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Protein-Microarrays:<br />

Sensitive quantitative<br />

Analyse von Signalwegen<br />

Frauke Henjes, Frank Götschel, Heiko Mannsperger, Johanna Sonntag, Ulrike Korf;<br />

Molekulare Genomanalyse, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg<br />

Proteinen kommt bei der Identifizierung von neuen Krankheitsmarkern und bei der Entwicklung<br />

gezielter Therapien eine besondere Bedeutung zu, da sie die Funktionsträger der<br />

Zelle sind. Von Seiten der klinischen Forschung sowie der Systembiologie besteht daher<br />

ein großer Bedarf an zuverlässigen quantitativen Daten, die in vielen Proben gleichzeitig<br />

erhoben werden können. Diesem Anspruch kommen die charakteristischen Merkmale von<br />

Protein-Microarray-Technologien, wie hohe Probenkapazität und hohe Sensitivität, entgegen.<br />

Protein-Microarrays liefern als Antikörper-basiertes Verfahren zuverlässige Daten für<br />

gezielte Fragestellungen und sind daher sowohl für die zielgerichtete klinische Forschung<br />

wie auch die systematische Analyse von Signalwegen eine vielversprechende experimentelle<br />

Plattform. In jüngerer Zeit haben sich Protein-Microarrays insbesondere bei der Erforschung<br />

von krebsrelevanten Signalwegen bewährt.<br />

Abb. 1: Wachstumsfaktor-vermittelte Signaltransduktion. Gezeigt werden EGFR und sein Ligand<br />

EGF, ERBB3 und sein Ligand HRG sowie der ligandenunabhängig agierende Rezeptor<br />

ERBB2. Diese Rezeptoren müssen miteinander dimerisieren, um nachgeordnete Signaltransduktionswege<br />

zu aktivieren. Funktionelle Dimere sind EGFR/EGFR, EGFR/ERBB2,<br />

EGFR/ERBB3 sowie ERBB2/ERBB3.<br />

In biologischen Systemen werden extrazelluläre<br />

Signale mit hoher Geschwindigkeit<br />

weitervermittelt und in die zellulären<br />

Abläufe integriert. Bei der Regulation des<br />

physiologischen Gleichgewichtes spielen<br />

unterschiedliche biochemische Vorgänge eine<br />

Rolle, von denen viele über posttranslationale<br />

Modifizierungen von Proteinen, wie etwa die<br />

Phosphorylierung- und Dephosphorylierung<br />

von Proteinen, vermittelt werden.<br />

So werden membranständige Rezeptortyrosinkinasen<br />

(RTK) durch das Andocken<br />

spezifischer Liganden aktiviert, zum Beispiel<br />

des epidermalen Wachstumsfaktors (EGF).<br />

Für die Weitervermittlung des Signals in die<br />

Zelle muss der Rezeptor mit einer anderen RTK<br />

dimerisieren (Abb. 1). In die Signalweitergabe<br />

sind zahlreiche intrazelluläre Lipid- und Proteinkinasen<br />

eingebunden. Rückkopplungsschleifen<br />

sorgen gleichzeitig für eine Integration<br />

der Information in parallel stattfindende<br />

zelluläre Signalprozesse beziehungsweise<br />

auch für ein Abschalten des Rezeptors.<br />

Zahlreiche Tumoren produzieren anstelle<br />

der normalen Version mutierte Varianten<br />

einer bestimmten Rezeptortyrosinkinase, da<br />

sie auf diese Weise einen Überlebensvorteil<br />

gewinnen und ihre Zellteilung und somit auch<br />

das Tumorwachstum vorantreiben können.<br />

So sind für den Rezeptor des Epidermalen<br />

Wachstumsfaktors (EGFR) verschiedene<br />

aktivierende Mutationen beschrieben, die<br />

Blitzlicht Microarrays<br />

beispielsweise in Tumoren der Lunge identifiziert<br />

wurden 1 . Eine andere erfolgreiche<br />

Strategie von Tumoren für die Sicherung eines<br />

schnelleren und nicht regulierten Wachstums<br />

ist die verstärkte Expression eines bestimmten<br />

Rezeptors. In vielen Tumoren der Brust<br />

wird beispielsweise HER2, ein dem EGFR<br />

strukturell verwandtes Membranprotein,<br />

überproduziert. Im Gegensatz zu EGFR kann<br />

HER2 auch ohne Andocken eines extrazellulären<br />

Liganden sein wachstumsaktivierendes<br />

Signal in die Zelle weitergeben und auf<br />

diese Weise die Malignität eines Tumors<br />

verstärken 2 . Gegen beide Rezeptoren wurden<br />

gezielte Therapeutika entwickelt, die bereits<br />

in der klinischen Anwendung sind 3 . In der<br />

klinischen Praxis sind jedoch nur rund 30%<br />

der gezielten Therapeutika wirksam, und in<br />

vielen Fällen entwickeln Tumoren während<br />

einer langfristigen Behandlung Resistenzen<br />

gegen die Therapie. Offensichtlich verfügen<br />

Tumoren über molekulare Mechanismen, die<br />

es ihnen erlauben, die Wirkung der gezielten<br />

Therapeutika zu umgehen.<br />

Bislang sind die Mechanismen der intrazellulären<br />

Regulationsprozesse jedoch nur unzureichend<br />

verstanden, da viele Signalwege<br />

durch Knotenpunkte miteinander verknüpft<br />

sind und als komplexe Netzwerke fungieren.<br />

Exakte zeitaufgelöste und quantitative Analysen<br />

miteinander interagierender Signalwege<br />

können jedoch hilfreiche Anhaltspunkte<br />

zu zell- oder tumorspezifischen Regulationsvorgängen<br />

liefern. In den vergangenen<br />

Jahren wurden Protein-Microarrays als experimentelle<br />

Plattform für quantitative und<br />

dynamische Analysen des Phosphoproteoms<br />

eingesetzt. Protein-Microarrays übertreffen<br />

herkömmliche etablierte Methoden der<br />

Proteomik im Hinblick auf ihre große Probenkapazität,<br />

hohe Empfindlichkeit, sehr gute<br />

Reproduzierbarkeit quantitativer Daten und<br />

auch die Schnelligkeit der Analyse. So haben<br />

sich Protein-Microarrays als sensitives und<br />

effizientes Werkzeug für die Wirkstoffforschung<br />

sowie die Untersuchung individueller<br />

Tumorproben erwiesen. Insbesondere bieten<br />

sie eine ideale Grundlage für die quantitative<br />

und dynamische Analyse von Proteinkinasevermittelten<br />

Signalprozessen<br />

Reverse Phase Protein-Microarrays<br />

In der Reverse Phase Protein Microarray-Technologie,<br />

RPPA, werden die zu untersuchenden<br />

Proben in genau definierten Positionen auf einem<br />

Festphasenträger (Slide) aufgebracht. Die<br />

Abgabe der Proben auf die Slides erfolgt mit<br />

Hilfe eines sehr präzisen Roboters. Vergleichbar<br />

zu den Positionen einer Mikrotiterplatte<br />

lässt sich jede einzelne Position auf dem Slide<br />

und damit auch jede Probe genau adressieren<br />

(Abb. 2). In einem Druckvorgang können<br />

mehrere Hundert identische Replikat-Slides<br />

produziert werden. In den immobilisierten<br />

LABORWElT 10. Jahrgang | Nr. 5/2009 | 29

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