „<strong>Wasser</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>“ neuer Impulse und <strong>in</strong>novativer<br />
Perspektiven. Hierzu e<strong>in</strong>en Anstoß zu geben und das Thema „neu zu öffnen“ hatte sich die Fachtagung<br />
<strong>in</strong> Naurod zum Ziel gesetzt. Sie bot damit e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Plattform für den sektor<strong>in</strong>ternen und<br />
-übergreifenden Austausch zwischen Vertretern bei<strong>der</strong> Fachgebiete – <strong>Landwirtschaft</strong> und <strong>Wasser</strong>. Vor<br />
allem aber schuf die Tagung e<strong>in</strong> „grenzüberschreitendes“ Dialog-Forum für Fachkräfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit,<br />
die aus ihrer jeweiligen Sektorsicht bislang entwe<strong>der</strong> <strong>Wasser</strong> nur als Querschnittsthema<br />
gesehen o<strong>der</strong> die <strong>Landwirtschaft</strong> lediglich als e<strong>in</strong>en <strong>Wasser</strong>verbraucher wahrgenommen<br />
hatten. Dass diese Zusammensetzung <strong>der</strong> Teilnehmer zu e<strong>in</strong>em weitgefächerten Spektrum von Thesen,<br />
Anregungen und Empfehlungen für die weitere Arbeit <strong>der</strong> EZ geführt hat, kann aus dem hier vorliegenden<br />
Dokument ersehen werden. Se<strong>in</strong>e Veröffentlichung ist mit <strong>der</strong> Hoffnung verbunden, dass diese<br />
Anregungen den Weg <strong>in</strong> die Durchführungspraxis f<strong>in</strong>den und dazu beitragen, <strong>in</strong> Zukunft Wege aus dem<br />
oben genannten Dilemma zu f<strong>in</strong>den.<br />
Albert Engel<br />
Dr. Andreas Kuck<br />
Abteilungsleiter<br />
Kompetenzfeldleiter<br />
Abteilung 45 Abteilung 44<br />
5