46ZauneidechseDie ökonomische Bedeutungvon <strong>Nationalparks</strong> undSchutzgebietenDie TEEB-Studie weist auf den wichtigen Beitragvon Schutzgebieten für den Erhalt von Ökosystemenund Biodiversität sowie deren Leistungen fürden Menschen h<strong>in</strong>. Viele Schutzgebiete s<strong>in</strong>d wichtigeAnbieter von Ökosystemleistungen, wie Wasserregulierung,genetische Ressourcen für dieLandwirtschaft oder die Mediz<strong>in</strong>, die Kohlenstoffspeicherungund e<strong>in</strong>e Bandbreite von ästhetischenWerten für die Erholung, die Gesundheit und dassich Wohlfühlen (STOLTON & DUDLEY, 2010).Diese Ökosystemleistungen bieten unmittelbare(jedoch oft unerkannte) Vorteile für die lokalenGeme<strong>in</strong>schaften, aber auch die regionale, nationaleund bisweilen sogar globale Ebene.Kapitel zu Schutzgebieten f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Studiefür <strong>in</strong>ternationale und nationale Entscheidungsträger(TEEB 2009, Kapitel 8) sowie <strong>in</strong> derfür lokale und regionale Politik (TEEB 2010 c,Kapitel 7). In den Studien werden zahlreicheBeispiele für die zentrale Bedeutung von Schutzgebietenfür Ökosystemleistungen angeführt. Fernerwerden praktische H<strong>in</strong>weise für Schutzgebietsmanagementgegeben. Im Folgenden sollen e<strong>in</strong>igekonkrete (vor allem <strong>in</strong>ternationale) Beispiele gegebenwerden, die zeigen, <strong>in</strong> welcher Form Inwertsetzungenvon Schutzgebieten erfolgt s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong>wieweitökonomische Werte e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss aufpolitische Entscheidungen auf der nationalen undlokalen Ebene hatten. Alle Beispiele s<strong>in</strong>d denTEEB-Berichten entnommen.Es gibt mehr als 110 000 Schutzgebiete weltweit.Über 11 Prozent der Landoberfläche und wenigerals e<strong>in</strong> Prozent der Ozeane können <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>erForm als Schutzgebiete e<strong>in</strong>geordnet werden(UNEP-WCMC, 2010). Es gibt fortwährende Anstrengungen,weitere Gebiete an Land und <strong>in</strong>sbesondere<strong>in</strong> den Ozeanen zu gew<strong>in</strong>nen. Trotzdembleibt das System an Schutzgebieten <strong>in</strong> der Weltbisher unvollständig; im S<strong>in</strong>ne der e<strong>in</strong>bezogenenArten, der Vielfalt der betrachteten Ökosystemeund mit Blick auf die Rolle der natürlichen Ökosystemefür die Vermeidung und Anpassung anden Klimawandel.
Erste Anhaltspunkte zum globalen ökonomischenWert von Schutzgebieten erhält man, wenn managgregierte Zahlen zu den jährlichen Ausgabendem F<strong>in</strong>anzbedarf sowie dem Nutzen der Schutzgebietegegenüberstellt. Danach werden die jährlichenAusgaben für Schutzgebiete mit rund 6 Mrd.USD weltweit veranschlagt. Dem steht e<strong>in</strong> geschätzterjährlicher Bedarf für e<strong>in</strong> effektivesSchutzgebietsmanagement von etwa 45 Mrd. USDgegenüber. Aus dieser e<strong>in</strong>fachen Gegenüberstellungergibt sich e<strong>in</strong>e jährliche F<strong>in</strong>anzierungslückevon 39 Mrd. USD. Interessant werden diese Betrachtungennun, wenn man zusätzlich versucht,den jährlichen Nutzen von Schutzgebieten zuerfassen und gegenüberzustellen. Dieser ist zwarmethodisch mit Unsicherheiten verbunden, aberder ermittelte Wert liegt schätzungsweise zwischen4 500 Mrd. und 5 200 Mrd. USD (alle Angabennach BALMFORD et al. 2002). Damit zeigt sichEs gibt mehr als 110 000 Schutzgebiete weltweit.Über 11 Prozent der Landoberfläche und wenigerals e<strong>in</strong> Prozent der Ozeane können <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>erForm als Schutzgebiete e<strong>in</strong>geordnet werden.