PDF Download - Laborwelt
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Report Metastasierung<br />
Brustkrebs und<br />
Metastasierung – Vorteile<br />
einer Individualtherapie<br />
Ralf Hass, AG Biochemie und Tumorbiologie, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, MHH<br />
Brustkrebs als primär maligne Entartung im Brustdrüsengewebe ist bei Frauen die nach wie vor<br />
häufigste Tumorerkrankung und auch krankheitsbedingte Todesursache. Sehr viel seltener wird<br />
Brustkrebs auch bei Männern diagnostiziert. Bei den histopathologisch unterschiedlichen Brustkrebsarten<br />
(etwa ductal, lobulär, medullär, tubulär) und der Identifizierung des Rezeptorstatus<br />
(Östrogen- und Progesteronrezeptor sowie Her2/neu) auf den Tumorzellen gibt es derzeit eine<br />
entsprechende Auswahl an therapeutischen Ansatzformen wie Chemo-, Hormon-, Antikörperund<br />
Strahlentherapie. Neben diesen relativ unspezifischen Mitteln stellt die Entwicklung und<br />
der zunehmende Einsatz kleiner inhibitorischer Moleküle – etwa zum Blockieren wachstumsstimulatorischer<br />
intrazellulärer Signalkaskaden – einen deutlich fokussierteren molekularen Therapieansatz<br />
dar. Allerdings sind diese Signalwege nicht unbedingt spezifisch für Brustkrebszellen,<br />
sondern eher präsent in allen hochproliferativen Geweben im Körper, wie in den verschiedenen<br />
Epithelien. Aufgrund der Heterogenität von Brustkrebserkrankungen sind diese pauschalen<br />
Therapieschemata daher nicht immer erfolgreich und verfehlen teilweise gänzlich die erhoffte<br />
Wirkung. Durch eine generelle Proliferationsinhibition wird natürlich auch die Regenerationsfähigkeit<br />
wichtiger Gewebe stark eingeschränkt, was die Gewebshomoöstase und das notwendige<br />
metabolische Gleichgewicht stört und somit zu extrem unangenehmen Nebenwirkungen bis hin<br />
zur ungewollten Generation von Kollateralerkrankungen führen kann.<br />
Hier ließen sich – durch die ausgedehnte Testung<br />
patientenspezifischer Tumorzellen aus<br />
Tumorbiopsien ex vivo mit Hilfe standardisierter<br />
zellbasierter Assays – gezieltere Therapieansätze<br />
eher auf individueller Basis entwickeln<br />
um damit ein optimiertes Therapieschema für<br />
jeden einzelnen Brustkrebs zusammenstellen<br />
zu können. Für einen derart individualisierten<br />
Ansatz ist es gelungen, eine Technologie zur<br />
Anzüchtung von Brustkrebsprimärkulturen zu<br />
entwickeln1 , wobei Brustkrebszellen mittlerweile<br />
länger als zwei bis drei Jahre permanent<br />
aus einem Tumorgewebe gewonnen werden<br />
können. Um die Reproduzierbarkeit dieser<br />
individuellen Brustkrebsprimärkultur-Technologie<br />
zu gewährleisten, haben eine Reihe von<br />
molekularen Untersuchung zur Expression bestimmter<br />
Zelloberflächenrezeptoren und etwa<br />
zur Expression des Alterungsmarkers Senezenzassoziierte-b-Galactosidase<br />
(SA b-gal) und<br />
zur Telomeraseaktivität gezeigt, dass die aus<br />
dem Tumorgewebe ständig proliferierenden<br />
„human breast cancer-derived epithelial cells“<br />
185x32mm_SW_dt_oR 30.01.2008 19:41 Uhr Seite 1<br />
(HBCEC) im Lauf der Jahre ihre ursprünglichen<br />
zellbiologischen und funktionellen Eigenschaften<br />
nicht signifikant verändern, sofern<br />
nicht metastasenähnliche Aktivierungen wie<br />
die epithelial-mesenchymale Transition (EMT)<br />
auftreten2 . Darüber hinaus zeigen die Primärkulturen<br />
aus Brustkrebsgewebe verschiedener<br />
Patienten erwartungsgemäß Unterschiede in<br />
