Interhemisphärische Interaktionen nach Schlaganfall
Interhemisphärische Interaktionen nach Schlaganfall
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Ohtsuki (1983,1994) zog auch noch eine weitere Erklärung für das Phänomen<br />
des Bilateralen Defizits in Betracht: die der geteilten Aufmerksamkeit oder auch<br />
„divided attention“. So soll bei der Ausführung einer gleichzeitigen bilateralen<br />
Aufgabe als Vereinigung zweier unabhängiger unilateraler Aufgaben nun jeder<br />
Aufgabe nur eine begrenzte Menge an Aufmerksamkeit zukommen und somit<br />
auch Schnelligkeit und Kraft abnehmen. Das Fehlen eines Bilateralen Defizits<br />
bei Aktivierung nicht homologer Muskelgruppen spricht jedoch klar gegen die<br />
Hypothese der divided attention als alleiniges Erklärungsmodell (Howard und<br />
Enoka 1991).<br />
1.5.2 Bilaterales Defizit im Alter<br />
Die Inzidenz von Schlaganfällen steht in engem Verhältnis zum Alter (Zuber<br />
and Mas, 1992). Aus diesem Grund ist es hilfreich in der Analyse der Effekte<br />
des <strong>Schlaganfall</strong>s auf interhemisphärische <strong>Interaktionen</strong> den möglichen Einfluss<br />
des Alters auf diese zu berücksichtigen. Li et al., 2003 und Shinohara et al.,<br />
2003 konnten bei älteren Menschen ein größeres Kraftdefizit im Sinne einer<br />
größeren Differenz der Kontraktion einzelner Muskeln/Finger im Vergleich zur<br />
Kontraktion mehrerer beobachten. Sailer et al. (2000) zeigten in EEG-Studien,<br />
dass das alternde Gehirn im Vergleich zum jungen Gehirn im Zuge der<br />
Bewältigung einer motorischen Aufgabe vermehrt primäre-sensomotorische und<br />
prämotorische Regionen beider Hemisphären rekrutiert. Boroojerdi et al. (1998)<br />
fanden jedoch in einer TMS-Studie ähnliche interhemisphärische Interaktion bei<br />
älteren und jüngeren Probanden vor. Der Einfluss des Alters auf das<br />
sogenannte BiD wurde bis dato noch nicht ausführlich untersucht, ebenso<br />
wenig das BiD bei <strong>Schlaganfall</strong>patienten.<br />
1.5.3 Bimanuelles Advantage<br />
Das sogenannte „Bimanuelle Advantage“ wurde von Helmuth und Ivry (1996) in<br />
einem Fingertapping-Experiment beobachtet. In diesem Experiment waren die<br />
Probanden angehalten zunächst ihre Tastenantworten mit einem Metronom zu<br />
synchronisieren und sollten dann diesen Rhythmus ohne externe Stimulation<br />
durch das Metronom beibehalten. Helmut und Ivry (1996) fanden heraus, dass<br />
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