52Abb. 1: Besuchstage,Anzahl der Besucher mithoher Nationalparkaff<strong>in</strong>itätund Besucherdichteausgewählter<strong>Nationalparks</strong>Werden zunächst alle deutschen Nationalparktouristenbetrachtet, kommt man auf etwa 50,9 MillionenBesuchstage pro Jahr, mit fallweise sehrunterschiedlichen Besucherdichten je Nationalparkgebiet(vgl. Abb. 1). Diese Naturtouristen generierene<strong>in</strong>en Bruttoumsatz von rund 2,1 Mrd.Euro, was e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>kommensäquivalent von etwasmehr als 69 000 Personen entspricht.Bei den Kennzahlen ist besonders auf diedom<strong>in</strong>ierende Stellung der großen Wattenmeer-<strong>Nationalparks</strong> h<strong>in</strong>zuweisen, die zusammen füre<strong>in</strong>en Anteil von ca. 80 Prozent an den zuvorgenann ten Zahlen verantwortlich zeichnen. Ohnediese auch <strong>in</strong> ihrer Flächenausdehnung von den übrigenUntersuchungsgebieten deutlich abzu grenzenden,großen Nationalparkregionen mit ihrerbis <strong>in</strong>s 18. Jahrhundert währenden touristischenTradition, beläuft sich das Gästeaufkommen aufrund 11,2 Millionen Besuchstage. Hieraus errechnetsich e<strong>in</strong> Bruttoumsatz von rund 390 Mio. Euro, respektivee<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kommensäquivalent von 13 000 Personenfür die verbleibenden elf <strong>Nationalparks</strong>.Richtet sich der Fokus ausschließlich auf dienach ihrer Reisemotivation herausgefilterten sogenanntenNationalparktouristen im engeren S<strong>in</strong>n,die wegen dem Schutzgebietsstatus <strong>in</strong> die Regiongekommen s<strong>in</strong>d, relativiert sich das zuvor genannteGesamtergebnis : Denn über alle Schutzgebietegemittelt stellt sich e<strong>in</strong> Anteil an Nationalparktouristenim engeren S<strong>in</strong>n von 20,6 Prozent e<strong>in</strong>,wobei von Fall zu Fall gehörige Unterschiede bestehen(vgl. Abb. 1). Das entspricht rund 10,5 MillionenBesuchstagen. Diese Gruppe generiert e<strong>in</strong>enNationalpark Kellerwald-EderseeBruttoumsatz von 431 Mio. €, woraus sich e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kommensäquivalentvon knapp 14 000 Personenergibt, die letztlich auf den <strong>Nationalparks</strong>tatus zurückzuführens<strong>in</strong>d. Entsprechend sehen die Zahlenfür die übrigen Gäste aus. Es s<strong>in</strong>d die sonstigenNationalparktouristen, welche nicht wegen e<strong>in</strong>esvorhandenen <strong>Nationalparks</strong> anreisen, auch wennsie sich als Besucher dar<strong>in</strong> aufhalten. Diese verbleibenden40,4 Millionen Gäste erzeugen e<strong>in</strong>en Bruttoumsatzvon be<strong>in</strong>ahe 1,7 Mrd. Euro, was wiederume<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>kommensäquivalent von 55 000Personen gleichkommt.Die Gegenüberstellung dieser beider Besuchersegmenteverdeutlicht, welches Potenzial e<strong>in</strong> aufNationalpark bezogener Naturtourismus durchTouristen mit hoher Nationalparkaff<strong>in</strong>ität birgt.Bislang wird lediglich rund e<strong>in</strong> Fünftel der ökonomischenEffekte <strong>in</strong> deutschen <strong>Nationalparks</strong> durchsolche Gäste hervorgerufen, deren Hauptmotiv imBesuch des Schutzgebiets liegt. Im Vergleich mitden sonstigen Nationalparktouristen sorgen sieaber