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Wegweiser für den Umgang nach Trennung und Scheidung

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Im Vorfeld einer <strong>Umgang</strong>sregelung wissen vieleEltern nicht, woran sie sich orientieren können.Es gibt keine allgemeingültigen Maßstäbe, die fürjede Familie passen. Berücksichtigt wer<strong>den</strong> müssendas Alter des Kindes, die bisherige Beziehung vonEltern <strong>und</strong> Kind sowie die Bedürfnisse <strong>und</strong> der Willedes Kindes. Aber auch die Eltern sollten sich fragen,welche <strong>Umgang</strong>sregelung mit ihrer Lebenssituationvereinbar ist <strong>und</strong> kontinuierlich <strong>und</strong> zuverlässigeingehalten wer<strong>den</strong> kann. Sie sollten sich aberauch über ihre eigenen Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisseklar wer<strong>den</strong>. Zum einen, um sie von <strong>den</strong> Wünschen<strong>und</strong> Bedürfnissen des Kindes <strong>und</strong> <strong>den</strong> ErwartungenDritter zu unterschei<strong>den</strong>, d.h. um <strong>den</strong> eigenenStandpunkt zu bestimmen. Zum anderen, umzu einer <strong>Umgang</strong>sregelung zu kommen, mit derdie Eltern zufrie<strong>den</strong> sind, selbst wenn nicht alleWünsche realisiert wer<strong>den</strong> können.Nina, 36 Jahre, mit Blanca, zwei Jahre:„Blancas Vater verließ mich kurz <strong>nach</strong>der Geburt. Fast ein Jahr lang hat er sichdann nicht mehr gerührt. Jetzt kommter einmal die Woche, um mit Blanca zuspielen. Die bei<strong>den</strong> verstehen sich gut, aberich kann es nur schwer ertragen, ihn inmeiner Wohnung zu sehen. Vielleicht bitteich Blancas Oma, bei <strong>den</strong> Terminen zu mir’rüber zu kommen <strong>und</strong> ich geh’ in der Zeitirgendwo einen Kaffee trinken“.mählich festigt, kann sich die <strong>Umgang</strong>sregelung im zweitenFall auf eine schon gewachsene Vertrautheit stützen.Kennen sich der umgangsberechtigte Elternteil <strong>und</strong> dasKind noch nicht oder haben bisher nur wenige, zeitlich weitauseinanderliegende <strong>Umgang</strong>skontakte stattgefun<strong>den</strong>,sollten die ersten Besuche in der vertrauten Umgebungdes Kindes <strong>und</strong> im Beisein des betreuen<strong>den</strong> Elternteils odereiner anderen vertrauten Person stattfin<strong>den</strong>. Um ein Vertrauensverhältniszum Kind aufzubauen, sollten die Termineregelmäßig stattfin<strong>den</strong> <strong>und</strong> vereinbarte Termine zuverlässigeingehalten wer<strong>den</strong>. Sobald das Alter des Kindes <strong>und</strong> dieEntwicklung des Vertrauensverhältnisses es zulassen, sollteder <strong>Umgang</strong> aber in der Lebenssphäre des umgangsberechtigtenElternteils stattfin<strong>den</strong>, damit das Kind ihn inseiner alltäglichen Umgebung erleben kann.Das Alter des Kindes <strong>und</strong> der Grad der Vertrautheit zwischenumgangsberechtigtem Elternteil <strong>und</strong> Kind sollte auch fürdie Häufigkeit <strong>und</strong> die Dauer der Kontakte maßgeblich sein.Eine Ausweitung des <strong>Umgang</strong>s sollte in jedem Fall in Abhängigkeitvon der Beziehung zum Kind überlegt wer<strong>den</strong>.Diese Beziehung zum Kind sollte realistisch beurteiltwer<strong>den</strong>. Weder der betreuende noch der umgangsberechtigteElternteil sollten der Versuchung erliegen, dieBedeutung der Betreuung bzw. des <strong>Umgang</strong>s zu überhöhen.Der <strong>Umgang</strong> mit dem Kind eignet sich auf keinen Fall dazu,sich oder dem anderen Elternteil etwas beweisen zu wollen.Gerade wenn starke Konflikte zwischen <strong>den</strong> Eltern bestehen,sind sie aufgefordert, eine tragfähige Lösung zu fin<strong>den</strong>,die bei<strong>den</strong> eine langfristige Perspektive bietet <strong>und</strong> dieBedürfnisse <strong>und</strong> <strong>den</strong> Willen des Kindes in <strong>den</strong> Mittelpunktstellt.Beziehung vonEltern <strong>und</strong> KindEine erste Orientierungshilfe für Eltern bei <strong>den</strong> Überlegungenfür die Ausgestaltung <strong>und</strong> Durchführung des <strong>Umgang</strong>skann die Beziehung des jeweiligen Elternteils zum Kind sein.In diese Überlegungen sollten immer auch der Zeitpunktder <strong>Trennung</strong> <strong>und</strong> das Alter des Kindes mit einbezogenwer<strong>den</strong>. Haben sich z.B. die Eltern bereits kurz <strong>nach</strong> derGeburt des Kindes getrennt <strong>und</strong> konnte das Kind dadurchkeine enge Beziehung zum umgangsberechtigten Elternteilaufbauen, wird die <strong>Umgang</strong>sregelung anders aussehenmüssen als wenn Eltern <strong>und</strong> Kinder bereits über viele Jahrezusammengelebt haben. Während bei der ersten Konstellationdie Beziehung zwischen dem umgangsberechtigtenElternteil <strong>und</strong> dem Kind im Verlauf des <strong>Umgang</strong>s sich all-<strong>Wegweiser</strong> für <strong>den</strong> <strong>Umgang</strong> / Überlegungen im Vorfeld 31

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