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Dietmar Kastner INTERVIEW DER WOCHE➤<br />
Wie haben sie Tjaereborg<br />
hingebogen, HERR KASTNER?<br />
Herr Kastner, die Sommerkataloge sind<br />
fertig. Wie liefen die Verhandlungen mit<br />
den Airlines?<br />
■ Dieses Mal war es besonders schlimm. Es<br />
galt, eine Preiserhöhung zu finden, die den<br />
hohen Ölpreis mit einschließt. Aber so, dass<br />
alle damit leben können. Wir haben uns<br />
schließlich in der Mitte geeinigt.<br />
Sie berichten, dass alle Marken schwarze<br />
Zahlen schreiben. Aber Tjaereborg<br />
lief bekanntlich nicht so gut an.<br />
■ ITS hatte eine Zuwachsrate von acht Prozent<br />
und Jahn Reisen von elf Prozent. Tjaereborg<br />
hat sich von minus elf auf minus acht<br />
Prozent berappelt. Zu Beginn der Sommersaison<br />
lief es nicht so gut, das stimmt. Aber am<br />
Ende haben wir das wieder aufgefangen.<br />
Wie ist Ihnen das gelungen?<br />
■ Wir haben bei Tjaereborg die Flugkapazitäten<br />
der Nachfrage angepasst.<br />
Das heißt?<br />
■ Wir haben zwölf Prozent der Kapazitäten<br />
gekürzt. Die Buchungen für den Winter sind<br />
allerdings gut, bei Tjaereborg mit am besten.<br />
Insgesamt verzeichnen wir ein Passagierplus<br />
von elf Prozent.<br />
FTI hat das Katalogformat<br />
halbiert. Ist das<br />
eine Möglichkeit, um<br />
Kosten zu sparen?<br />
■ Das Halbieren des Katalogs<br />
lässt den Produktionspreis<br />
leider nicht automatisch<br />
ebenfalls um 50 Prozent<br />
fallen. Maximal 20<br />
Prozent der Kosten kann<br />
man auf diese Art und<br />
Weise einsparen. Die große<br />
Frage ist allerdings: Passen<br />
die Formate in die Katalogständer<br />
der Reisebüros?<br />
Ich denke, bis in einem<br />
halben Jahr wird sich<br />
zeigen, ob die Idee von<br />
Herrn Gunz wirklich erfolgreich<br />
ist.<br />
FACTS<br />
Schwarze Zahlen<br />
Die Rewe-Pauschaltouristik<br />
hat das abgelaufene Geschäftsjahr<br />
2003/04 mit einem<br />
Umsatz von 1,390 Milliarden<br />
Euro (+3,5%) und 2,295 Millionen<br />
Gästen (+4%) abgeschlossen.<br />
64 Prozent des Umsatzes<br />
generierten ITS, Jahn<br />
Reisen und Tjaereborg über die<br />
Key Accounts, 23 Prozent über<br />
die Atlas-, DER- und Derpart-<br />
Reisebüros, zwölf Prozent über<br />
freie Agenturen und ein Prozent<br />
über den Vertriebsweg<br />
Internet.<br />
»Wir würden<br />
gerne auf Kataloge<br />
verzichten«<br />
Dietmar Kastner (60)<br />
ist Sprecher der<br />
Geschäftsführung Rewe Touristik<br />
Wird sich bei den Veranstaltern der<br />
Rewe-Pauschaltouristik in Sachen Kataloge<br />
etwas ändern?<br />
■ Wir würden gerne auf Kataloge verzichten<br />
– sie sind mit der teuerste Faktor. Eine CD-<br />
Rom und Internetpräsentationen wären wesentlich<br />
billiger. Das Problem ist nur, dass wir<br />
unsere Produkte ja verkaufen<br />
müssen. Und das geht<br />
nun mal zum größten Teil<br />
über den Katalog. Bei tagesaktuellen<br />
Preisen à la<br />
Alltours muss man sicher<br />
sein können, dass der Kunde<br />
sich im Internet oder im<br />
Reisebüro informiert.<br />
Für das neue Geschäftsjahr<br />
peilen Sie vier Prozent<br />
Zuwachs an. Was<br />
tun Sie dafür?<br />
■ Wir machen so weiter<br />
wie bisher. Vier Prozent<br />
sind schließlich kein besonders<br />
ehrgeiziges, sondern<br />
eher ein grundsolides<br />
Ziel. Die Kapitalrendite<br />
steht im Vordergrund. Wo sollen zweistellige<br />
Zuwachsraten auch herkommen?<br />
Sie kandidieren bei der nächsten DRV-<br />
Tagung als Vorstand für die Säule D. Warum<br />
bürden Sie sich diese zusätzliche<br />
Belastung auf?<br />
■ Es ist wichtig, einen Verband zu haben. Viele<br />
Gesetzesentwürfe sind schlecht für die<br />
Branche. Der Verband kann dem Gesetzgeber<br />
vermitteln, dass die Touristik ein wichtiger<br />
Wirtschaftszweig ist und unnütze Gesetze<br />
verhindern. Allerdings steht und fällt er mit<br />
dem Vorstand. Herr Laepple mit seinen guten<br />
politischen Beziehungen ist ein Glücksfall.<br />
Wo sehen Sie Innovationsbedarf?<br />
■ Der Verband hat das gleiche Problem wie<br />
eine Regierung: Geht es den Mitgliedern<br />
schlecht, ist er schuld. Doch die Möglichkeit,<br />
aktiv einzugreifen, sind relativ begrenzt. Man<br />
darf nicht zu viel erwarten.<br />
Das Interview führte Susanne Freitag<br />
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s.freitag@travel-one.net<br />
17.11.2004 TRAVEL ONE 7