Nationale Strategienzum Erhalt derbiologischen Vielfalt
Die Nationalen Naturlandschaftenim Zeichenvon Klimawandel undBiodiversitätAls vor <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n der erste Nationalpark <strong>in</strong><strong>Europa</strong> ausgewiesen wurde, ja selbst als derBayerische Wald vor 40 <strong>Jahre</strong>n als ersterdeutscher folgte, standen die Begrenzung desKlimawandels und der Verlust der biologischenVielfalt noch nicht auf der politischen Agenda.Spr<strong>in</strong>gsp<strong>in</strong>neHeute s<strong>in</strong>d es die zentralen, umweltpolitischenHerausforderungen unserer Zeit. Der Schutz derbiologischen Vielfalt erfährt bisher aber nicht diegleiche mediale Aufmerksamkeit, die das ThemaKlimawandel bereits hat. Aber Aufmerksamkeit istdie Bed<strong>in</strong>gung für politisches Handeln. Die Botschaft,die wir immer wieder verkünden müssen,heißt : Wir tragen die Verantwortung für die Bewahrungder natürlichen Lebensgrundlagen. Esgeht ganz konkret darum, die Bed<strong>in</strong>gungen für unserÜberleben zu gewährleisten.Der Klimawandel hat bei uns <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>heute schon ernsthafte Folgen – auch wenn wirnicht so drastisch betroffen s<strong>in</strong>d und es hoffentlichauch <strong>in</strong> Zukunft nicht se<strong>in</strong> werden – wie andereRegionen <strong>in</strong> der Welt, etwa die kle<strong>in</strong>en Inselstaatenim Pazifik, die flachen Küstenregionen von Bangladeshoder die Hochgebirgsregionen des Himalaja.Aber höhere Temperaturen, häufigere Unwetteroder Stürme, ausbleibende oder starke Niederschlägewerden auch hierzulande die Natur unddas Lebensumfeld der Menschen verändern.Schon heute s<strong>in</strong>d Verluste an biologischer Vielfaltdurch die Klimaerwärmung <strong>in</strong> den verschie denenLebensraumtypen vom Meer bis zum Hochgebirgezu verzeichnen. Davon s<strong>in</strong>d natürlich auch dieNationalen Naturlandschaften betroffen. Deshalbliegt die spannende Frage dieser Veranstaltungweniger im historischen Rückblick auf <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><strong>Nationalparks</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>. Spannend ist aus me<strong>in</strong>erSicht vor allem die Frage, wie es gel<strong>in</strong>gen kann,jetzt die Weichen zu stellen, dass es auch <strong>in</strong><strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n diese e<strong>in</strong>maligen Landschaften mit ihrerVielfalt an Arten und Lebensräumen noch gibt.Klimaschutz und Erhalt derBiodiversität – zwei Seitene<strong>in</strong>er MedailleE<strong>in</strong>e Antwort auf diese Frage zu f<strong>in</strong>den, bedarfnach me<strong>in</strong>er Auffassung e<strong>in</strong>er grundlegenden Erkenntnis:Klimaschutz und Erhalt der biologischenVielfalt s<strong>in</strong>d zwei Seiten e<strong>in</strong>er Medaille. Deshalbist es die richtige Strategie, beides als gleichrangige,wichtige Aufgaben zu verstehen, wie es die Bundesregierungtut.Fakt ist, dass die vom Menschen verursachteKlimaerwärmung bereits heute e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen„F<strong>in</strong>gerabdruck“ <strong>in</strong> der Natur h<strong>in</strong>terlassen hat.Um e<strong>in</strong>ige konkrete Beispiele zu nennen : Esmag zunächst wenig spektakulär kl<strong>in</strong>gen, wenn dieApfelblüte <strong>in</strong> Baden-Württemberg gegenwärtigmehr als zehn Tage früher als vor 50 <strong>Jahre</strong>n beg<strong>in</strong>ntoder sich die Vegetationsperiode wichtiger Laubbäumezwischen 1950 und 2000 alle zehn <strong>Jahre</strong> um2,3 Tage verlängert hat. Es macht aber die Veränderungdeutlich. Problematischer ist schon,dass zahlreiche bei uns überw<strong>in</strong>ternde Vogelarten,wie Kleiber und Meise, aufgrund der häufigerenmilden W<strong>in</strong>ter immer früher mit dem Nestbauund dem Brüten beg<strong>in</strong>nen, sodass Langstreckenzieherwie z.B. die Nachtigall oder auch der Kuckuckbei ihrer Rückkehr um geeignete Brutplätzehart konkurrieren müssen oder schlicht „zu spät“kommen.Das Auftreten neuer Arten ist, neben der E<strong>in</strong>schleppungdurch den Menschen, auch dem Klimawandelgeschuldet. Es kl<strong>in</strong>gt zwar erfreulich,wenn verschiedene Libellenarten wie die Feuerlibelleihr Vorkommen schrittweise bis nach Nordhessenund Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen ausgedehnt habenoder der farbenfrohe Bienenfresser <strong>in</strong>zwischenselbst <strong>in</strong> Hamburg brütet. Der Zuwachs an Arten,die sonst nur <strong>in</strong> wärmeren Gefilden wie dem Mittelmeerraumzu Hause s<strong>in</strong>d, hat aber auch e<strong>in</strong>eKehrseite: die der Verlierer des Klimawandels. Sos<strong>in</strong>d alle die Arten bedroht, die es kühler mögenoder Schnee und Eis brauchen wie zum Beispieldie Ostsee-R<strong>in</strong>gelrobbe. Es ist zu erwarten, dassvon den bisher vier Aufzuchtgebieten <strong>in</strong> der Ostseemit jeweils eigenen Populationen absehbar nur e<strong>in</strong>esübrig bleiben wird, wenn es nicht gel<strong>in</strong>gt, die23