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Report Metastasierung<br />

wird u.a. kontrolliert durch aberrante Aktivität<br />

bestimmter Transkriptionsfaktoren wie TWIST1,<br />

SNAI1 und SNAI2. Ebenso favorisieren Modulatoren<br />

von Wachstumsfaktorrezeptor-Signalen<br />

wie Metadherin eine EMT. Auf transkriptioneller<br />

Ebene wird eine Suppression der beiden miR-126<br />

und miR-335, zwei nicht kodierende RNAs, mit<br />

EMT und der Initiation von metastatischem<br />

Wachstum in Verbindung gebracht. Für eine<br />

derartige zellbiologische Veränderung wie der<br />

EMT, aber auch für eine Adaptation an metastatische<br />

Bedingungen müssen die Tumorzellen<br />

entsprechend flexible Differenzierungsfähigkeiten<br />

entwickeln – also Eigenschaften, die üblicherweise<br />

Vorläufer- oder Stammzellen besitzen.<br />

Obwohl es Hinweise auf Zellpopulationen mit<br />

stammzellähnlichen Eigenschaften in Brustkrebsgewebe<br />

und -primärkulturen gibt 2 und<br />

auch eine Retrodifferenzierung reifer Brustepithelzellen<br />

zurück in Vorläuferstadien denkbar<br />

ist 4 , fehlen bislang ausreichend experimentelle<br />

Nachweise auf Einzelzellebene, um eine Beteiligung<br />

von Tumorstammzellen an einer EMT<br />

oder Metastasierung durch Differenzierung<br />

zu belegen. EMT kann in Langzeitkulturen von<br />

Brustkrebsbiopsien beobachtet werden und<br />

zeigt eindrucksvoll, wie sich die Morphologie<br />

und parallel dazu natürlich die Funktionalität der<br />

Tumorzellen durch die Expression völlig neuer<br />

Zellmarker verändert (Abb. 1).<br />

Von Primärzellen zu Metastasen<br />

Für eine erfolgreiche Metastasierung müssen<br />

die DTCs nach Verlassen des Primärtumorverbandes<br />

zunächst in der Zirkulation überleben,<br />

um dann an einem Zielorgan anzudocken.<br />

Bei disseminierten Brustkrebszellen ist diese<br />

sogenannte Latenzperiode sehr lang. Das<br />

heißt, dass die DTCs ihr Zielorgan erst finden<br />

müssen, um sich zunächst langsam an die neue<br />

Mikroumgebung des Zielorgans adaptieren zu<br />

können. Nachdem die DTCs ihren Stoffwechsel<br />

angepasst und sich dort eine neue lebensfähige<br />

Umgebung geschaffen haben, kann die<br />

Abb. 1: Lichtmikroskopische Vergrößerung einer epithelial-mesenchymalen Transition (EMT)<br />

von Primärkulturen während der Langzeitkultur nach 241 Tagen aus einer Gewebsbiopsie<br />

eines ductalen Mammakarzinoms. Auf der linken Seite des Tumorgewebes wachsen<br />

epitheliale Tumorzellen aus, mit der Morphologie von tumorigenen HBCEC (morphologisch<br />

lassen sich HBCEC und HMEC nicht differenzieren). Im Gegensatz dazu wachsen<br />

nach 241 Tagen bei diesem Tumor plötzlich auf der entgegengesetzten Seite des Tumorgewebes<br />

langgezogene stromaähnliche Zellen aus, was tumorspezifisch auftritt, da dieses<br />

Phänomen bei Brusttumoren anderer Patienten zu anderen Zeitpunkten auftreten<br />

kann. Charakterisierungsexperimente haben ergeben, dass die HBCEC auf der linken<br />

Seite zu 99% Cytokeratine exprimieren sowie den Oberflächenrezeptor CD44, wogegen<br />

diese Population CD90-negativ ist. Im Gegensatz dazu zeigen die auf der rechten Seite<br />

aus dem Tumorgewebe jetzt auswachsenden stromaähnlichen Zellen keine Expression<br />

von Cytokeratinen mehr, und die Expression von CD44 ist reduziert. Dafür exprimiert<br />

diese Population signifikant den Marker CD90. Diese Ergebnisse deuten daraufhin, dass<br />

während der Langzeitkultur des Brusttumorgewebes innerhalb einer Subkultur ein Teil<br />

des Gewebes funktionell verändert wird, wobei die vorher auswachsenden epithelialen<br />

