Gruppe 6No risk, no regret – Einfluss von Alter, Motivation und antizipiertenEmotionen auf Risikoentscheidungen1. EinleitungJessica Daschkeit, Marie-Luis Keil, Sophie Petershagen, Peggy VoßLeitung: Dipl.-Psych. Anna KornadtIn der heutigen Zeit müssen Menschen noch bis ins hohe Alter selbstständige Entscheidungentreffen, viele davon sind mit einem gewissen Risiko behaftet. Obwohl die Forschung zu diesemThema teilweise uneinheitlich ist, haben frühere Studien gezeigt, dass jüngere Menschen mit einerhöheren Wahrscheinlichkeit eine Risikoentscheidung treffen als ältere (Chen & Ma, 2009). Dieskönnte erklärt werden mit Befunden, die einerseits zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit zur Wahleines Risikos mit dem motivationalen Fokus in Zusammenhang steht (Bryant & Dunford, 2008)und zum anderen, dass der motivationale Fokus sich im Alter ändert. Dabei weisen Ältere ehereinen Zielfokus auf, der auf das Vermeiden von Verlusten ausgerichtet ist (Prevention-Fokus),während bei Jüngeren eher das Erzielen von Gewinnen (Promotion-Fokus) zentral ist (Ebner,Freund & Baltes, 2006).Desweiteren interessierte uns, inwiefern antizipierte Emotionen bei der Risikoentscheidung eineRolle spielen. Die Untersuchung von Chen und Ma (2009) ergab, dass nur bei Älteren dieEntscheidung für ein Risiko signifikant von antizipierten positiven Emotionen beeinflusst wurde.Dieses Ergebnis entspricht den Annahmen der Sozioemotionalen Selektivitätstheorie (Carstensen,Isaacowitz & Charles, 1999), nach der für Ältere positive Stimuli eine größere Rolle spielen als fürJüngere. Allerdings steht dies im Widerspruch zu dem Ergebnis, dass Ältere eher einen Prevention-Fokus haben, denn dies sollte implizieren, dass vor allem Emotionen, die bei der Antizipation einesmöglichen Verlustes auftreten (Erleichterung, Enttäuschung), eine Rolle spielen.Unsere Hypothesen lauten daher:1a) Ältere sollten eher einen Prevention-, Jüngere eher einen Promotion-Fokus aufweisen.1b) Ältere sollten weniger risikobereit sein als Jüngere.1c) Der Unterschied zwischen Älteren und Jüngeren in den Risikoentscheidungen sollte vermitteltsein durch den Unterschied im motivationalen Fokus.2) Bei Jüngeren sollten vor allem die Emotionen zur Risikoentscheidung beitragen, die mit einerAntizipation möglicher Gewinne in Verbindung stehen, bei Älteren sollten es eher solche sein, diemit einer Antizipation möglicher Verluste in Verbindung stehen.2. MethodeStichprobe. Die Stichprobe bestand aus 80 Personen, von denen 36 jünger (≤ 26 Jahre), M= 21.17(SD=1.83), und 44 älter (≥60 Jahre), M=67.77 (SD=7.02) waren. Bei den jungen Versuchspersonen(30 weiblich und 6 männlich) handelte es sich um Studenten, die für ihre Teilnahme eine halbeVersuchspersonenstunde erhielten. Die älteren Teilnehmer (27 weiblich und 16 männlich) warenFreiwillige, die Kuchen erhielten.Instrumente/Ablauf. Das Fragebogenpaket enthielt, in Anlehnung an die Studie von Chen und Ma(2009), vier verschiedene Szenarien, die jeweils eine sichere und eine unsichereHandlungsmöglichkeit (die entweder hohe Gewinne oder Verluste versprach) beinhalteten. ImAnschluss an die Szenarien wurden vier mögliche Resultate eines jeden Szenarios und eineentsprechende Emotion vorgegeben. Die Probanden gaben auf einer siebenstufigen Skala an, wiestark die jeweilige Emotion auf sie zutreffen würde, sollte das jeweilige Resultat eintreten. Danachmussten sie, auf einer Skala von 0-<strong>10</strong>0 Prozent angeben, wie wahrscheinlich sie die riskantere Wahltreffen würden. Der motivationale Fokus wurde in Anlehnung an das Vorgehen von Ebner et al.(2006) erfasst. Die Teilnehmer wurden gebeten eigene Ziele zu generieren und diese je auf einersiebenstufigen Promotion- und einer siebenstufigen Prevention-Skala zu beurteilen.16
5. <strong>Jena</strong>er Empiriepraktikumskongress3. ErgebnisseMotivation. Zur Erfassung eventueller Unterschiede der beiden Altersgruppen im Bezug auf diemotivationale Orientierung wurde eine Differenzvariable aus dem Mittelwert der Prevention-Skalaund dem der Promotion-Skala gebildet, wobei positive Werte einem höheren Promotion-Fokusentsprechen. In einer einfaktoriellen ANOVA zeigte sich ein signifikanter Effekt der Altersgruppe,F(1,76)=15.73, p