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Lebe Moten un Frünnen - Quickborn. Vereinigung für ...

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HARTWIG SUHRBIER<br />

Ein Mecklenburger ehrenhalber<br />

Reuter-Übersetzer Friedrich Minssen zum 100.<br />

Er stammte aus Danzig, hatte einen Großvater in Mecklenburg <strong>un</strong>d war<br />

promovierter Romanist. Als Lehrer in Zoppot warfen ihn die Nazis raus,<br />

als Verlagslektor kam er in Berlin <strong>un</strong>ter, als Flaksoldat überlebte er den<br />

Krieg. Dann war er als Journalist tätig, nahm an den ersten Tag<strong>un</strong>gen der<br />

Gruppe 47 teil; 1949 wurde er wieder Lehrer, wurde bald ins hessische<br />

Kultusministerium geholt, arbeitete <strong>für</strong> bild<strong>un</strong>gspolitische Institutionen.<br />

Nach der Pensionier<strong>un</strong>g hat er dann etwas geschaffen, was ihm zum<br />

Mecklenburger ehrenhalber werden ließ. Zusammen mit seiner Frau Barbara,<br />

Buchhändlerin <strong>un</strong>d auch aus Danzig, hat er die wesentlichen Prosawerke<br />

Fritz Reuters ins Hochdeutsche übersetzt. Es musste wohl ein<br />

Mensch diese Arbeit t<strong>un</strong>, der norddeutsche Wurzeln hatte <strong>un</strong>d zugleich<br />

mit Belesenheit, Weltläufigkeit <strong>un</strong>d <strong>Lebe</strong>nserfahr<strong>un</strong>g von außen auf den<br />

mecklenburgischen Kosmos Reuters schauen konnte: all dies ist den Übersetz<strong>un</strong>gen<br />

zugute gekommen.<br />

1975 ist die hochdeutsche Stromtid der Minssens <strong>un</strong>ter dem Titel ”Das<br />

<strong>Lebe</strong>n auf dem Lande” erschienen, <strong>un</strong>d zu haben ist sie als Dünndruckband<br />

auch heute noch (ISBN 3-937801-00-6): mit dem klugen Nachwort<br />

des Übersetzers, das in Kenntnis der DDR-Forsch<strong>un</strong>g neue Akzente gesetzt<br />

hat. Und es ist keine Frage – diese Übersetz<strong>un</strong>g mit ihrer niederdeutschen<br />

Anmut<strong>un</strong>g hat Reuters Hauptwerk dauerhaft <strong>für</strong> die deutsche<br />

Literatur gerettet.<br />

1976 <strong>un</strong>d 1977 folgten die Bände ”Gezeiten des <strong>Lebe</strong>ns” (Fest<strong>un</strong>gstid, Franzosentid)<br />

<strong>un</strong>d ”Das <strong>Lebe</strong>n im Paradiese” (Dörchläuchting, Urgeschicht von<br />

Meckelnborg), wiederum mit anregenden Nachworten. Dass die Fritz Reuter<br />

Gesellschaft (FRG) dem Übersetzerpaar 1979 ihren Ehrenbrief verlieh,<br />

versteht sich. Doch Minssen arbeitete auch zehn Jahre im Beirat der FRG<br />

dem Vorstand mit Rat <strong>un</strong>d Tat zu, befragte Reuters Werk weiterhin. Als<br />

er 1988 starb, hinterließ er ein halbfertiges Typoskript, das erstmals den<br />

Einfluss Reuters auf Wilhelm Raabe thematisierte. Am 26. Februar wäre<br />

Friedrich Minssen h<strong>un</strong>dert geworden.<br />

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