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Lebe Moten un Frünnen - Quickborn. Vereinigung für ...

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Die beiden Idyllen von Sophie Dethleffs – SCHÜPPEN<br />

von der Glocke” (1799) entdecken, doch der große Wurf ”Herkules <strong>un</strong>d<br />

Hebe” als Beispiel eines ins Ewige <strong>un</strong>d Göttliche übertragenen seligen<br />

irdischen <strong>Lebe</strong>ns, den er in einem Brief an Wilhelm von Humboldt (vom<br />

30.11.1795) ankündigte, wurde von ihm nicht ernsthaft in Angriff genommen,<br />

<strong>un</strong>d die ”hohe Komödie”, an die er in seinem ”versöhnten Menschenfeind”<br />

(1790) dachte, fand er <strong>un</strong>vollendbar. Idyllisch könnte man<br />

aber Partien der Schweizerwelt im ”Wilhelm Tell” nennen, deren Gefährd<strong>un</strong>g<br />

<strong>un</strong>d Verteidig<strong>un</strong>g eines der letzten Themen Schillers war. Er strebte<br />

als höchste Stufe der Poesie die von der ”sentimentalischen” zur ”idealen”<br />

Stufe hinüberführende Idylle an, die einfach einen guten Zustand<br />

darstelle, begnügte sich in der Theorie aber nicht mit ”naivem” ”Realismus”,<br />

sondern stellte ”philosophische” Ansprüche an dessen Ewigkeit.<br />

Sophie Detleffs hat nach ihm in ”De Fahrt na de Isenbahn” mit betonter<br />

Zuwend<strong>un</strong>g zum Alltag eines literaturfernen <strong>Lebe</strong>ns wieder <strong>un</strong>befangen<br />

eine einfache <strong>un</strong>d <strong>un</strong>komplizierte Idylle geboten. Von den Perspektiven<br />

des Klassikers kann <strong>für</strong> sie keine Rede sein. Sie denkt an kein paradiesisches<br />

Zeitalter, das die Zuk<strong>un</strong>ft bringen soll, sondern berichtet – nur –<br />

aus einer Gegenwart, die sich von heraufziehenden <strong>un</strong>ruhigen Zeiten<br />

abhebt. Ähnlich hatte das ganz selbstverständlich vor ihr der Eutiner<br />

Rektor (<strong>un</strong>d Heidelberger Professor) Johann Heinrich Voss (1751-1826)<br />

als Zeitgenosse Goethes im Hamburger Musenalmanach getan mit den<br />

weltberühmten Geschichten vom ”70. Geburtstag” eines Dorfschullehrers<br />

(1781) <strong>un</strong>d vom <strong>Lebe</strong>n der Pfarrersfrau ”Luise” (1783/84) <strong>un</strong>d in<br />

weiteren achtzehn kürzeren Idyllen, von denen er in den Jahren 1776 <strong>un</strong>d<br />

1777 zwei niederdeutsch abfasste. 7 Sophie Dethleffs wird von Voss gewusst<br />

haben; denn in den wohlhabenderen schleswig-holsteinischen Familien,<br />

in denen sie als Gesellschafterin lebte, wird man nicht nur Werke<br />

von Schiller, sondern auch von Voss besessen haben, da er in ganz Deutschland<br />

ein berühmter Homer-Übersetzer war, der in einer von der Antike<br />

überformten Bild<strong>un</strong>gswelt viel galt. Möglicherweise ist sie außer von Voss<br />

mehr als von Schiller von Goethe inspiriert worden, worüber noch später<br />

zu reden sein wird. Ihre Idyllen sind im Unterschied zu ihren zwischen<br />

hoch- <strong>un</strong>d niederdeutsch schwankenden kürzeren Gedichten plattdeutsch.<br />

8 Klaus Groth hat 1878 im Vorwort zu ihren Gedichten festgehalten:<br />

”In den vierziger Jahren, um die Zeit als Sophie Dethleffs auftrat,<br />

war es die allerschlimmste Periode <strong>für</strong>´s Plattdeutsche. Es war nicht nur<br />

dem passiven Untergange geweiht, es wurde positiv verfolgt, ...” 9 Schon<br />

deshalb musste Sophie Dethleffs Idylle ”De Fahrt na de Isenbahn” in<br />

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