<strong>in</strong>sgesamt, dass Schutzgebiete e<strong>in</strong>en „Investitionsertrag“(return of <strong>in</strong>vestment) von 1 : <strong>100</strong> aufweisen.E<strong>in</strong> Euro <strong>in</strong>vestierte Geldsumme für e<strong>in</strong> effektivesSchutzgebietsmanagement würde <strong>100</strong> Euro an Erträgenabwerfen.Die Summe von 45 Mrd. USD für e<strong>in</strong> effektivesSchutzgebietsmanagement ersche<strong>in</strong>t zwar hoch.Aber wenn man zum Vergleich berücksichtigt, dassfür die jährlichen Subventionen <strong>in</strong> die konventionelleLandwirtschaft alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den OECD-Staaten rund 260 Mrd. USD jährlich ausgegebenwerden (OECD 2009) – e<strong>in</strong>e fünffache Summe –,erkennt man, dass e<strong>in</strong>e ausreichende F<strong>in</strong>anzierungvon Schutzgebieten sehr wohl möglich ist und e<strong>in</strong>e„F<strong>in</strong>anzierungslücke“ vermieden werden kann,wenn die politischen Prioritäten anders gesetztwürden.Diese überschlägigen Abschätzungen geben ersteH<strong>in</strong>weise auf den globalen ökonomischen Wertvon Schutzgebieten, wie <strong>Nationalparks</strong>, Naturparksoder Biosphärenreservaten. Man kann sie <strong>in</strong>verschiedener H<strong>in</strong>sicht ergänzen. E<strong>in</strong>ige Beispielemögen dies verdeutlichen :1. Alle<strong>in</strong> der Nutzen, den Schutzgebiete durchdie Wasserregulierung bieten, ist immens :etwa 1/3 der <strong>100</strong> größten Städte weltweit beziehene<strong>in</strong>en großen Anteil ihres Tr<strong>in</strong>k wassersaus Schutzgebieten (STOLTON & DUDLEY,2003). Schutzgebiete tragen also zur Wasserversorgungvieler Menschen bei. Besondersbekannt ist das Beispiel der Stadt New York.Als vor <strong>Jahre</strong>n die Entscheidung anstand, dieWasserversorgung durch zusätz liche technischeMaßnahmen der Wasser behandlung sicherzustellenoder alternative die Filterung undRe<strong>in</strong>igung des Wassers durch Schutzgebieteund e<strong>in</strong>e nachhaltigere Bewirtschaftung derCatskill Mounta<strong>in</strong>s vor zunehmen und damitdie natürliche Filterwirkung wieder herzustellen,wurde schnell klar, dass die „natürliche“Variante weitaus kostengünstiger ist.Die e<strong>in</strong>gesparten Mittel wurden auf 6 Mio.USD jährlich geschätzt (siehe TEEB 2009 a).Das zeigt, dass häufig der Erhalt der Naturkostengünstiger ist als technischer Umweltschutz(zu zahlreichen Beispielen siehe auchTEEB 2009 a).2. E<strong>in</strong> anderer Bereich, <strong>in</strong> dem die Vorteile vonSchutzgebieten auf e<strong>in</strong>er globalen Ebenebe sonders gut sichtbar werden, ist der Klimaschutz.Schutzgebiete tragen dazu bei, dassweniger CO2 <strong>in</strong> die Atmosphäre entlassenwird. Das CO2 wird gebunden. Es wird dahergeschätzt, dass etwa 15 Prozent des globalenterrestrischen CO2-Bestands <strong>in</strong> Schutzgebietengebunden ist (TEEB 2009 b). E<strong>in</strong> weitereswichtiges Feld <strong>in</strong> der Klimaregulierung betrifftdie Vermeidung von klimabed<strong>in</strong>gten Risiken.E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Umwelt, die durch Schutzgebietegeleistet wird, trägt dazu bei, dass der Mensche<strong>in</strong>en besseren Schutz vor Extremereignissenhat – er ist den Gefahren der Natur wenigerausgesetzt als wenn es diese Gebiete nicht gäbe.Schutzgebiete schützen also – sie könnendurch Klimawandel ausgelöste Risiken vonHangrutschen, Überflutungen und Stürmenvermeiden, <strong>in</strong>dem sie z. B. Böden stabilisieren,Raum für Hochwasser bieten usw. (TEEB2009 b).47