2/2012 - Institut-wv.de

Zukunftsmotor Metropolregion Rhein-NeckarVERK EHR UND L O G ISTIKDie Bausteine eines ganzheitlichenLieferantenmanagementsEin ganzheitliches Lieferantenmanagement besteht aus zehn aufeinanderaufbauenden Bausteinen zur Integration und Steuerung allerLieferanten. Eine zentrale Organisationseinheit koordiniert bereichsübergreifendalle Aktivitäten gegenüber den Lieferanten und vermeidetunnötigen Aufwand durch abgestimmte Maßnahmen. Anhandeiner kontinuierlichen Erhebung von Leistungsdaten werden Defizitebei Lieferanten frühzeitig erkannt. Konsolidierte Daten werden umweiche Faktoren und Trendbetrachtungen ergänzt und einem be -reichs übergreifenden Gremium bereitgestellt. Ein gestuftes Eskalationsmodellstellt standardisierte, adäquate und dadurch effizienteMaßnahmen zur Sicherstellung bzw. Wiederherstellung der Lieferantenleistungbereit. Die betroffenen Fachbereiche führen Lieferantenentwicklungsprojektegemeinsam mit dem Lieferanten durch, umdessen Prozesse zu analysieren und langfristig zu verbessern, sowieeigene fehlende Vorleistungen zu identifizieren. Als fehlende Vorleistungen gelten interne Prozessdefizite des Unternehmens, die esdem Lieferanten erschweren oder gar verhindern die vereinbarteLeis tung zu erbringen. Diese werden zentral erfasst und initiierenei ne interne Optimierung der relevanten Geschäftsprozesse. Eindurch gängiges Reportingsystem stellt die Maßnahmenverfolgungsicher und kommuniziert den Status über alle Hierarchieebenen imeigenen Unternehmen. Das Risikomanagement ermöglicht die effizienteAbsicherung von kritischen Ereignissen im Wertschöpfungsnetzwerküber den gesamten Produktlebenszyklus. Bereits im Rahmenvon Materialgruppen strategien und Lieferantenauswahl könnenpräventive Maßnahmen zukünftige Defizite in der Zusammenarbeitmit dem Lieferanten vermeiden. Ein Reifegradmanagementidentifiziert und minimiert Risi ken im Produktentstehungsprozess ander Schnittstelle zum Lie feranten. Kritische Lieferanten entlang dergesamten Supply-Chain werden durch Risikofilter erfasst, so dasseine stabile Teileversorgung jederzeit gewährleistet ist.Der durchschnittliche Umsetzungsgrad der zehn Bausteine liegt beieuropäischen Unternehmen nur bei 67 Prozent, so die Ergebnisseaus der Studie Total Supplier Management – Ein Beitrag zumUnternehmenserfolg von Prof. Dr. Robert Dust. Die Notwendigkeitfür ein ganzheitliches Lieferantenmanagement wird jedoch weiterhinerkannt (Abb. 1).Der Reifegrad eines ganzheitlichenLieferantenmanagementsDie Wirksamkeit und das Zusammenspiel der einzelnen Bausteinewerden durch Qualitätsmerkmale beschrieben. Ein erfolgreiches Lieferantenmanagementerfüllt sechs Qualitätsmerkmale, die seinenReifegrad beschreiben.1. Ein ganzheitliches Lieferantenmanagement ist partnerschaftlich.Es stellt mit seinem langfristig kooperativen Ansatz die Voraussetzungenfür gemeinsame Prozess- und Kostenoptimierungenbei Abnehmer, Lieferant und an deren Schnittstelle dar.Abb. 2: Aktueller Reifegrad des Lieferantenmanagements im Vergleich zu 20092. Ein ganzheitliches Lieferantenmanagement ist bereichsübergreifend.Es koordiniert bei gemeinsamen Maßnahmen alle betroffenenFachbereiche gegenüber den Lieferanten und minimiert so -mit den Aufwand für Sondermaßnahmen.3. Ein ganzheitliches Lieferantenmanagement ist präventiv. Es identifiziertfrühzeitig Lieferantendefizite und leitet somit rechtzeitigund effizient Abstellmaßnahmen ein.4. Ein ganzheitliches Lieferantenmanagement ist langfristig wirksam.Es behebt die Ursachen für Leistungsdefizite dauerhaft undvermeidet somit den Aufwand, der durch ein erneutes Auftretenentstehen würde.5. Ein ganzheitliches Lieferantenmanagement ist standardisiert. Esbesitzt definierte, zielgerichtete Methoden und reagiert effizientauf drohende und akute Probleme mit Lieferanten.6. Ein ganzheitliches Lieferantenmanagement ist prozessoptimierend.Es erkennt das wiederholte Auftreten fehlender Vorleistungengegenüber den Lieferanten und initiiert daraus eine in terneOptimierung der eigenen Geschäftsprozesse.Den durchschnittlichen Reifegrad des Lieferantenmanagements ineuropäischen Unternehmen zeigt die Abbildung 2. Trotz des insgesamtgeringen Reifegrades gibt es Unternehmen (Virtual Stars), diesehr gute Ausprägungen in den einzelnen Qualitätsmerkmalen unddie damit verbundenen Kostenvorteile erreichen.Neuausrichtung derZusammenarbeits modelle durchTotal Supplier ManagementDie heute noch aktuellen Zusammenarbeitsmodelle zwischen Unternehmenund ihren Lieferanten sind von „Machtkämpfen“ in Bereichenwie Preis oder Vertragskonditionen dominiert. Während dieMachtverhältnisse aus der Vergangenheit die Zulieferer gezwungenhaben, die Schnittstellenfunktionen gegenüber den Kunden zu opti-Hochschule Heilbronn17