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Blitzlicht Genomforschung<br />

+CNA<br />

+UPD<br />

10% (8)<br />

Normaler Karyotyp Anomaler Karyotyp<br />

+CNA<br />

+UPD<br />

1% (1) -CNA<br />

+UPD<br />

5% (4)<br />

-CNA<br />

-UPD<br />

27% (23)<br />

-CNA +CNA<br />

+UPD +UPD<br />

1% (1) 1% (1)<br />

deuten darauf hin, dass die Rearrangements<br />

im Gegensatz zu zytogenetischen Befunden<br />

nicht balanciert zu sein scheinen. Zudem wurde<br />

ein Deletionsendpunkt identifiziert, der sich an<br />

einer verbreiteten Translokations-Bruchstelle<br />

im NUP98-Gen auf Chromosom 11p15 befand,<br />

obgleich bei dem betroffenen Patienten keine<br />

zytogenetischen Translokationen gefunden<br />

worden waren. Kryptische Translokationen des<br />

NUP98- und NSD1-Gens (5q35.3) wurden bereits<br />

zuvor für AML beschrieben, diese können bei<br />

zytogenetischen Untersuchungen übersehen<br />

werden 16-17 . Daher screenten wir in der Probe<br />

nach solchen Translokationen und fanden mittels<br />

RT-PCR ein NUP98-NSD1-Fusionstranskript<br />

der Exons 12 bzw. 6, aber nicht sein reziprokes<br />

Gegenstück. Beim Screening zusätzlicher 179<br />

AML-Proben fanden sich zwei weitere Proben<br />

mit kryptischen Fusionstrans kripten.<br />

Wiederauftretende CNA-Region in ALL-Genomen<br />

enthalten oft mutierte Gene, die auch<br />

in Proben ohne Veränderungen der Kopienzahl<br />

verändert sind. Um zu überprüfen, ob dieses<br />

Phänomen auch bei AML auftritt, wurde eine<br />

fokale CNA auf Chromosom 12p12.3 untersucht,<br />

die in drei AML-Patienten auftrat. Dieser Chromosomenbereich<br />

enthält das ETV6-Gen, das<br />

in AML-Patietenen oft mutiert und transloziert<br />

vorliegt 19-20 . Tatsächlich enthielten drei von 180<br />

Proben nicht-synonyme SNP-Varianten des<br />

Gens (P4A, R105Q, and R202Q) in Abwesenheit<br />

einer CNA. Die Analyse gesunder Haut-DNA,<br />

für die allerdings nur Probenmaterial eines<br />

Patienten zur Verfügung stand, bestätigte, dass<br />

R105Q eine erworbene, zuvor nicht beschriebene<br />

Mutation ist.<br />

+CNA<br />

-UPD<br />

22% (19)<br />

-CNA<br />

-UPD<br />

23% (20)<br />

Partielle uniparentale Disomie<br />

+CNA<br />

-UPD<br />

10% (9)<br />

Abb. 2: Genetische Veränderungen in AML-Genomen. Die Grafik (aus [1]) zeigt den relativen<br />

Anteil von AML-Proben mit anomalem (rot, n=20) und normalem (weiß, n=36) Karyotyp<br />