im Durchschnitt für höhere Umsätze, weil aufdie Gruppe der Nationalparktouristen im engerenS<strong>in</strong>n <strong>in</strong> der Regel mehr Übernachtungsgäste entfallen,die höhere Tagesausgaben tätigen. Will manden Wertschöpfungsbeitrag des Tourismus <strong>in</strong>Nationalparkregionen erhöhen, gilt es, genau dieseZielgruppe vermehrt anzusprechen. Zudem solltenicht übersehen werden, dass gerade e<strong>in</strong> auf <strong>Nationalparks</strong>bezogener Naturtourismus zum Ausgleichsaisonaler Spitzen und zur Saisonverlängerungdienen kann. Deshalb gilt es, vermehrtentsprechende qualitativ hochwertige Produkte mitNationalparkbezug zu konfigurieren und damitnicht nur die Wertschöpfung <strong>in</strong>nerhalb der Regionzu erhöhen, sondern zugleich e<strong>in</strong> gezieltes, nichtzuletzt aus naturschutzfachlichen Gründen notwendigesBesuchermanagement zu betreiben (z.B.die „R<strong>in</strong>gelgans-„ und „Zugvogeltage“ <strong>in</strong> den beidengroßen Wattenmeer-<strong>Nationalparks</strong>). Denn nichtdie schiere Quantität an Gästen, sondern derenstrukturelle Qualitäten zählen und zahlen sich aus.Univ.-Prof. Dr. Hubert JobJulius-Maximilians-UniversitätWürzburgDiese Ausführungen basieren auf dem Artikel :Welche <strong>Nationalparks</strong> braucht <strong>Deutschland</strong> ?In : Raumforschung und Raumordnung,Jg. 68, H. 2 2010, S. 75 – 89
53Biodiversität alsHerausforderung für dieF<strong>in</strong>anzwirtschaftAm 18. Juni 2010 hat die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaftmit der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es neuen<strong>in</strong>ternationalen Wissenschaftlergremiums fürBiodiversität e<strong>in</strong>en weiteren entscheidendenSchritt zur Bekämpfung des anhaltendenBiodiversitätsverlustes getan.Die Aufgabe des neu gegründeten GremiumsIPBES (Intergovernmental Science-Policy Platformon Biodiversity and Ecosystem Services) ist es,entsprechend der Forschungsarbeit des Weltklimaratsbreites politisches und gesellschaftliches Verständniszu schaffen und reale Lösungswege gegenden Verlust der Artenvielfalt aufzuzeigen.Biodiversität und KerngeschäftIm Jahr der Biodiversität s<strong>in</strong>d Industrie undWirtschaft gleichermaßen zum Handeln aufgerufen.Denn nicht alle<strong>in</strong> Energie- und Fertigungskonzernebee<strong>in</strong>flussen die biologische Vielfaltdurch ihre Geschäftstätigkeit. Auch Banken stehen<strong>in</strong> ihrer Rolle als F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>termediäre <strong>in</strong> der Verantwortung.Durch ihre F<strong>in</strong>anzierungstätigkeitüben sie e<strong>in</strong>e wichtige „Hebelfunktion“ für Investitionen<strong>in</strong> nachhaltige Projekte und klimaschonendeTechnologien aus.Die Commerzbank hat daraufh<strong>in</strong> vier Nachhaltigkeitshandlungsfelderidentifiziert : Ökonomie,Ökologie, Mitarbeiter und Gesellschaft. Dabei istes von zentraler Bedeutung, dass das Thema Biodiversität<strong>in</strong> die unternehmerischen Entscheidungen,also <strong>in</strong>s Kerngeschäft, E<strong>in</strong>zug hält. Die Commerzbankhat daher Biodiversitätskriterien <strong>in</strong> denKreditvergabeprozess <strong>in</strong>tegriert. E<strong>in</strong> Beispiel : DieHolz- und Papierwirtschaft ist e<strong>in</strong> klassischer