Interhemisphärische Interaktionen nach Schlaganfall
Interhemisphärische Interaktionen nach Schlaganfall
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Tierstudien demonstrierten läsionsinduzierte neuronale Plastizität innerhalb<br />
funktionell verknüpfter Regionen der ungeschädigten Hemisphäre (Jones und<br />
Schallert, 1994; Jones et al., 1999). Es gibt Hinweise darauf, dass beim<br />
Menschen ipsilaterale Projektionen in der Wiederherstellung der Funktion <strong>nach</strong><br />
<strong>Schlaganfall</strong> eine Rolle spielen. Junge Patienten, welche bei therapieresistenter<br />
Epilepsie hemispherektomiert worden waren, zeigten keine komplette<br />
Hemiparese, sondern lediglich eine Störung selektiver und gezielter Finger- und<br />
Handbewegungen. In diesen Patienten konnten Hömberg et al. (1991) und<br />
Benecke et al. (1991) mittels TMS ipsilaterale Projektionen zu proximalen<br />
Armmuskeln <strong>nach</strong>weisen.<br />
Mit unterschiedlichen Methoden wurde in den folgenden Studien eine vermehrte<br />
Aktivierung der ungeschädigten Hemisphäre beschrieben. In spektralen EEG<br />
Analysen zeigte sich eine höhere Aktivität der Zentralregion der ungeschädigten<br />
Hemisphäre bei <strong>Schlaganfall</strong>patienten im Vergleich zu der entsprechenden<br />
Hemisphäre bei gesunden Kontrollpersonen (Gerloff et al., 2006). Dieses<br />
Ergebnis war besonders deutlich im Bereich der beta-Frequenz (13-30 Hz) zu<br />
sehen, welche außerordentlich empfindlich auf Veränderungen von<br />
Motorikparametern reagiert (Andres et al., 1999; Mima et al., 2001; Chen et al.,<br />
2003). Interessant ist, dass o. g. Aktivierung der ungeschädigten Hemisphäre<br />
sowohl während der Bewegungsvorbereitung als auch deren Ausführung<br />
sichtbar war. Im PET konnte eine Zunahme metabolischer Aktivität im dorsalen<br />
Prämotorischen Kortex (PMd; BA 6) sowie Primärmotorischen Kortex (M1; BA4)<br />
der ungeschädigten Hemisphäre <strong>nach</strong>gewiesen werden (Gerloff et al., 2006).<br />
Des weiteren zeigte sich im oberen Parietallappen ein im Vergleich zur<br />
Kontrollgruppe gesteigerter regionaler kortikaler Blutfluss (Gerloff et al., 2006).<br />
Ebenso wiesen die PET Daten von Nelles et al. (1999) und die fMRI Studie von<br />
Fujii und Nakada (2003) <strong>nach</strong>, dass es zu einer Reorganisation des M1 der<br />
ungeschädigten Hemisphäre während der Erholung von einem Kapselinfarkt<br />
kommt. In einer fMRI Studie fanden Johansen-Berg et al. (2002a), dass die<br />
Erholung der Handfunktion <strong>nach</strong> <strong>Schlaganfall</strong> mit einer Aktivitätssteigerung in<br />
den oberen hinteren Regionen der Kleinhirnhemisphären einhergeht.<br />
Zusammenfassend scheinen sich die ungeschädigte Hemisphäre und ihre<br />
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