Zellen jetzt mit einer mesenchymal-stromaartigen Morphologie und Funktionalität<br />

auswachsen. In der nachfolgenden Weiterkultur dieses Tumorgewebestückes setzte sich<br />

diese EMT fort und zeigte dann innerhalb kürzester Zeit (2 bis 3 Subkulturen) wenig bis<br />

keine HBCEC mehr und nur noch das Auswachsen der stromaähnlichen Zellpopulation.<br />

Proliferationsmaschinerie der organassoziierten<br />

Tumorzellen aktiviert werden, und es kommt zur<br />

Koloniebildung und zur Bildung von Mikrometastasen.<br />

Aufgrund ihres invasiven Wachstums<br />

infiltrieren diese Tumorzellkolonien dann das<br />

Wirtsorgan und bilden entsprechende Metastasen<br />

aus. Durch diese mehrstufigen Veränderungen<br />

der ursprünglichen Primärtumorzellen<br />

während der Adaptation ihres Stoffwechsels<br />

an die Mikroumgebung des zu infiltrierenden<br />

Organs verändern sich natürlich auch ihre zellbiologischen<br />

Eigenschaften, wodurch sich auch<br />

Modifikationen in der Sensitivität gegenüber<br />

Therapieansätzen im Gegensatz zum Primärtumor<br />

ergeben. Dies bedeutet, dass einerseits mit<br />

einer Chemo-, Hormon- oder Antikörpertherapie<br />

erfolgreich ein Primärtumor behandelt werden<br />

kann, diese Strategie bei Tumormetastasen aber<br />

vollkommen versagen kann, weil diese Zellen<br />

im Rahmen ihrer zellbiologischen Adaptation<br />

nicht mehr entsprechende Rezeptoren exprimieren<br />

oder sogar entsprechende Resistenzen<br />

entwickelt haben. Ein denkbarer Lösungsansatz<br />

solcher schwer oder mit derzeitigen<br />

Standardmethoden nicht mehr therapierbarer<br />

Metastasen wäre auch hier die Entwicklung<br />

eines individuellen Therapieschemas durch die<br />

Charakterisierung von metastatischen Primärkulturen<br />

und der Identifizierung potentieller<br />

metastatischer Biomarker.<br />

Bildung von DCTs<br />

Für die Metastasierung von Brustkrebszellen<br />

sind einige wichtige Faktoren und molekulare<br />

Prozesse identifiziert worden, die die Voraussetzungen<br />

zur möglichen Bildung von DTCs<br />

schaffen. Hierzu gehören u.a. die verstärkte<br />

Expression von Matrixmetalloproteinasen<br />

(bspw. MMP-1 und MMP-2), die durch erhöhte<br />

Enzymaktivität zu einem vermehrten Abbau<br />

der Extrazellularmatrix beitragen, um dadurch<br />

einzelnen Tumorzellen mehr Mobilität zu<br />

verleihen, sich aus dem Tumorzellverband zu<br />

lösen 5 . Weitere identifizierte Faktoren in metastatischen<br />

Brustkrebszellen sind die verstärkte<br />

Expression von Prostaglandin G/H-Synthase-2<br />

(COX2) sowie Epiregulin, einer der Liganden<br />

von epidermalen Wachstumsfaktorrezeptoren<br />

(EGF-Rs), zur Verstärkung des Zellwachstums<br />

metastasierender Tumorzellen 5 . Hierzu tragen<br />

auch TGFb-induzierte angiopoetische Faktoren<br />

bei. Gerade TGFß vermittelte Metastasierung<br />

in Knochengewebe konnte vor kurzem über<br />

multimodale mikro-PET (positron emission<br />

tomography) in einer Zeitkinetik mit Hilfe von<br />

zwei markierten Brustkrebszelllinien mit unterschiedlichen<br />

metastatischen Kapazitäten<br />

dargestellt werden 7 . Ein weiterer Faktor, der in<br />

metastasierenden und auch rezidivierenden<br />

Brustkrebszellen identifiziert wurde, ist das<br />

Enzym Lysyloxidase (LOX), was auch durch<br />

eine hypoxische Umgebung aktiviert wird.<br />

Bemerkenswert an diesen Faktoren ist, dass<br />

die meisten von ihnen auch eine wichtige Rolle<br />

16 | 10. Jahrgang | Nr. 5/2009 LABORWElT

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