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100 Jahre Nationalparks in Europa - EUROPARC Deutschland eV

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18Zugegeben, als studierter Forstmann habe ichVerständnis für die Identitätskrise manches Kollegen,wenn er erkennen muss, dass der Waldauch ohne uns – und oftmals sogar viel besserund natürlicher – wächst und dass der liebe Gottse<strong>in</strong>e Schöpfung auch ohne uns Forstleutefortent wickeln lässt.Der große Wald im Herzen <strong>Europa</strong>s, derherzynische Wald der Römer, war von Naturaus e<strong>in</strong> <strong>in</strong> sich geschlossener Lebensraum.Der demokratische Aufbruch <strong>in</strong> Osteuropa, dieBeseitigung des Grenzzauns zwischen Bayern, derTschechischen Republik und Österreich ließen dengroßen Wald <strong>in</strong> der Mitte <strong>Europa</strong>s nach der langenTeilung durch den Eisernen Vorhang wieder zurE<strong>in</strong>heit werden.Jetzt ist die Zeit gekommen, um die Vision desgrenzüberschreitenden <strong>Nationalparks</strong>, wie siebereits im Prager Frühl<strong>in</strong>g entwickelt wurde, alsnaturschützende und völkerverb<strong>in</strong>dende Idee zuverwirklichen. Denn es steht nicht weniger auf demSpiel als die letzte Chance, das größte zu sammenhängendeWaldgebiet <strong>in</strong> Mitteleuropa und damite<strong>in</strong> Stück abendländischer Kultur der Nachwelt zuerhalten.Hier schlägt das grüne Herz <strong>Europa</strong>s, hier entspr<strong>in</strong>genQuellen der abendländischen Kultur, dieauch e<strong>in</strong>e Waldkultur ist.Die Nationalparkideewächst weiterDie Entstehung des weltberühmten Naturschutzgebietsam Königssee bei Berchtesgaden ist engverbunden mit der Geschichte des Bundes Naturschutz<strong>in</strong> Bayern.Als im Herbst 1916 e<strong>in</strong> Projekt auftauchte, <strong>in</strong>e<strong>in</strong>e der schönsten Steilwände des malerischenSees zur Kriegser<strong>in</strong>nerung e<strong>in</strong>en riesigen assyrischenLöwen e<strong>in</strong>zumeißeln, trat der damalige erst<strong>eV</strong>orsitzende des Bundes Naturschutz, UniversitätsprofessorDr. Karl Freiherr von Tubeuf, an dieÖffentlichkeit. In se<strong>in</strong>er viel beachteten Denkschriftvon 1921 überzeugte er Politik, Staat undGesellschaft, von diesem uns<strong>in</strong>nigen Vorhaben abzulassen.Stattdessen legte er e<strong>in</strong>en wissenschaftlichfundierten Plan für e<strong>in</strong> Naturschutzgebiet amKönigssee vor. Tubeuf begründete die Vision e<strong>in</strong>esNaturschutzgebietes um den Königssee, den heutigenAlpennationalpark Berchtesgaden, so : „Diesese<strong>in</strong>zigartige Gebiet soll vor dem Menschen geschütztwerden für den Menschen, nicht nur denheutigen, sondern auch den künftigen, es soll erhaltenbleiben <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ursprünglichkeit und Kraft,<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Unberührtheit und majestätischenSchönheit auch für spätere Geschlechter.“Damals hat der Bund Naturschutz erreicht,dass aus dem schon seit 1910 bestehenden Pflanzenschonbezirkmit 8 000 Hektar Fläche e<strong>in</strong> vollwertigesNaturschutzgebiet wurde, die Keimzellefür den Nationalpark. Tubeuf vermerkte se<strong>in</strong>erzeit,dass die preußische Staatsstelle für Naturschutz <strong>in</strong>Berl<strong>in</strong> freudig auf diese Aktivitäten reagiert habe –<strong>in</strong> der Hoffnung, dass dort e<strong>in</strong> Reservat und e<strong>in</strong>deutscher Naturschutzpark entstehe.1953 erregte e<strong>in</strong>e zweite Denkschrift Aufsehen :Der erste Präsident des Deutschen Naturschutzr<strong>in</strong>gs,Dr. Hans Krieg, forderte dar<strong>in</strong> die Schaffunge<strong>in</strong>es Alpennationalparks um den Königssee mitdem Ziel, „dass recht viele an se<strong>in</strong>er Schönheit teilhaben,E<strong>in</strong>heimische und Fremde, und dass jeder,der h<strong>in</strong>kommt, sich als verantwortlicher Treuhänderdieser großartigen Natur fühlt“. Wieder e<strong>in</strong>malbedurfte es des langen Atems, der Naturschützerauszeichnet, bis diese Idee aus ihrer Keimruhe erwecktwurde: 1971 entfachten Wolfgang Engelhardtvom Deutschen Naturschutzr<strong>in</strong>g, Alfred Toepfervom Vere<strong>in</strong> Naturparks, Graf Lennart Bernadottevom Deutschen Rat für Landespflege und der Vorsitzendedes Bundes Naturschutz aufs Neue dieDiskussion, e<strong>in</strong>en bayerischen Alpen nationalparke<strong>in</strong>zurichten. So beauftragte man den Bund Naturschutzmit der Erstellung e<strong>in</strong>es Gutachtens zumAlpennationalpark im Berchtesgadener Land, dasdurch e<strong>in</strong>e Expertise der Gruppe Ökologie umKonrad Lorenz ergänzt wurde. Beides lieferte dieGrundlage dafür, dass nach e<strong>in</strong>igen weiteren <strong>Jahre</strong>nparlamentarischen Tauziehens im <strong>Jahre</strong> 1978 di<strong>eV</strong>erordnung über den Alpennationalpark Berchtesgaden<strong>in</strong> Kraft treten konnte.

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