13.07.2015 Aufrufe

2/2012 - Institut-wv.de

2/2012 - Institut-wv.de

2/2012 - Institut-wv.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

VERK EHR UND L O G ISTIKZukunftsmotor Metropolregion Rhein-NeckarZum Wettbewerb <strong>de</strong>r Standorte –Vom „Ma<strong>de</strong> in …“ zum „Ma<strong>de</strong> by …“Es gibt kein Naturgesetz auf die Standorttreue insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r DeutschenIndustrie und <strong>de</strong>ren Werke. In Zeiten globaler Beschaffung einerseits und globalerKun<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rerseits wird <strong>de</strong>r Wettbewerb um die Fertigungsstandorte <strong>de</strong>rZukunft schärfer. Dieser Tatsache muss sich die Politik stellen – jenseits allerNachhaltigkeits<strong>de</strong>batten.Dr. Michael Schrö<strong>de</strong>rDHBW Mannheim, Professor fürTransport, Verkehr, LogistikBun<strong>de</strong>svereinigung Logistik (BVL)Regionalgruppensprecher Rhein/NeckarLogistik-Netzwerk Ba<strong>de</strong>n-Württemberg(LogBW)Leiter Geschäftsstelle MannheimJe<strong>de</strong> Art von Wertschöpfung im weitesten Sinne, das heißt je<strong>de</strong>rökonomische Austausch, erfor<strong>de</strong>rt einen konkreten, einen physischenOrt <strong>de</strong>r Tätigkeit sowie – aufgrund <strong>de</strong>r Arbeitsteiligkeit unsererWelt – die Überwindung von Raum. Von jeher waren damit Be -stimmungsfaktoren <strong>de</strong>r Standortwahl und <strong>de</strong>r Raumüberwindung bei<strong>de</strong>r Organisation und Koordination von Güteraustauschbeziehungenzu berücksichtigen.Be<strong>de</strong>nkt man die verglichen mit heutigen Maßstäben ineffizientenVerkehrsinfrastrukturen über die Jahrhun<strong>de</strong>rte und die im Verhältniszum Warenwert <strong>de</strong>r transportierten Güter damit exorbitant hohenTransportkosten – man spricht hier von <strong>de</strong>r Transportkosten em pfindlichkeit<strong>de</strong>r Güter –, so verwun<strong>de</strong>rt es nicht, dass die betrieblicheStandortwahl nicht nur einen grundsätzlich konstituieren<strong>de</strong>n Cha -rakter für je<strong>de</strong>n Unternehmer hatte, son<strong>de</strong>rn mit dieser Wahl <strong>de</strong>r Ort<strong>de</strong>r betrieblichen Tätigkeit auf Dauer, in <strong>de</strong>r Regel für immer, ge -widmet wur<strong>de</strong>.Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>sklassischen WettbewerbsvorteilsNun ist eine zeitgemäße, mo<strong>de</strong>rne (Güter-) Produktion geprägt vonMaschinen und an<strong>de</strong>ren Betriebsmitteln, <strong>de</strong>ren operative Steuerungimmer weniger manuell durchgeführt wer<strong>de</strong>n muss und die statt<strong>de</strong>ssen über Software und IT-Netzwerke organisiert wer<strong>de</strong>n. DieIntelligenz <strong>de</strong>r Fertigung, <strong>de</strong>r klassische Wettbewerbsvorteil <strong>de</strong>rDeut schen Industrie, steckt damit nicht mehr (nur) in <strong>de</strong>r Exzellenzhochwertiger Maschinenparks und gut ausgebil<strong>de</strong>ter Mitarbeiter,son<strong>de</strong>rn zunehmend in <strong>de</strong>r virtuellen Intelligenz <strong>de</strong>r Steuerungs algorithmen,konkret: <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Produktionsplanungs- und -steuerungssysteme(PPS).Genau darum ist eine Fertigung mo<strong>de</strong>rner Prägung immer wenigerstandortgebun<strong>de</strong>n. Die Produktion wird zunehmend flüchtig, mobiler;Werke lassen sich problemlos auf-, aber auch wie<strong>de</strong>r abbauenund verlagern. In <strong>de</strong>r Praxis fin<strong>de</strong>t diese Tatsache unter <strong>de</strong>m BegriffLohnfertigung Ausdruck: Ein Unternehmen lässt zeitlich befristet beiDritten – auch und insbeson<strong>de</strong>re in Schwellenlän<strong>de</strong>rn – produziereno<strong>de</strong>r montieren. Mit Auslaufen <strong>de</strong>r vertraglichen Bindungen stelltsich die Standortfrage damit je<strong>de</strong>s Mal neu.Eine neue Generation von Kun<strong>de</strong>nEin solcher Standortwettbewerb wäre für eine industriell geprägteVolkswirtschaft und <strong>de</strong>ren Unternehmen vor Ort kein Problem, wennmin<strong>de</strong>stens eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bedingungen erfüllt wären: (a) Die Qualität<strong>de</strong>r von Lohnfertigern im Ausland vere<strong>de</strong>lten Güter ist schlechterals die <strong>de</strong>r einheimischen Industrie, (b) die Kun<strong>de</strong>n präferierendie einheimisch produzierten Waren.Nun: Einer schlechten Qualität treten (westliche) Unternehmen insbeson<strong>de</strong>redadurch entgegen, dass hohe betriebliche (!) Qualitätsstandardsüber die zeitliche Entsendung <strong>de</strong>s mittleren und <strong>de</strong>s Top-Managements unternehmensweit in ausländische Unternehmensorganisationen dort implementiert wer<strong>de</strong>n – abgesehen davon, dassdie zunehmen<strong>de</strong> Qualifikation von Mitarbeitern mit <strong>de</strong>r Entwicklung<strong>de</strong>s Schwellenlan<strong>de</strong>s einhergeht, was man <strong>de</strong>utlich am BeispielChina verfolgen kann. In letzter Konsequenz wer<strong>de</strong>n große Volkswirtschaften wie China, Indien und auch Brasilien in <strong>de</strong>n nächstenJahrzehnten auch die (industrielle) Forschung und Entwicklung do -minieren, was einen weiteren Verlust <strong>de</strong>utscher Standortgunstbe<strong>de</strong>utet.Das Siegel „Ma<strong>de</strong> in …“ – und das ist <strong>de</strong>r Kern dieser Argu mentationskette– verliert in einer globalisierten Gesellschaft alleine14 Duale Hochschule Ba<strong>de</strong>n-Württemberg Mannheim

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!