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Programmheft_10 neu - Friedrich-Schiller-Universität Jena

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115. <strong>Jena</strong>er EmpiriepraktikumskongressPrimingexperiment fand am Computer statt. Jede der zwölf Fragen wurde zehnmal Wort für Wortals Prime präsentiert. Fünfmal folgte 750ms nach der Darbietung des letzten Wortes das Target„ehrlich“ und fünfmal des Target „gelogen“ (in verschlüsselter Form: z.B. „$e%h&r§l“ic!h“), aufwelche per Tastendruck reagiert werden musste („J“ für ehrlich, „F“ für gelogen). Umsicherzustellen, dass die Probanden die Primefragen wirklich zur Kenntnis nahmen, wurde perZufall in 24 Durchgängen nach der Targetkategorisierung ein Satz präsentiert und die Frage gestellt,ob dieser Satz mit der zuvor präsentierten Frage übereinstimmt. Weiterhin gab es 60 Durchgänge, indenen durch Tastendruck der Wahrheitsgehalt einer Aussage eingeschätzt werden sollte (z.B.„Einstein war Physiker“), um die Bedeutung der Tasten aufrecht zu erhalten.3. ErgebnisseDurchgänge mit fehlerhaften Reaktionen (3.6%) wurdenvon der Analyse ausgeschlossen. Die logarithmiertenReaktionszeiten (vgl. Mayerl, 2009) wurden mit einerANOVA mit den Messwiederholungsfaktoren Primefrage(Lügen- vs. Wahrheits- vs. <strong>neu</strong>trale Frage) und Targetwort(ehrliche vs. gelogen) analysiert. Außerdem wurden vorabzwei Kontraste für den Faktor Primefrage spezifiziert: Die<strong>neu</strong>tralen Fragen werden durch einen -1 0 1 Kontrast mitLügenfragen und durch einem 0 -1 1 Kontrast mitWahrheitsfragen verglichen. Es zeigte sich zunächst einesignifikante Interaktion zwischen Prime und Target,F(2, 23) = 4.94; p < .05. Bei genauerer Betrachtung derKontrastinteraktionen zeigte sich, dass inÜbereinstimmung mit unserer Hypothese der -1 0 1Kontrast mit dem Targetfaktor interagiert, F(1, 24) = 6.58;p < .05, nicht jedoch der 0 -1 1 Kontrast (F < 1). Ein Testder Einzelvergleiche der signifikanten Kontrastinteraktionbestätigte das vorhergesagte Muster: Reaktionszeiten auf das Targetwort „gelogen“ warenschneller, wenn zuvor eine Lügenfrage anstatt einer <strong>neu</strong>tralen Frage gezeigt wurde, t(24) = -3.13;p < .01, während die Reaktion auf das Targetwort „ehrlich“ unbeeinflusst blieb bzw. sichtendenziell verlangsamte (t = 0.79). Abbildung 1 verdeutlicht die Ergebnisse.4. DiskussionDie Ergebnisse bestätigten unsere Hypothese: Die bloße Darbietung einer Lügenfrage führt zu einerbeschleunigten Reaktion auf das Targetwort „gelogen“. Die Darbietung von Wahrheitsfragen führthingegen nicht zu einer beschleunigten Reaktion auf „ehrlich“. Somit ist es unwahrscheinlich, dassdie Effekte der Lügenfragen durch bloße Erinnerung der Instruktion zustande gekommen sind.Leichter lassen sich die Effekte mit einer automatischen Voraktivierung einer Lügenreaktionerklären. Somit liefern unsere Ergebnisse erste Evidenz für ein automatisch arbeitendesLügengedächtnis, welches Alarm schlägt, sobald einer Person eine Frage gestellt wird, zu der sie inder Vergangenheit bereits gelogen hat. Möglicherweise gelingt es Menschen dank diesesautomatischen Prozesses schnelle und konsistente Lügen zu produzieren.5. LiteraturAbb1. Einfluss der Primefrage auf die Reaktionin Abhängigkeit des TargetwortesBargh, J.A. (1994). The four horsemen of automaticity: Awareness, intention, efficiency, and control in social cognition.In R. S. Wyer & T. K. Srull (Eds.), Handbook of social cognition (Vol. 1, pp. 1-40). Hillsdale, NJ: ErlbaumBecker-Carus (2004). Allgemeine Psychologie, Eine Einführung. Heidelberg: SpektrumMayerl, J. (2009). Kognitive Grundlagen sozialen Verhaltens: Framing, Einstellungen und Rationalität. Wiesbaden: VSVerlag

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