der Reaktion auf diverse chemotherapeutische<br />
Agenzien, und zwar nicht nur zwischen den individuellen<br />
HBCEC-Populationen von verschiedenen<br />
Spendern, sondern auch gegenüber einer<br />
Primärzellkultur aus nicht-tumorigenem – also<br />
normalem Brustgewebe2 . Diese Technologie zur<br />
Anzucht individueller Brustkrebsprimärkulturen<br />
könnte daher einerseits dazu dienen, individuelle<br />
patientenorientierte Therapieschemata zu<br />
entwickeln und zu optimieren. Andererseits<br />
könnte sie im pharmazeutischen Bereich eine<br />
primärkulturbasierte Screening-Plattform zur<br />
Identifizierung von brustkrebsspezifischen<br />
Biomarkern und zum Testen neuer Therapeutikagruppen<br />
bieten.<br />
KRAEBER GMBH & CO<br />
P H A R M A Z E U T I S C H E R O H S T O F F E<br />
WIR SIND DER SPEZIALIST FÜR BLUTFRAKTIONIERUNGEN<br />
Da eine Individualtherapie aber noch nicht<br />
etabliert ist, bleiben die bislang anwendbaren,<br />
relativ unspezifischen Brustkrebstherapien<br />
mit entsprechenden Nebenwirkungen<br />
zunächst das Mittel der Wahl. Dabei ist der<br />
nach wie vor empfehlenswerteste Ansatz die<br />
frühestmögliche Diagnose von Brustkrebs mit<br />
unmittelbarer operativer Tumorentfernung<br />
und nachfolgender Therapie. Allerdings ist der<br />
Erfolg eines therapeutischen Ansatzes neben<br />
der Patientenverträglichkeit auch limitiert<br />
durch die Art des Tumors und eine mögliche<br />
Infiltration von Lymphknoten. Doch auch ohne<br />
diagnostizierbare Lymphknotenmetastasen<br />
ergeben sich Risiken eines möglichen und nach<br />
heutigen Standards schwer oder nicht mehr<br />
therapierbaren Tumorrezidivs.<br />
Disseminierte Tumorzellen<br />
Neben Mikrometastasen können teilweise parallel<br />
zu einem Brustprimärtumor sogenannte<br />
disseminierte Tumorzellen (DTCs) identifiziert<br />
werden, die z.B. im Knochmark, aber auch in<br />
anderen Geweben wie dem peripheren Blut oder<br />
den Lymphknoten assoziiert sind. Diese DTCs<br />
bleiben nach einer operativen Entfernung des<br />
Primärtumors im Körper erhalten und werden<br />
für ein Wiederauftreten, also ein Rezidiv der<br />
Tumorerkrankung in Form von Gewebsmetastasen<br />
verantwortlich gemacht 3 . Wieso dauert<br />
es dann aber eine lange Zeit – teilweise Jahre<br />
, oder bei östrogenrezeptor-positiven Brusttumoren<br />
auch Jahrzehnte, bis sich aus solchen<br />
DTCs möglicherweise Organmetastasen bilden?<br />
Offensichtlich ist die Metastasierung ein aus<br />
mehreren Entwicklungsschritten bestehender<br />
zellbiologischer Prozess, der in unterschiedlichen<br />
Tumoren (z. B. Kolonkarzinom im Gegensatz zum<br />
Mammakarzinom) mit unterschiedlicher Kinetik<br />
abläuft, wobei möglicherweise auch „schlafende“<br />
Tumorzellen auf entsprechende Trigger hin<br />
erst aktiviert werden. Ebenso kann eine Tumorgenese<br />
oder die Generation metastatisch aktiver<br />
Tumorzellen auch im Rahmen von Fehlsteuerungen<br />
eines reversiblen Entwicklungsprozesses,<br />
also einer Retrodifferenzierung oder Verjüngung<br />
eines Entwicklungsstands entstehen 4 .<br />
Das Potential für DTCs zur Metastasierung<br />
kann initial verstärkt werden durch Signale, die<br />
auch eine epithelial-mesenchymale Transition<br />
(EMT) induzieren. Diese zellbiologische Veränderungen<br />
von einem Zelltyp in einen anderen<br />
mit völlig neuen metabolischen Eigenschaften<br />
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