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100 Jahre Nationalparks in Europa - EUROPARC Deutschland eV

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Die Nationalen Naturlandschaften als Modellregionen28Die globale Klimakrise und der anhaltende Verlustan biologischer Vielfalt haben im Kern dieselbeUrsache : den Raubbau an Ressourcen durch denMenschen. Wir brauchen Lernorte, <strong>in</strong> denen wirdie vorhandenen Strategien für e<strong>in</strong>en nachhaltigenSchutz und e<strong>in</strong>e entsprechende Nutzung natürlicherRessourcen umsetzen und wichtige Erfahrungensammeln. Dafür s<strong>in</strong>d aus me<strong>in</strong>er Sicht die rundWir leben <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht über unser<strong>eV</strong>erhältnisse und s<strong>in</strong>d – auch wenn es Fortschrittegibt – von e<strong>in</strong>er nachhaltigen Wirtschafts- undLebensweise noch weit entfernt.130 Nationalen Naturlandschaften, also <strong>Nationalparks</strong>,Biosphärenreservate und Naturparks, diewir auf rund 25 Prozent unserer Landesflächehaben, bestens geeignet. Sie zu Modellregionen füre<strong>in</strong> modernes, nachhaltiges Leben und Wirtschaftenzu machen, ist die vor uns liegende Aufgabe.Denn es geht bei der Entwicklung dieserSchutzgebiete beileibe nicht nur um die Steuerungökologischer, sondern vor allem auch um sozialeProzesse. Wie Moore erfolgreich wiedervernässtwerden können, ist weitgehend bekannt. Wie aberschaffe ich Akzeptanz für e<strong>in</strong>en anderen Lebensstil,für e<strong>in</strong>e andere Art der Landnutzung, ohne dieMenschen ihrer Entwicklungschancen zu berauben,sondern ihnen neue zu geben ? Wie kann ichdie Entvölkerung im ländlichen Raum stoppen, damitzum Beispiel alte Kulturlandschaft undihre Vielfalt erhalten bleiben ? Wie schaffe ich dorte<strong>in</strong>e angepasste, effektive und bezahlbare Infrastrukturvom ÖPNV bis h<strong>in</strong> zur mediz<strong>in</strong>ischenVersorgung ?Hier Beispiele zu entwickeln, die auch im übrigenländlichen Raum, d. h. <strong>in</strong> der Fläche unseresLandes Anwendung f<strong>in</strong>den können, s<strong>in</strong>d von nöten.Nicht alles davon können Schutzgebiets verwaltungenerreichen, schon gar nicht alle<strong>in</strong>. Hiermüssen Bund, Länder und Kommunen geme<strong>in</strong>sammit an diesem Strang ziehen.Dabei s<strong>in</strong>d die unterschiedlichen Zielsetzungender Schutzgebiete aus me<strong>in</strong>er Sicht hilfreich, Lösungsvariantenfür unterschiedliche Ziele und Problemezu f<strong>in</strong>den : Unsere <strong>Nationalparks</strong>, die ganzüberwiegend „Natur Natur se<strong>in</strong> lassen“ wollen,s<strong>in</strong>d zum Beispiel prädest<strong>in</strong>iert, e<strong>in</strong>en besonderenBeitrag zur Wildnisentwicklung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> zuleisten. Biosphärenreservate und Naturparks, beidenen „Schutz durch Nutzung“ im Vordergrundsteht, können jeweils auf ihre Weise nachhaltigeNutzungsformen von Landschaft entwickeln, dieauf die übrigen Landesflächen übertragen werdenkönnen.Stärker als bisher muss dabei die Rolle derSchutzgebiete für die Wertschöpfung <strong>in</strong> den Regionenherausgestellt werden. Am Beispiel desTourismus hat Professor Job aus Würzburg diesfür die <strong>Nationalparks</strong> ermitteln können : Die rund50 Millionen Besucher der deutschen <strong>Nationalparks</strong>sorgen für e<strong>in</strong>en Bruttoumsatz von rund2,1 Milliarden Euro pro Jahr. Dies entspricht rund70 000 Arbeitsplätzen, die der Tourismus <strong>in</strong> diesenGebieten schafft oder sichert. E<strong>in</strong>e der Schlussfolgerungenaus diesem Vorhaben ist, dass Schutzgebietewie <strong>Nationalparks</strong> für die Menschen <strong>in</strong> derRegion e<strong>in</strong>en enormen Kapitalstock darstellen, derihnen Perspektive und Wohlstand br<strong>in</strong>gt. Zum anderengehört es als e<strong>in</strong> Stück Gerechtigkeit dazu,dass die Gebiete, sprich auch die Schutzgebietsverwaltungen,die quasi den Kapitalstockpflegen, angemessen an dieser Wertschöpfung beteiligtund entsprechend ausgestattet werden.Schon heute s<strong>in</strong>d die Nationalen Naturlandschaften,verglichen mit den übrigen Flächen, dieLokomotiven <strong>in</strong> punkto Begrenzung des Klimawandelsund Erhalt der biologischen Vielfalt –dank auch des großen Engagements <strong>in</strong> den Verwaltungen,Kommunen und Verbänden.Das Bundesumweltm<strong>in</strong>isterium unterstütztmit e<strong>in</strong>er Reihe von Vorhaben diese Aktivitäten,darunter <strong>in</strong> Biosphärenreservaten etwa die Entwicklungals Modellregionen für Klimaschutz undKlimaanpassung. Hier werden Klimaschutzpotenziale– darunter <strong>in</strong> der Wasserwirtschaft und <strong>in</strong>der Landnutzung – aufgezeigt, Anpassungsstrategienerarbeitet, Umsetzungsmaßnahmen vorbereitetsowie die Bevölkerung breit <strong>in</strong>formiert. Ine<strong>in</strong>em weiteren Vorhaben ebenfalls <strong>in</strong> und mit Biosphärenreservatenwerden Empfehlungen erarbeitet,wie die Gebiete ihre Modellfunktion im S<strong>in</strong>nevon Nachhaltigkeit, Erhalt der biologischen Vielfaltund Klimaschutz besser erfüllen können. Darüberh<strong>in</strong>aus wurde nach e<strong>in</strong>er Qualitäts offensivefür Naturparks mit BMU-Unterstützung begonnen,Qualitätskriterien und -standards auch für<strong>Nationalparks</strong> zu entwickeln und anzuwenden.

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