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Programmheft_10 neu - Friedrich-Schiller-Universität Jena

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Gruppe 3Der Pinocchio- Effekt: Wenn Lügen leichter fallen als WahrheitenAlexander Ackermann, Eva Lange, Franziska Schreckenbach, Tabea Fischer1. EinleitungLeitung: Nicolas KoranyiUm sozial akzeptiert zu werden, sind Menschen bestrebt in ihrer Umwelt ein positives Bildabzugeben. Und so kommt es zuweilen vor, dass Menschen zu ihrem bisherigen Leben unwahreAussagen tätigen. Damit die Wahrheit nicht ans Licht kommt, ist es hierbei von entscheidenderBedeutung, dass Lügen konsistent produziert werden, das heißt, dass auf bereits gelogene Fragen(Lügenfragen) auch in Zukunft schnell und sicher eine Lüge geäußert wird. Aus der kognitionspsychologischenForschung ist schon lange bekannt, dass, wenn immer schnelle Reaktionengefordert sind, automatische (d.h. willentlich nicht kontrollierbare) Prozesse eine wichtige Rollespielen (z.B. Bargh, 1994; Becker-Carus, 2004). In dem hier berichteten Experiment soll untersuchtwerden, ob automatische Prozesse auch das konsistente Lügen erleichtern. Dies wäre dann der Fall,wenn die bloße Präsentation einer Lügenfrage automatisch eine Lügenreaktion aktiviert. Mithilfeeines <strong>neu</strong> entwickelten Paradigmas (Lügenparadigma) haben wir diese Frage empirisch untersucht.Das Lügenparadigma und Hypothesen: Das Lügenparadigma besteht aus zwei Teilen: eineminteraktiven Interview zwischen Versuchsleiter und Versuchsperson (VP) und einemanschließenden Primingexperiment. Im Interview wird die VP instruiert auf bestimmte Fragen zulügen (Lügenfragen), während sie die restlichen Fragen wahrheitsgemäß beantworten soll(Wahrheitsfragen). Im nun folgenden Primingexperiment fungieren Lügen- und Wahrheitsfragensowie weitere <strong>neu</strong>e Fragen (<strong>neu</strong>trale Fragen) als Primes. Die Aufgabe der VP besteht in einereinfachen Kategorisierung eines Targetwortes, welches unmittelbar nach der Prime-Fragedargeboten wird. Per Tastendruck soll die VP so schnell und so korrekt wie möglich entscheiden,ob es sich bei dem Target um das Wort „ehrlich“ oder „gelogen“ handelt. Wenn die Darbietungeiner Lügenfrage automatisch eine Lügen-Reaktion aktiviert, dann sollte die Kategorisierung desWortes „gelogen“ schneller gehen, wenn als Prime eine Lügenfrage (vs. eine <strong>neu</strong>trale Frage)gezeigt wurde. Die Kategorisierung des Targetwortes „ehrlich“ sollte bei einer Lügenfragehingegen verzögert sein. Das heißt, wir erwarten eine Interaktion zwischen Primefrage undTargetwort.Um auszuschließen, dass dieser Effekt lediglich durch die Erinnerung an die Instruktion imInterview zustande kommt, können die Reaktionszeiten nach Wahrheitsfragen betrachtet werden.Findet sich keine Beschleunigung auf das Targetwort „ehrlich“ nach Wahrheitsfragen (vs. <strong>neu</strong>traleFragen), kann die Alternativerklärung ausgeschlossen werden, da auch diese Fragen mit einerInstruktion assoziiert sind.2. MethodeStichprobe und Design: 25 Studenten/innen (20 weiblich) mit einem Durchschnittsalter vonM = 21.4 (SD = 2.5) nahmen an der Studie teil. Das Experiment bestand aus einem 3 (Primefrage:Lügenfrage vs. Wahrheitsfrage vs. <strong>neu</strong>trale Frage) x 2 (Targetwort: ehrlich vs. <strong>neu</strong>tral) Design,wobei beide Faktoren innerhalb der Versuchspersonen variierten.Material und Durchführung: Dem Interviewteil als auch dem Primingexperiment lagen dreiThemenbereiche (Religion, Partnerschaft und Studium) zugrunde mit jeweils vier Fragen (z.B.: „Zuwelcher Religion fühlst du dich zugehörig?“). Per Instruktion wurde festgelegt, welche FragenLügenfragen bzw. Wahrheitsfragen darstellten (z.B.: „Lüge zu allen Fragen zum Thema Religionund sag die Wahrheit zu allen Fragen zum Thema Partnerschaft“). Das dritte Thema wurde imInterview noch nicht angesprochen (<strong>neu</strong>trale Fragen). Die Zuordnung der Themen zu denInstruktionen wurde über alle Versuchspersonen ausbalanciert. Das anschließende<strong>10</strong>

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