Interhemisphärische Interaktionen nach Schlaganfall
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sich jedoch bei älteren Probanden eine reduzierte long-latency IHI im Vergleich<br />
zu jungen Probanden bei gleichbleibender IHI in Ruhe (Talelli et al. 2008b).<br />
Zwei weitere Studien zeigten, dass fortgeschrittenes Alter mit erhöhter<br />
aufgabenbezogener Aktivität im rechten (ipsilateralen) Primären Motorkortex<br />
(M1) während Faustschluss der rechten Hand einherging (Naccarato et al.,<br />
2006; Ward et al., 2008). Diese Ergebnisse werden von den Autoren unter<br />
anderem auf eine mutmaßliche Reduktion der IHI zwischen den Motorkortices<br />
älterer Menschen zurückgeführt (Naccarato et al., 2006; Ward et al., 2008). Des<br />
Weiteren zeigte sich ein erhöhtes BOLD Signal bei gesteigerter<br />
Faustschlusskraft in bilateralen ventrolateralen Prämotorkortices deutlicher in<br />
älteren Probanden (Talelli et al.2008). Talelli et al. (2008) bestätigen in ihrer<br />
Studie, dass es mit zunehmendem Alter zu einer gesteigerten<br />
aufgabengebundenen Aktivität im ipsilateralen M1 kommt. Sie sehen in den<br />
Ergebnissen ihrer Studie Parallelen zu Ergebnissen bei Patienten mit<br />
subkortikalem <strong>Schlaganfall</strong>, die, wie bei den älteren Probanden, eine<br />
Verschiebung der Aktivierungsmuster bei Handmotorik vom kontralateralen M1<br />
zu bilateralen prämotorischen Regionen, bei schwerer betroffenen Patienten<br />
(Ward et al., 2003) und in Patienten mit größerem kortikospinalen Schaden<br />
(Ward et al., 2007) zeigen. So sollen prämotorische Regionen zur Optimierung<br />
der motorischen Antwort nicht nur im geschädigten Gehirn, sondern auch in<br />
gesunden Individuen mit erniedrigter Erregbarkeit des Motorkortex aktiv sein<br />
(Talelli et al., 2008). Sie vermuten weiter, dass ähnliche Reorganisationsmuster<br />
wie <strong>nach</strong> subkortikalem <strong>Schlaganfall</strong> schon als Teil des normalen<br />
Altersprozesses abgelaufen sind, und dass Menschen mit „älteren“ Gehirnen<br />
somit über weniger Erholungspotential <strong>nach</strong> Schädigung verfügen. Eine<br />
Hypothese, die es durch weitere Studien zu überprüfen gilt.<br />
4.2.3 <strong>Interhemisphärische</strong> Inhibition vs. geteilte<br />
Aufmerksamkeit<br />
In Konkurrenz zur Hypothese, dass das Bilaterale Defizit durch veränderte<br />
<strong>Interhemisphärische</strong> Inhibition zustande kommt, steht die Hypothese der<br />
Geteilten Aufmerksamkeit (divided attention). Withaar und Brouwer (2003)<br />
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