10.07.2015 Aufrufe

100 Jahre Nationalparks in Europa - EUROPARC Deutschland eV

100 Jahre Nationalparks in Europa - EUROPARC Deutschland eV

100 Jahre Nationalparks in Europa - EUROPARC Deutschland eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wenn von ökonomischer Bewertung gesprochen wird,dann wird dies <strong>in</strong> den Vorstellungen vieler Menschen oftmit e<strong>in</strong>er Kosten-Nutzen-Analyse und <strong>in</strong>sbesonderee<strong>in</strong>er Monetarisierung gleichgesetzt.483. Während der vergangenen 150 <strong>Jahre</strong> wurdenTeile des Schweizer Waldes bewirt schaftet, umErdrutsche, Ste<strong>in</strong>schläge und Law<strong>in</strong>enabgänge<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den steilen alp<strong>in</strong>en Regionenzu vermeiden oder die Wirkungen von Naturkatastrophenabzu mildern (Brändli &Gerold, 2001). Diese Maßnahmen beruhen aufder Erkenntnis, dass die Abholzungen <strong>in</strong> derVergangenheit die Hangrutsche hat an steigenlassen. Das Management von Natur gefahrenumfasst : Gefahrenabschätzung, Bestimmungdes erforderlichen Schutzniveaus, Planung vonSchutz- und Anpassungsmaß nahmen sowiefür Katastrophen (Latelt<strong>in</strong> et al. 2005). Etwa 17Prozent der Schweizer Wälder werden für denSchutz vor Naturgefahren gemanagt, üblicherweiseauf der regionalen Ebene. DerartigeMaßnahmen und die Identi fikation spezifischerStandorte erfahren e<strong>in</strong>e Unterstützungdurch Kalkulationen, dass diese Schutzwäldergeschätzte Leistungen <strong>in</strong> Höhe von 2 bis 3,5Mrd. USD pro Jahr erbr<strong>in</strong>gen. (ISDR, 2004).TEEB –nicht nur MonetarisierungWenn von ökonomischer Bewertung gesprochenwird, dann wird dies <strong>in</strong> den Vorstellungen vielerMenschen oft mit e<strong>in</strong>er Kosten-Nutzen-Analyseund <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>er Monetarisierung gleichgesetzt.„Was ist die Welt wert“, ist die oft zu hörendeFrage. Doch bei TEEB geht es nicht darum, e<strong>in</strong>eneue, magische Zahl zu f<strong>in</strong>den. TEEB stellt an sichnicht e<strong>in</strong>e neue Methode oder e<strong>in</strong> neues Instrumentzur Verfügung (wenngleich <strong>in</strong> den vier TEEB-Berichten durchaus auch neue Elemente enthaltens<strong>in</strong>d). Die Autoren und Vertreter der Idee derTEEB-Studie verfolgen vielmehr das Ziel, e<strong>in</strong>eneue Perspektive zu entwickeln. Die Perspektiveliegt auf den Werten der Natur, dem Sichtbarmachenihrer Bedeutung <strong>in</strong> Kategorien, die von vielenMenschen verstanden und <strong>in</strong> ihren täglichen Entscheidungenberücksichtigt werden.Es kommt bei TEEB <strong>in</strong>sbesondere darauf an, diejenigenzu erreichen, die nicht im Umwelt-, Natur-,Biodiversitäts- oder Artenschutz tätig s<strong>in</strong>d. Nichtdie Überzeugten müssen erreicht werden, sonderndiejenigen, die Biodiversität und Ökosystemleistungendurch ihr Handeln bee<strong>in</strong>flussen, es aber oftnicht merken. „Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“, den Gedanken derInwertsetzung und der ökologischen Werte zu e<strong>in</strong>erallgeme<strong>in</strong>en Erkenntnis machen, ist die eigentlicheHerausforderung. So gesehen ist TEEB sehrbreit angelegt. Es soll wie e<strong>in</strong>e „Alphabetisierung“derjenigen wirken, die der ökologischen und eigenwertorientiertenArgumentation („die Natur hate<strong>in</strong>en ‚Eigenwert‘ “) alle<strong>in</strong> kritisch gegenüber stehen,weil dies nicht ihre „Sprache“ ist. Mit der Ökonomieals „Sprache“, die viele kennen und alltäglichbenutzen, sollen sie besser erreicht werden. DieWerte von Biodiversität und Öko systemleistungensollen daher für e<strong>in</strong>e breitere Zuhörerschaft „übersetzt“werden.Diese Überlegungen machen zugleich klar, dassInwertsetzung nicht ausschließlich auf ökonomischeMärkte und Instrumente abzielt, um hierdurchbestimmte Werte zu erfassen („Captur<strong>in</strong>gvalues“), denn hier liegt auch die große Gefahr, dieökonomische Logik im klassischen S<strong>in</strong>n über dieökologischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu stellen. Sieumfasst vielmehr zum e<strong>in</strong>en auch das Erkennenvon Werten („Recognis<strong>in</strong>g values“), etwa alle<strong>in</strong>durch die Wertschätzung e<strong>in</strong>er besonderen Eigenartoder E<strong>in</strong>maligkeit e<strong>in</strong>er Landschaft. Zum anderenkann schon alle<strong>in</strong> das Sichtbarmachen vonWerten („Demonstrat<strong>in</strong>g values“), etwa durch ökonomischeDaten wie die Besuchsfrequenz <strong>in</strong>Schutzgebieten, zu e<strong>in</strong>er Wertschätzung führen.Für die Verantwortlichen von Schutzgebieten stellensie damit e<strong>in</strong>e Argumentationshilfe dar, <strong>in</strong>demauf die verschiedenartigen und vielfältigen Leistungenvon Schutzgebieten h<strong>in</strong>gewiesen wird. Dieökonomische Perspektive sollte allerd<strong>in</strong>gs nichtdazu verwendet werden, um Schutzgebiete nur aufBasis e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>seitigen „überzogenen“ Kosten-Nutzen-Analyse zu rechtfertigen. „Recogniz<strong>in</strong>gValues“ kann ja auch bedeuten, dass die Gesellschaftden hohen Wert von Schutzgebieten bereitserkannt hat.Bernd HansjürgensHelmholtz-Zentrum fürUmweltforschung – UFZ

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!