26HeuschreckeBundesprogramm „Biologische Vielfalt“Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischenVielfalt braucht neben dem Engagementaller gesellschaftlichen Gruppen auch f<strong>in</strong>anzielleMittel. Und damit komme ich jetzt zum Bundesprogramm„Biologische Vielfalt“: Denn der Bundgeht hier mit gutem Beispiel voran. Im Koalitionsvertragfür die 17. Legislaturperiode heißt es dazu :„Im Rahmen der Umsetzung der nationalen Strategiefür biologische Vielfalt werden wir e<strong>in</strong>Bundesprogramm erarbeiten, das mit Ländernund Kommunen, mit Waldbesitzern, Landnutzernund Naturschutzverbänden abgestimmt wird.“Dies eröffnet e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Chance, die Umsetzungder Nationalen Strategie zur biologischenVielfalt <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den gesellschaftlichenGruppen beispielhaft voranzutreiben. Wir –und damit me<strong>in</strong>e ich sowohl die Naturschützer alsauch die Naturnutzer – sollten uns mit aller Kraftgeme<strong>in</strong>sam dafür e<strong>in</strong>setzen, dass das Bundesprogramme<strong>in</strong> Motor und Impulsgeber für denSchutz und den nachhaltigen Umgang mit der biologischenVielfalt <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> wird und aufbreiter Front auch zur Bewusstse<strong>in</strong>sbildung für diebiologische Vielfalt beiträgt.
Wir wollen das Bundesprogramm, wie <strong>in</strong> der Koalitionsvere<strong>in</strong>barungvorgesehen, nicht im stillenKämmerchen entwerfen und dann verkünden, sondernwir beziehen die relevanten Akteure <strong>in</strong> dieEntwicklung und Umsetzung e<strong>in</strong>. Und ich fordereSie <strong>in</strong> den Nationalen Naturlandschaften auf, sichhieran zu beteiligen.E<strong>in</strong> Bundesprogramm ist e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzielles Förderprogrammaus Mitteln des Bundes. Wir wollenmit dem Bundesprogramm unserer Verantwortungfür die Bewahrung der Schöpfung und die Sicherungunserer wirtschaftlichen Zukunft gerechtwerden. Und wir wollen die Ernsthaftigkeit derNaturschutzpolitik gerade <strong>in</strong> ökonomisch schwierigenZeiten beweisen.Die Haushaltsverhandlungen für 2011 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>vollem Gange. Wir wollen das Bundesprogrammmit 15 Mio. Euro ausstatten. Es wäre nicht ehrlich,wenn ich Ihnen sagen würde, dass alles schon „<strong>in</strong>trockenen Tüchern“ ist. Aber soviel istsicher: Wir s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>em guten Wege, e<strong>in</strong>ensubstanziellen Beitrag zur Umsetzung der NationalenBiodiversitätsstrategie zu erreichen, dersicher auch den Nationalen Naturlandschaften zugutekommt.Arten <strong>in</strong> besonderer Verantwortung<strong>Deutschland</strong>sDie biologische Vielfalt <strong>Deutschland</strong>s umfasstetwa 28 000 Tier-, rund 9 500 Pflanzen- und ca.14 400 Pilzarten, die als heimisch gelten. Unter globalenAspekten ergibt sich e<strong>in</strong>e besondere Verantwortung<strong>Deutschland</strong>s für solche Arten, die nurhier vorkommen oder die hier e<strong>in</strong>en hohen Anteilder Weltpopulation haben. Die Nationale Strategiezur biologischen Vielfalt hat hierfür als konkretesZiel formuliert : „Bis 2020 erreichen Arten, für die<strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>e besondere Erhaltungsverantwortungträgt, überlebensfähige Populationen“. Derzeitgehen wir davon aus, dass es <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>igehundert Arten s<strong>in</strong>d, für die wir e<strong>in</strong>e besonder<strong>eV</strong>erantwortung haben.Der Erhalt überlebensfähiger Populationenwird allerd<strong>in</strong>gs nur gel<strong>in</strong>gen, wenn auch dieLebensräume dieser Arten geschützt werden. Hierkommt dem Netz an Schutzgebieten <strong>in</strong> unseremLand e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu.27Investitionen <strong>in</strong> das Naturkapitals<strong>in</strong>d Zukunfts<strong>in</strong>vestitionenWir haben deshalb drei Vorschläge für möglicheSchwerpunkte des Förderprogramms e<strong>in</strong>gebracht.Es geht um :1. Arten <strong>in</strong> besonderer Verantwortung<strong>Deutschland</strong>s,2. Hotspots der biologischen Vielfalt <strong>in</strong><strong>Deutschland</strong> und3. die Bewahrung von Ökosystemdienstleistungen.Sicherung der Hotspots derbiologischen VielfaltE<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt des Bundesprogrammskönnte se<strong>in</strong>, Regionen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> zu fördern,die sich durch e<strong>in</strong>en besonders hohen Reichtum anverschiedenen Arten und Lebensraumtypen auszeichnen.Die Auswahl der Hotspots <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>sollte nach naturschutzfachlichen Kriterienerfolgen. Es kommen nicht nur natürliche undnaturnahe, sondern auch unterschiedliche Kulturlebensräumeals Grundlage für die Auswahl <strong>in</strong>Frage, denn der <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> vorkommendeNaturreichtum ist zu e<strong>in</strong>em guten Teil auf dasWirken des Menschen zurückzuführen. In ihrerGesamtheit könnten die Hotspots wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emBrennglas sowohl das Typische als auch das Besondereder biologischen Vielfalt <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>repräsentativ widerspiegeln.Sicherung von ÖkosystemdienstleistungenDie Natur liefert darüber h<strong>in</strong>aus Leistungen, diewir lange Zeit als selbstverständlich h<strong>in</strong>genommenund zu wenig beachtet haben und die nun durche<strong>in</strong>en weiteren Förderschwerpunkt unterstütztwerden sollen : Etwa die natürliche Bodenfruchtbarkeit,die Selbstre<strong>in</strong>igungskräfte der Böden undGewässer, die Re<strong>in</strong>igung der Luft und die B<strong>in</strong>dungvon Kohlenstoff, aber auch Eigenart und Schönheitvon Landschaften s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige Beispielehierfür. Diese Ökosystemdienstleistungen s<strong>in</strong>d erst<strong>in</strong> letzter Zeit <strong>in</strong> den Fokus der Naturschutzpolitikgerückt. Maßgeblich hierzu beigetragen hat diedurch <strong>Deutschland</strong> und die Europäische Kommission<strong>in</strong>itiierte TEEB-Studie (The Economics ofEcosystem and Biodiversity, s. auch S. 44).