— 48 —wie wir dies ja auch auf anderen technischen. GebietengewOhnt sind. -Eine Frage von arischeinend n.ebensachlicher Bedeutungist die der Rumpfausgestaltung. DaBwir Kier uns am allerwenigsten an das naturliche Vorbildhalten konnen, liegt in der Natur der Sadie.Denn die Beweglichkeit und die Formanderungsmoglichkeit,the dein Vogelkorper einschlieBlich desSchwanzes gegeben ist, werden wir nie nachzuahmenvermogen.. Es kommt also nur darauf hinaus, bestrebtzu sein, den Ubergang vom Fliigel zran Rumpf ebensoharmonisch auszugestalten, wie wir es beim Vogelfinden. Eine geschlossene Rumpfform wird zweifellosihre Vorteile haben, aber auch ihre groBen Nachteile,auf die wir spater noch zu sprechen kommen. werden.Wenn wir auch davon iiberzeugt sind, daB wirheute noch nicht alle Moglichkeiten fiir der Aufbauvon Seglern kennen, so lehren uns doch die Erfahrungenauf anderen technischen Gebieten, daB eben dieTechpik und der Menschenverstand Mittel and Wegefinders sollen and miissen, die Vorgange der Naturauf mechanische Weise zu erzeagen, ohne dabei dieauBere Form des Mechanismus in eine von der Naturgegeben vorbildliche Form einzukleiden. SchlieBlichwerden wir ja doch mit unseren Leistungen die derNatur iiberbieten, wie wir heute mit dem Flugzeugschon groBere Geschwindigkeiten und groBere Hohenerreichen als irgend ein Vogel, wie wir mit anderenFahrzeugen Geschwindigkeiten auf dem Lande undauf dem Wasser verwirklicht habeas, die die Naturnicht kennt. Thad wie sich die natiirlichen Gebilde,z. B. das des Vogels vom Archeopteryx zum Vogel-T.-- 49 —nur langsam entwickelt haben, um sich dabei vonStufe zu Stufe zu verbessern, so miisseia auch wir inder Technik der Entwicklung Zeit lassen and sehenbeim heutigen Stande des motorischen Flugwesensnoch verhaltnismaBig primitive, neben bereits mehrvervollkommneten Bauarten, die wir nun einzelnnaher betrachten wollen.Flugtechnische Bibliothek, Bd. 14. 4
51 —III. Gleit- und Segelflugzeuge.A. Allgemeines.Wie es verschiedene Arten von VOgeln gibt, namlichsolche, die nur kurze Fliige naachen kOnnen,solche, die gute Flieger and Gleiter, aber schlechteSegler, and solche, die ausschlieBlich Segler sind, sofinden wir auch bei den motorlosen Flugzeugen ahnficheUnterschiede. Wir sind heute eigentlich nochnicht so weit, daB wir sie endgilltig klassifizieren Unnen,aber die Festlegung von Unterscheidungen istnun einmal erforderlich. Die Ausschreibung zu. demRhonsegelflug 1922 unterscheidet erstmals in ihrenBestimmungen drei Gattungen in der Art, wie ich sieungefahr in der Zeitschrift „L -uftfahrt" (im September1921) vorgeschlagen hatte.Die Ausschreibung sieht — ohne damit endgiiltigdie Bezeichnung festlegen zu wollen — folgende dreiGruppen vor:1. Segelflugzeuge, bei denen die geringste Sinkgeschwindigkeitgewertet wird, wobei fiir theZulassung maximal 1,5 m/sec. Sinkgeschwindigkeitvorgesehen ist,2. Gleitflugzeuge, die durch Ruderlegen gesteuertwerden, und3. Gleitflugzeuge, die durch Verlegen desKorpergewichtes gesteuert werden.• Im folgenden mochte ich in umgekehrter Reihenfolgedie Gruppen naher erklaren, aber dabei gleichzeitigmeinem Vorschlag Raum geben, iiberhaupt beimotorlosen Flugzeugen die Bezeichnung „Flugzeug"wegzulassen, and somit ander° Bezeichnungen folgendermaBenbegriinden:1. Hangegleiter, das sind einfache kleine, imEire- oder Doppeldeckersystem (auch als Mehrdecker)ausgebaute Flugflachen, in denen nach LilienthalsVorbild der Fiihrer mit den Achseln hangt. Eineseltenere Nebenart hierzu waren die Liegegleiternach dem Vorbilde von Wright. Wahrend bei denHangegleitern im allgemeinen nur durch Verlegungdes KorpergeWichtes gesteuert wird, wird der Liegegleitermeist eine Betatigung von beweglichen Steuerflachenerfordern, da der liegende Korper nicht gendgendfiir die Veranderung der Schwerpunktslageverschoben werden kama. Man hat bisher bei denHangegleitern von beweglichen Stenerflachen abgesehen,da ja die Made nicht frei waren. Aber es hatsich doch beim Rhonflug 1921 bei dem. Hangegleitervon Pelzner (Fig. 17) gezeigt, daB ein beweglichesSeitenruder scion von groBem Vorteil ist. KonntePelzner zu. Anfang des Wettbewerbs nur Gleitfliigebis 400 m erreichen, so gelangen ihm, nachdem er aufmeinen Vorschlag hin ein bewegliches Seitensteuer angeordnethatte, spater Fllige von 750-850 m Lange,die es ihm ermoglichten, den Preis fiir die gratedurchflogene Gesamtstrecke zu erringen. Schon Chanuteand Herring hatters 1896 festgestellt, daB dieVerlegung des Korpergewichts nicht in allen Fallenausreicht, die gewiinschte Steuerwirkung zu. erzielen.4*