mit (+) sowie ohne (–) CNAs und UPDs, Details siehe Text.<br />

Mit Hilfe unabhängig voneinander, an unterschiedlichen<br />

Stellen vom selben Patienten<br />

entnommener (paarweiser) normaler und<br />

Tumor-DNA konnten in Tumor-Proben mit<br />

SNP-LOH (loss of heterogosity – eine Allel-<br />

Imbalance, die auf den Verlust eines der Allele<br />

oder die erhöhte Kopienzahl eines der Allele<br />

zurückgeht) identifiziert werden. Ein LOH in<br />

Abwesenheit einer CNA entspricht dabei einer<br />

UPD. Es wurden in sieben der untersuchten<br />

86 Proben acht UPD-Regionen identifiziert.<br />

Diese traten gehäuft in zytogenetisch normalen<br />

AML-Genomen auf (15% vs. 3.8%). Alle<br />

UPD-Regionen dehnten sich bis zum Ende des<br />

betroffenen Genoms aus und variierten in der<br />

Größe (11-95 Mb).<br />

Fazit<br />

Zusammengenommen zeigen die ermittelten<br />

Ergebnisse, dass AML-Genome – zumindest<br />

bei der hier erzielten Auflösung von 35K – nicht<br />

inherent instabil zu sein scheinen. Auch zeigte<br />

sich eine bemerkenswerte Heterogenität der<br />

in jedem AML-Genom mutierten Gene, wobei<br />

in dieser Studie nicht die für die Pathogenese<br />

ebenfalls potentiell relevante DNA-Methylierung<br />

erfasst wurde. Da sich in den meisten<br />

der untersuchten AML-Genome nur eine<br />

geringe Zahl erworbener CNAs zeigte, steht<br />

zu vermuten, dass mutierte Gene in diesen<br />

Regionen eine wichtige Rolle bei der AML-<br />

Pathogenese spielen. Die in sehr kleinen CNAs<br />

auftretenden Gene wie etwa STAG2, PRMT2,<br />

USP10 oder C8orf4 eignen sich hervorragend,<br />

um diese Arbeitshypothese zu überprüfen.<br />

Denn bisher wurde keines dieser mittels des<br />

hier vorgestellten Genom-weiten hochaufgelösten<br />

Genom-Screening identifizierten Gene<br />

mit der AML-Pathogenese in Zusammenhang<br />

gebracht. AML-Genome die in Folgestudien<br />

mit der hier präsentierten Identifizierungs/<br />

Validierungsstrategie untersucht werden,<br />

dürften zur Etablierung eines umfassenden<br />

Kataloges von Genkandidaten führen, die potentiell<br />

zur AML-Pathogenese beitragen.<br />

Obgleich in der vorliegenden Studie zahlreiche<br />

in anderen Studien 6, 8, 10-12 entdeckte große<br />

CNA-Regionen bestätigt werden konnten,<br />

gibt es auch zahlreiche Diskrepanzen, die<br />

sich im Wesentlichen auf drei grundlegende<br />

Unterschiede im experimentellen Design<br />

zurückführen lassen. Erstens, der eingesetzte<br />

SNP-Array hat eine vier- bis zehnfach höhere<br />

Auflösung als die in früheren Studien eingesetzten<br />

Plattformen. Es wurden durchgehend<br />

paarweise Tumor- und Kontrollproben desselben<br />

Patienten eingesetzt. Drittens: Alle identifizierten<br />

kleinen CNAs, die naturgemäß eine<br />

außerordentlich hohe Rate an Falsch-positiven<br />

aufweisen, wurden mit einer unabhängigen,<br />

orthogonalen Plattform (RocheNimbleGen)<br />

validiert. Dies erlaubte es eindeutig die erworbenen<br />

somatischen CNA und UPD-Regionen<br />

in AML-Genomen von erblichen CMVs zu unterscheiden,<br />

was zuvor ohne Validierung und<br />

Einsatz paarweiser Proben nicht möglich war.<br />

CNAs und UPD sind danach – im Gegensatz<br />

zu früher publizierten Ergebnissen – bei der<br />

AML nicht so häufig wie bei ALL, ein starkes<br />

Argument, noch höherauflösende genomische<br />

Studien durchzuführen, um die an der<br />

AML-Pathogenese beteiligten Genmutationen<br />

systematisch zu katalogisieren und funktionell<br />

zu charakterisieren. Dafür empfiehlt sich<br />

eine Kombination existierender Plattformen<br />

wie die traditionelle Zytogenetik mit FISH,<br />

SNP-Arrays, Array-CGH und gezielten Next-<br />

Generation-Sequencing-Verfahren.<br />

Literatur<br />

[1] Walter MJ, Payton JE, Ries RE, Shannon WD, Deshmukh H,<br />

Zhao Y, Baty J, Heath S, Westervelt P, Watson MA, Tomasson<br />

MH, Nagarajan R, O‘Gara BP, Bloomfield CD, Mrózek K, Selzer<br />

RR, Richmond TA, Kitzman J, Geoghegan J, Eis PS, Maupin R,<br />

Fulton RS, McLellan M, Wilson RK, Mardis ER, Link DC, Graubert<br />

TA, DiPersio JF, Ley TJ. Proc Natl Acad Sci U S A. 2009 Aug<br />

4;106(31):12950-5<br />

Eine umfassende Literaturliste kann beim Autor angefordert werden<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Burkhard Ziebolz<br />

Roche Applied Science<br />

82377 Penzberg<br />

burkhard.ziebolz@roche.com<br />

10 | 10. Jahrgang | Nr. 5/2009 LABORWElT

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