Aktuelle Themen aus den LKHs
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Das Phänomen der Schreibabys:<br />
10 bis 30 % aller Säuglinge<br />
sind betroffen<br />
10 bis 30 % aller Säuglinge sind so genannte „Schreibabys”.<br />
In <strong>den</strong> meisten Fällen treten diese unstillbaren<br />
Schrei- und Unruhephasen ab dem 7. bis<br />
10. Lebenstag bevorzugt in <strong>den</strong> Abendstun<strong>den</strong><br />
auf. „Den absoluten Höhepunkt erreichen<br />
diese Schreiphasen bei Neugeborenen<br />
mit etwa sechs Wochen, mit fortschreitender<br />
Entwicklung der Säuglinge gehen sie wieder<br />
zurück. Nach drei Monaten kann von einer<br />
Stunde täglich <strong>aus</strong>gegangen wer<strong>den</strong>”, erklärt<br />
OA Dr. Richard Seimann von der Neugeborenenabteilung<br />
der Linzer Kinderklinik.<br />
Aus Untersuchungen geht hervor, dass der Ernährungsmodus,Kohlenhydrateverdauungsprobleme<br />
und Kuhmilchprotein-Unverträglichkeit<br />
zwar Ursachen für die unstillbaren<br />
Schrei- und Unruhephasen sein können,<br />
jedoch in deutlich geringerem Maße als vermutet.<br />
OA Dr. Richard Seimann: „Bei über<br />
50 % der Schreikinder wur<strong>den</strong> entwicklungsneurologische<br />
Auffälligkeiten festgestellt, die<br />
sich jedoch mit zunehmendem Alter und fortschreitender<br />
neurologischer Ausreifung bis<br />
zum Ende des ersten Lebensjahres normalisierten.<br />
Eine dritte entschei<strong>den</strong>de Gruppe<br />
<strong>den</strong>kbarer Ursachen stellen erhöhte psycho-<br />
soziale Belastungen innerhalb der Familie<br />
dar. Übermäßige Ängste der Mutter, Partnerschaftskonflikte,<br />
mangelnde soziale Unterstützung<br />
usw. können mögliche Gründe für<br />
das Auftreten dieser unstillbaren Schrei- und<br />
Unruhephasen sein.”<br />
Erste adäquate Anlaufstelle:<br />
die Säuglingsambulanz<br />
an der Linzer Kinderklinik<br />
Die Experten unterschei<strong>den</strong> jedoch eindeutig<br />
zwischen zeitlich begrenztem exzessivem<br />
Schreien im frühen Säuglingsalter, das in <strong>den</strong><br />
meisten Fällen Ausdruck einer Unreife der<br />
kindlichen Verhaltensregulation ist, und einem<br />
Schreien, das über die magische 3-Monats<br />
Grenze hin<strong>aus</strong> anhält. Empfohlen wird in<br />
diesem Zusammenhang das Aufsuchen eines<br />
Kinderfacharztes, der von Beginn an in die jeweilige<br />
Problemsituation eingebun<strong>den</strong> ist.<br />
„Wir bieten diese erste Form der Abklärung<br />
und Betreuung in der Säuglings-Ambulanz<br />
an. Bei zunehmender Verschlechterung der<br />
Schreisituation und Erschöpfung der Neuge-<br />
<strong>Aktuelle</strong> <strong>Themen</strong> <strong>aus</strong> <strong>den</strong> <strong>LKHs</strong><br />
23<br />
Das Schreien eines Neugeborenen zählt wohl zu <strong>den</strong><br />
normalsten Dingen dieser Welt und zu <strong>den</strong> wenigen<br />
„Nebenwirkungen”, die das Elternwer<strong>den</strong> eben mit<br />
sich bringt. Beunruhigend wird das Schreien jedoch<br />
dann, wenn es sich über einen Zeitraum von mehr als<br />
vier Stun<strong>den</strong> erstreckt. Diese bis dato wenig erforschten<br />
exzessiven Schreiphasen bei Säuglingen treten<br />
bei 10 bis 30 % aller gesun<strong>den</strong> Neugeborenen in <strong>den</strong><br />
ersten Lebenswochen auf – die Experten sprechen<br />
dann von so genannten „Schreibabys”.<br />
borenen bzw. der Eltern ist oft auch eine stationäre<br />
Aufnahme von wenigen Tagen äußerst<br />
hilfreich”, so Dr. Seimann.<br />
Geregelter Tagesablauf<br />
und regelmäßige „Timeouts”<br />
empfehlenswert<br />
In der Regel führt eine gezielte Entwicklungsberatung<br />
innerhalb weniger Sitzungen zu<br />
einer erheblichen Verbesserung der Symptomatik<br />
und zu einer allgemeinen Entspannung<br />
des familiären Systems. Innerhalb dieser Sitzungen<br />
wird beispielsweise das richtige<br />
Handling des Neugeborenen besprochen.<br />
Zentraler Aspekt ist außerdem die Schaffung<br />
einer bestimmten Routine und die Gewöhnung<br />
des Babys daran – es gilt einen geregelten<br />
Tagesablauf zu bewirken und die<br />
Schreiphasen mit Spazierenfahren, Tragetuch<br />
etc. so gut wie möglich zu überbrücken. „Ein<br />
regelmäßiges ‚Time-out’ für die Mütter, als primäre<br />
Bezugspersonen sollte ebenfalls berücksichtigt<br />
wer<strong>den</strong>”, betont Seimann.<br />
OA Dr. Richard Seimann