Gruppe 11Bist du anders, bist du schuldig. –Part II - Muss es ethnisch anders sein? Sensitivität und Bias in derWiedererkennung älterer Menschen.1. EinleitungAlmut Bär, Heike Kresse, Mathias Möder, Janin Mohlau-HaunLeitung: Dr. Daniel WiswedeDer Own-Race-Bias (ORB) beschreibt eine deutlich bessere Wiedererkennungsleistung beiGesichtern der eigenen Ethnie im Vergleich zu Gesichtern einer Fremdethnie. Das Wiedererkenneneiner Fremdethnie ist jedoch unbeeinträchtigt, wenn viel Kontakt zur dieser Ethnie besteht(Kontakthypothese). Ein weiteres Modell zur Erklärung des Phänomens bildet das Ingroup-Outgroup-Modell (IOM) von Sporer (Sporer, 2001), welches das Erinnerungsdefizit fürfremdethnische Gesichter in Anlehnung an den Fremdgruppen-Homogenität-Effekts erklärt. Ineiner Vorstudie im WS fanden wir eine deutlich erhöhte Sensitivität für europäische im Vergleichzu asiatischen Gesichtern verbunden mit der Tendenz, asiatische Gesichter eher als bekannt zuklassifizieren. In einer Parallelversion dieses Experimentes („Bist du anders, bist du schuldig. – PartI“) wurde untersucht, ob Wiedererkennung anderer Ethnien auch davon abhängt, welche Folgeneine Entscheidung hat. Jedoch wurde dort die Möglichkeit offen gelassen, dass die erwarteteschlechtere Erkennungsleistung für Afrikaner eher mit dem Outgroup-Status als mit der Ethniezusammenhängt.In dieser Studie werden Versuchspersonen aufgefordert, die Gesichter von jungen und alte<strong>neu</strong>ropäischen Männern wiederzuerkennen. Wir vermuten, dass junge Menschen eine höhereSensitivität bei der Identifikation junger Menschen (Ingroup) im Vergleich zu alten Menschen(Outgroup) aufweisen. Die Versuchspersonen wurden zufällig auf eine der beidenWiedererkennungsbedingungen „Verbrecher“ (folgenschwer) oder „Hotelgast“ (<strong>neu</strong>tral)zugeordnet. Wir vermuten, dass die Tendenz zum Urteil „Person dabei“ in der Ingroup-Bedingungbei schweren Folgen für den „Erkannten“ etwas schwächer ausfällt. Sollte sich dieses Mustersowohl in dieser Studie als auch in der Parallelversion (siehe „Part I“) zeigen, bestätigt dies eineIngroup-Outgroup-Erklärung des ORB.2. MethodeStichprobe: 36 Versuchspersonen, Alter zwischen 17 und 57 Jahren, 17 Frauen , Durchschnittsalter29,5 Jahre. Wiedererkennungsaufgabe: Jedem Teilnehmer wurden 64 Folien mit je 8 Gesichternvon Männern präsentiert. Die Gesichter bildeten zur Hälfte junge und alte europäische Männer ab(farbige Portraitaufnahmen, jung = Alter < 30; Alt = Alter > 70, 118 Individuen, weißerHintergrund, Bilder aus dem „Center for Vital Longevity's face database“(Minear & Park, 2004)).Die Darbietungszeit der Bilder betrug 8 Sekunden. Die Gesichtsstimuli wurden nebeneinander, sichim Alter abwechselnd zweireihig positioniert. Um die Wiedererkennungsleistung bezüglich derGesichter bei den Versuchsteilnehmern zu testen, wurde jedem Teilnehmer nach jeder Stimulusfolieeine Abfragefolie mit 6 Gesichtern präsentiert. Der Proband wurde dazu aufgefordert, perTastendruck zu entscheiden, ob die jeweilige Person in der vorhergehenden Folie dabei war odernicht. Experimentelle Manipulation: Es gab 2 Instruktionen, denen die Versuchspersonen zufälligzugewiesen wurden. Die „Folgenschwere“ beschrieb ein Verbrecherszenario, die „Neutrale“ eineHotelgast-Wiedererkennung. Die Versuchspersonen wurden explizit darauf hingewiesen, dass beiFehlentscheidungen in der „Folgenschwer-Instruktion“ entweder „ein Unschuldiger ins Gefängnismuss“ oder „ein Straftäter ungestraft bleibt“. In der „Hotelgast-Instruktion“ wurde äquivalent daraufverwiesen, dass bei Fehlentscheidung ein Hotelgast „Frühstück A“ bekommt, obwohl er B wünschtund umgekehrt. Mit Instruktionszeit dauerte das Experiment ca. 30 min. Auswertung:26
5. <strong>Jena</strong>er EmpiriepraktikumskongressBerechnungen basieren auf d‘ (Sensitivität, „Gedächtnisleistung“) und Antworttendenz C. DieDaten wurden nach Snodgrass (Snodgrass & Corwin, 1988) korrigiert, um Falsch-Alarm-Raten von0 zu berücksichtigen.3. ErgebnisseEine ANOVA basierend auf d‘ zeigte keinensignifikanten Einfluss von „Ethnie des Bildes“ oder„Instruktion“ und keine signifikante Interaktion(F’s < 1). Obwohl Versuchspersonen unter beidenInstruktionen eine Antworttendenz in Richtung „nichtdabei“ (=positiver C-Wert) zeigten, war diese Tendenzbei der Hotelgast-Instruktion für alte und bei derVerbrecher-Instruktion für junge Männer geringerausgeprägt (Interaktion Gruppe x Ethnie, F(1,34)=4.3;p