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Lebe Moten un Frünnen - Quickborn. Vereinigung für ...

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HARTWIG SUHRBIER<br />

“Wat för ’ne vergnäugte Duhniteh...”<br />

Nachforsch<strong>un</strong>gen zu einem Wort bei Heinrich Seidel<br />

D<strong>un</strong>as, D<strong>un</strong>heit, D<strong>un</strong>igkeit <strong>un</strong>d, als Steiger<strong>un</strong>g, Droehnd<strong>un</strong>igkeit: welch<br />

schöne Reihe von plattdeutschen Wörtern <strong>für</strong> jenen Zustand, den wohl jeder<br />

kennt, aber nicht allzu häufig haben muss. Erprobte Anwend<strong>un</strong>gs-Beispiele <strong>für</strong><br />

diese Wörter hält das “Mecklenburgische Wörterbuch” (MWB) parat.<br />

“Dat gifft ’n schönen D<strong>un</strong>as!” heißt es, warnend oder empfehlend, von diesem<br />

oder jenem Getränk. “D<strong>un</strong>heit vergeiht, Dummheit blifft”, weiß sich der Volksm<strong>un</strong>d<br />

zu trösten. Und in Fritz Reuters “Franzosentid” ist von Möller Voß <strong>un</strong>d<br />

“sine D<strong>un</strong>igkeit” die Rede, nachdem der Müller auf Geheiß des Amtshauptmanns<br />

einen französischen Chasseur <strong>un</strong>ter den Tisch gesoffen hatte.<br />

D<strong>un</strong>as, D<strong>un</strong>heit, D<strong>un</strong>igkeit, Droehnd<strong>un</strong>igkeit – diese Reihe lässt sich noch<br />

um ein w<strong>un</strong>derbares Wort verlängern, das nicht im MWB steht. In Kapitel 2<br />

von Heinrich Seidels Roman “Reinhard Flemmings Abenteuer” (1898/99) gebraucht<br />

es der Hausknecht Driebenkiel. Der stößt im Weinkeller seines Arbeitgebers<br />

auf einen Stapel staubbedeckter vierkantiger Buddels <strong>un</strong>d stielt eine davon<br />

in der Annahme, sie enthalte Schnaps. Es ist aber doch Wein drin, <strong>un</strong>d zwar ein<br />

besonders guter, wie ihn Driebenkiel noch nie getr<strong>un</strong>ken hatte:<br />

“J<strong>un</strong>ge di! [...], nu kreg ick ierst tau weiten, wat Wien is. Dei güng mi dei<br />

Gördel dal as idel säut Füer <strong>un</strong> leep mi dörch ’t ganze Liew bet in dei Knäwel<br />

<strong>un</strong> bet in dei Tehn. Un wat för ’ne vergnäugte Duhniteh geew dat; as ick<br />

den Buddel utharr, dacht ick, ick hürt dei Engel in ’n Himmel singen.”<br />

Seidels Duhniteh, ein plattdeutscher Wortkörper mit französisierender End<strong>un</strong>g,<br />

ist den Machern des MWB entgangen, weil sie die plattdeutschen Passagen im<br />

Werk Seidels nicht ausgewertet haben.<br />

Aber es gibt eine hochdeutsche Variante von “Duhniteh”, <strong>un</strong>d die ist zu Wörterbuch-Weihen<br />

gekommen. Erstmals durch Heinz Küpper in seinem “Wörterbuch<br />

der deutschen Umgangssprache”, 3. Auflage 1961, Band 1: “Duhnität f Tr<strong>un</strong>kenheit.<br />

Lit: 1932 Fallada, 2,232”. Verwiesen ist hier auf Falladas berühmtesten<br />

Roman “Kleiner Mann, was n<strong>un</strong>?”, <strong>un</strong>d darin heißt es:<br />

“...auch diese Feier, mit all ihrer D<strong>un</strong>ität <strong>un</strong>d Knutscherei, vergessen,<br />

vers<strong>un</strong>ken, verleugnet...”.<br />

Im Erschein<strong>un</strong>gsjahr des Romans hat Fallada das Wort in einem Brief ebenfalls<br />

benutzt. Darin beichtet er seiner Frau aus Berlin <strong>un</strong>ter dem 16. Mai 1932 einen<br />

Seitenspr<strong>un</strong>g <strong>un</strong>d entschuldigt sich kleinlaut mit den Worten:<br />

“...<strong>un</strong>d es war ein bisserl Erotik <strong>un</strong>d ein bisserl Mitleid <strong>un</strong>d ein bisserl<br />

Duhnität, das aber nur im Anfang.”<br />

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