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Aktuelle Themen aus den LKHs

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Schluckstörungen – Was tun?<br />

Isabella Geier unterstützt eine Patientin bei der<br />

Flüssigkeitsaufnahme.<br />

Stellen Sie sich kurz einmal vor, Sie<br />

hätten eine Halsentzündung, Ihr Rachen<br />

ist gerötet und jeder Schluck<br />

schmerzt oder noch schlimmer: Sie<br />

bekommen gar nichts mehr hinunter.<br />

Das Essen wird zur Qual, auch<br />

das Trinken fällt Ihnen schwer. Wie<br />

sehr haben Sie nun Spaß daran, gemeinsam<br />

mit Ihrer Familie oder Ihren<br />

Freun<strong>den</strong> das Mittagessen einzunehmen<br />

oder am Abend ein Glas<br />

Wein in geselliger Runde zu trinken?<br />

Der Schluckvorgang ist ein hochkomplexer<br />

und hochkomplizierter physiologischer Prozess,<br />

an dem eine Vielzahl von Muskeln, Nerven<br />

und Organen (Lippen, Wangen, Zunge, Gaumensegel,<br />

Rachen, Kehlkopf, Stimmbänder,<br />

Speiseröhre, ...) beteiligt sind. Meistens völlig<br />

unbemerkt, wiederholt sich der Schluckvorgang<br />

zwischen 600- und 2.000-mal pro Tag.<br />

Diese eindrucksvolle Zahl belegt, wie unangenehm<br />

es für <strong>den</strong> Betroffenen sein muss,<br />

wenn dieser Vorgang gestört ist.<br />

Von Schluckstörungen nicht betroffene Menschen<br />

sind selten gezwungen, sich über die<br />

enorme Wichtigkeit des Schluckens in ihrem<br />

Leben Gedanken machen zu müssen. Deshalb<br />

ist <strong>den</strong> meisten gar nicht bewusst, welche<br />

Beeinträchtigung eine Störung oder der<br />

totale Verlust der Fähigkeit des Schluckens<br />

für <strong>den</strong> jeweiligen Menschen bedeutet. „Probleme<br />

beim Essen und Trinken vermindern<br />

nicht nur entschie<strong>den</strong> die Lebensqualität,<br />

sondern bewirken in einigen Fällen sogar <strong>den</strong><br />

sozialen Rückzug <strong>aus</strong> der Gesellschaft. An die<br />

Stelle des Genusses frisch zubereiteter Mahlzeiten<br />

tritt die Angst vor dem Verschlucken”,<br />

erklärt Isabella Geier, diplomierte Logopädin<br />

am LKH Bad Ischl. Beim Verschlucken gelangt<br />

auch immer wieder Nahrung oder Speichel in<br />

die Lunge und verursacht Entzündungen.<br />

Gründe für die Entstehung von mehr oder<br />

weniger stark <strong>aus</strong>geprägten Schluckstörungen<br />

gibt es viele. Sie reichen von Erkrankungen<br />

des Gehirns (z. B. Schlaganfall, Schädel-<br />

Hirn-Trauma, MS, ...) bis zu altersbedingten<br />

Veränderungen wie Zahnverlust oder muskulären<br />

Schwächen. Aber auch nach Operationen<br />

oder Verletzungen im Kehlkopf-, Halsund<br />

Halswirbelsäulenbereich besteht das Risiko,<br />

eine Schluckstörung zu erlei<strong>den</strong>.<br />

Folgende Symptome könnten bereits Hinweise<br />

auf eine eventuelle Schluckstörung<br />

sein:<br />

• Verstärkte Verschleimung/Husten/<br />

Räusperzwang<br />

• Erschwerte Nahrungsaufnahme:<br />

Patient hustet beim Versuch der<br />

Nahrungsaufnahme – „Nahrung steckt<br />

im Hals”<br />

• Fremdkörpergefühl im Hals<br />

• Haltungsänderung beim Schlucken –<br />

Kopfneigen nach vorne oder zur Seite<br />

• Beeinträchtigung des Sprechvermögens<br />

bzw. Veränderung der Stimme<br />

• Aufstoßen/Sodbrennen<br />

• Angst oder Schmerzen beim Schlucken<br />

• Fieber unklarer Herkunft<br />

• Gewichtsabnahme<br />

Was man selbst beachten kann:<br />

• Der Hustenreflex muss erhalten sein.<br />

• Mahlzeiten sollten unter Aufsicht ein-<br />

genommen wer<strong>den</strong>, beim Verschlucken<br />

<strong>den</strong> Oberkörper nach vorne bringen,<br />

kräftig abhusten und NICHT auf <strong>den</strong><br />

Rücken klopfen!<br />

• Flüssigkeiten, die meist schwieriger zu<br />

schlucken sind (unkontrollierter Abfluss<br />

in <strong>den</strong> Rachen), können eingedickt<br />

wer<strong>den</strong> (Quick und Dick).<br />

• Vermei<strong>den</strong> Sie gemischte Konsistenzen –<br />

Nudelsuppe; flüssig und fest – sowie<br />

bröselige Speisen (Grießbrei).<br />

• Nach Möglichkeit eine aufrechte Sitzposition<br />

einnehmen.<br />

• Nur kleine Schlucke und Bissen in <strong>den</strong><br />

Mund nehmen und erst nach dem<br />

Schlucken wieder sprechen!<br />

• Speisereste <strong>aus</strong> dem Mund entfernen –<br />

regelmäßige Mundpflege.<br />

• Nach dem Essen ca. 20 Minuten aufrecht<br />

sitzen bleiben, räuspern und<br />

„leer” (= ohne Speisebrei) nachschlucken<br />

lassen.<br />

<strong>Aktuelle</strong> <strong>Themen</strong> <strong>aus</strong> <strong>den</strong> <strong>LKHs</strong><br />

27<br />

Patienten mit Schluckstörungen benötigen<br />

einen individuellen, auf ihre Bedürfnisse <strong>aus</strong>gerichteten<br />

Therapieplan, <strong>den</strong> die diplomierte<br />

Logopädin in Zusammenarbeit mit einem<br />

HNO-Arzt, der Diätassistentin und dem Pflegepersonal<br />

erstellt. Isabella Geier: „Ziel der Therapie<br />

ist die Wiederherstellung eines normalen<br />

Schluckablaufes. Ist dies <strong>aus</strong> bestimmten<br />

Grün<strong>den</strong> nicht mehr möglich, versuchen wir,<br />

die vorhan<strong>den</strong>en Fähigkeiten unserer Patienten<br />

so weit zu nutzen bzw. sogar zu verbessern,<br />

dass es ihnen mit Unterstützung gelingt,<br />

wieder Nahrung zu sich zu nehmen. In manchen<br />

Fällen ist es jedoch notwendig, Patienten<br />

über eine Sonde zu ernähren.” Erreicht<br />

wer<strong>den</strong> sollen diese Ziele unter anderem<br />

durch gezielte Reiz- und Mobilisationstechniken,<br />

das Erlernen von Ersatzstrategien, die<br />

Verbesserung des Mundschlusses und der<br />

Speichelkontrolle sowie Veränderungen in<br />

der Nahrungskonsistenz.

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