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Interhemisphärische Interaktionen nach Schlaganfall

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1 Einleitung<br />

Es war am Abend des 11. Dezember 1911, als der 53jährige Lovis Corinth einen<br />

vermutlich schweren rechtshemisphärischen <strong>Schlaganfall</strong> erlitt (Schuster et al., 1996).<br />

Corinth war in der Hochphase seines Schaffens, in keinem Jahr hatte er mehr Gemälde<br />

abgeschlossen und war außerdem Vorsitzender der Berliner Secession geworden. Der<br />

neben Liebermann und Slevogt bedeutendste Vertreter des deutschen Impressionismus<br />

und gefeierte Maler der Berliner Kunstszene war allerdings nur kurz aus der Bahn<br />

geworfen. Im Dezember saß er wieder an seiner Korrespondenz und im Januar 1912<br />

wurde berichtet, dass er bereits wieder zeichnete, auch wenn motorisch noch nicht in<br />

optimaler Verfassung. So schrieb er in seinen Erinnerungen von einer „linksseitigen<br />

Lähmung“ und einem ungeheueren „Zittern der rechten Hand, durch Anstrengungen mit<br />

der (Radier-)Nadel verstärkt ...“. Seine Frau bestätigte die Lähmung in ihren Aussagen<br />

nicht, erwähnte aber, dass er eine etwas schwerfällig Hand zurückbehielt: „Bis zum<br />

letzten Bilde ... malte er im Stehen und hielt in der linken Hand die Palette. Diese linke<br />

Hand war unbeholfen in kleinen Bewegungen wie Tuben aufdrehen ...“.<br />

Zwar hatte der <strong>Schlaganfall</strong> den Menschen Corinth verändert, er war <strong>nach</strong>denklicher<br />

und religiöser geworden, nicht aber den kreativen Künstler. Sein Werksverzeichnis<br />

betrachtend kann man feststellen, dass er als Maler in seiner Produktivität nicht<br />

eingeschränkt war. Und seine Werke verloren auch nicht an Bedeutung, vielmehr wurde<br />

seine Malerei expressiver und ausdrucksstärker. Stilistisch entwickelte er sich zu einem<br />

der wegweisenden figurativen Maler des 20. Jahrhunderts.<br />

Lovis Corinth ist ein motivierendes Beispiel für Patienten, da er trotz seines<br />

<strong>Schlaganfall</strong>s Kunst auf allerhöchstem Niveau erschuf (Bäzner und Hennerici, 2006).<br />

Abbildung 1: Selbstbildnis, 34x28cm, Bleistift auf weißgrauem Velin, 1912, Detroit Institute of Arts<br />

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