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100 Jahre Nationalparks in Europa - EUROPARC Deutschland eV

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1640 <strong>Jahre</strong> <strong>Nationalparks</strong><strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> –Stand und PerspektivenDie Geschichte der deutschen <strong>Nationalparks</strong> ist<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e Erfolgsgeschichte im Naturschutz,wenngleich mit vielen gesellschafts politischenHürden und Stolperste<strong>in</strong>en sowie zahlreichenKompromissen behaftet.Insbesondere die Vorstellung des ungestörten Ablaufsder Naturvorgänge, also der Prozessschutz,das „Natur Natur se<strong>in</strong> lassen“ war – und ist – demdeutschen Wesen zutiefst zuwider.Dennoch schwappte die Idee des <strong>Nationalparks</strong>nach der Ausweisung des Yellowstone <strong>Nationalparks</strong>1872 und mit der üblichen atlantischen Verzögerungvon e<strong>in</strong>er Generation im Jahr 1909 nach<strong>Europa</strong>, als <strong>in</strong> Schweden das erste Nationalparkgesetzerlassen und neue <strong>Nationalparks</strong> geschaffenwurden. Seither tobten auch <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> jahrzehntelangeAuse<strong>in</strong>andersetzungen über das Fürund Wider von <strong>Nationalparks</strong>.Ich beschränke mich hier überwiegend auf dieGeschichte der beiden bayerischen <strong>Nationalparks</strong>,welche die ersten <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> waren und derenWerdegänge ich zeitweise „hautnah“ <strong>in</strong> verschiedenenfachlichen oder verbandlichen Positionen miterlebthabe.Schon 1911 stellte die zuständige Naturschutzstellefest, dass es „Pflicht und Notwendigkeit sei, e<strong>in</strong>großes Naturschutzreservat im Bayerischen Waldzu errichten“.1935 berichtet die Regierung von Niederbayernder Reichsstelle für Naturschutz, Herrn ProfessorLutz Heck <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, von e<strong>in</strong>er ersten Grenzvorstellungdes <strong>Nationalparks</strong> im Böhmerwald,die 1937 durch e<strong>in</strong>en endgültigen Kartenentwurfergänzt wurde und gut <strong>100</strong> 000 Hektar Flächeumfasste.1939 erläuterte das Reichsforstamt den Landräten,Kreisjägermeistern, Forstmeistern, Naturschutzbeauftragtenund Bürgermeistern die Ideedes <strong>Nationalparks</strong> und trat nachdrücklich den aufgetauchtenBefürchtungen entgegen, der Nationalparkkönne e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung des Gebietsbewirken.Professor Lutz Heck bezeichnete die Idee des<strong>Nationalparks</strong> als die Krönung des Naturschutzgedankens;diese große Planung des Naturschutzessei gegenüber der Gefahr für die Natur seitens derTechnik notwendig. Es herrschte bei allen TeilnehmernE<strong>in</strong>igkeit, dass die Erklärung zum Nationalparkauch e<strong>in</strong>e Hebung des Fremdenverkehrszur Folge haben würde.Am 23. Februar 1942 erklärt der Reichsforstmeister:„Wenn auch die Errichtung von <strong>Nationalparks</strong>unter den heutigen Verhältnissen zunächstzurückgestellt werden muss, bitte ich doch die Vorarbeitenweiterzuführen, damit nach Kriegsendedie Errichtung des <strong>Nationalparks</strong> ohne weiter<strong>eV</strong>erzögerung erfolgen kann.“1950 schlägt die Regierungsnaturschutzstelledie Wiederaufnahme des Verfahrens vor undschreibt: „Damals, 1939, e<strong>in</strong>igte man sich auf denNamen ‚Nationalpark Böhmerwald‘. Der AusdruckNationalpark ist heute vielleicht nicht opportun,obwohl doch e<strong>in</strong>e Reihe von Ländern solche <strong>Nationalparks</strong>geschaffen haben; wir würden uns also<strong>in</strong> guter Gesellschaft bef<strong>in</strong>den.“ Dennoch dauert eswieder e<strong>in</strong> Jahrzehnt, bis die Nationalparkpläne <strong>in</strong>Bayern erneut aufgegriffen wurden.In den 60er <strong>Jahre</strong>n des vergangenen Jahrhundertsgab es e<strong>in</strong>en heftigen Streit zwischen Naturschützernund der Tourismus<strong>in</strong>dustrie über die zukünftigeNutzung des Rachel-Lusengebiets imBayerischen Wald. Neue Skiabfahrten und Liftesollten der bis dah<strong>in</strong> unberührten Waldregionmehr Gäste und sichere E<strong>in</strong>nahmen bescheren.Ich war zu jener Zeit ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragterder Regierung von Niederbayern <strong>in</strong>Landshut und musste mir wegen me<strong>in</strong>es klarenNe<strong>in</strong>s zu den W<strong>in</strong>tersportplänen vom damaligenRegierungspräsidenten Johann Riederer sagenlassen : „Wenn Sie dort oben am Rachel und Lusenke<strong>in</strong>en Skizirkus wollen, dann müssen Sie miretwas anderes offerieren, was im Jahr 200 000 Touristenbr<strong>in</strong>gt.“Das Gegenangebot war die Schaffung e<strong>in</strong>es<strong>Nationalparks</strong>, jene uralte Idee, die schon <strong>in</strong> denAnfang des 20. Jahrhunderts zurückreicht. Heuteist wissenschaftlich belegt, dass der Nationalparknicht nur e<strong>in</strong> Naturschutzereignis ist, sondern dass

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