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Programmheft_10 neu - Friedrich-Schiller-Universität Jena

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3. Ergebnisse5. <strong>Jena</strong>er EmpiriepraktikumskongressDie Analyse der Reaktionszeiten der Testphase erfolgte anhand einer ANOVA mit den FaktorenGruppe (Zwischensubjektfaktor), sowie den beiden Messwiederholungsfaktoren Bekanntheit(gelernt vs. <strong>neu</strong>) und Distinktheit (Original vs. Karikatur). Neben Haupteffekten für Bekanntheit,F(1,26) = 12.27, p < .01 und Distinktheit, F(1,26) = 7.35, p < .05 zeigte sich eine Interaktion vonDistinktheit und Gruppe, F(1,26) = 4.36, p < .05. Die Probanden der Gruppe „BFFT low“ schienendabei für gelernte Gesichter stärker von Karikierung zu profitieren, als gute Gesichtererkenner. DieAuswertung der EEG-Daten der Lernphase zeigte weder für die N170 noch die N250 signifikanteUnterschiede oder Interaktionen zwischen beiden Gruppen. In der Testphase zeigte eine ANOVAmit Messwiederholung auf den Faktoren Bekanntheit (gelernt vs. <strong>neu</strong>), Distinktheit (Original vs.Karikatur), Elektrodenort (P9/P<strong>10</strong> vs. PO9/PO<strong>10</strong>) und Hemisphäre sowie demZwischensubjektfaktor Gruppe (BFFT high vs. BFFT low) einen Haupteffekt für Distinktheit,F(1,26) = 15.06, p < .01, der durch eine Interaktion von Bekanntheit, Distinktheit, Elektrodenort,Hemisphäre und Gruppe, F(1,26) = 7,50, p < .05 spezifiziert wurde. Getrennte Nachtestungen fürbeide Gruppen ergaben einen Haupteffekt für Distinktheit, F(1,13) = 13.69, p < .01 für die „BFFTlow“-Versuchspersonen. In der Gruppe „BFFT high“ dagegen waren Effekte des FaktorsDistinktheit auf <strong>neu</strong>e Gesichter beschränkt, F(1,26) = 4.43, p < .05.4. DiskussionDie Ergebnisse bestätigen frühere Befunde der Wirksamkeit erhöhter Distinktheit der Form zumAufbau <strong>neu</strong>er Gesichterrepräsentationen. Das wohl bedeutendste Ergebnis besteht in der Interaktionvon Distinktheit und Gruppe. Bezüglich der Reaktionszeiten zeigte sich hierbei in der nach Gruppengetrennten Analyse der Karikaturenvorteil für gelernte Gesichter ausschließlich in der Gruppe„BFFT low“. Zudem gab es Unterschiede in der Amplitude der N250 zwischen den Gruppen in derTestphase. Hierbei zeigten sich in der Gruppe „BFFT low“ größere Amplituden für die N250 beigelernten und <strong>neu</strong>en Karikaturen, wohingegen sich der Effekt der Distinktheit in der Gruppe „BFFThigh“ auf ungelernte Gesichter beschränkte. Es scheint also tatsächlich der Fall zu sein, dasshauptsächlich Personen mit schlechteren Gesichtererkennungsleistungen bei gelernten Gesichternvon übertriebener Form profitieren. Für die korrekte Klassifikation <strong>neu</strong>er Gesichter als „unbekannt“scheinen jedoch beide Gruppen die Karikierung zu nutzen. Aufbauend auf diesen Ergebnisseneröffnet sich die Möglichkeit, eine Art Trainingsprogramm für Personen mit schlechtererGesichtererkennung unter Verwendung von Karikaturen zu entwickeln, um die Fähigkeit, Gesichterzu lernen und wiederzuerkennen, zu verbessern. Eine solche Intervention könnte in ähnlicher Weiseaufgebaut werden wie die Ansätze von Tallal et al. (1996) und Merzenich et al. (1996) zum„Acoustically Modified Speech“-Training für Kinder mit Störungen im Lernen von Sprache.5. LiteraturBodamer, J. (1947). Die Prosop-Agnosie (Die Agnosie des Physiognomieerkennens). Archiv für Psychiatrie undNervenkrankheiten,179, 6-53.Bruce, V., Young, A. (1986). Understanding face recognition. British Journal of Psychology, 77, 305-327.Fast, K., Fujiwara, E., & Markowitsch, H. J. (2008). Der Famous Faces Test. Göttingen: Hogrefe.Hancock, P. J. B., Bruce, V., & Burton, A. M. (2000). Recognition of unfamiliar faces. Trends In Cognitive Sciences, 4,330-337.Kaufmann, J. M. & Schweinberger, S. R. (2008). Distortions in the brain? ERP effects of caricaturing familiar andunfamiliar faces. Brain Research, 1228, 177-188.Kaufmann, J. M. & Schweinberger, S. R. (2009). ERP Correlates of Improved Learning for Spatially Caricatured Faces.Psychophysiology, 46, S132.Merzenich, M.M, Jenkins, W.M., Johnston, P., Schreiner, C., Miller, S.L. & Tallal, P. (1996). Temporal ProcessingDeficits of Language-Learning Impaired Children Ameliorated by Training. Science, 271, 77-81.Tallal, P., Miller, S.L., Bedi, G., Byma, G., Wang, X., Nagarajan, S.S., Schreiner, C., Jenkins, W.M. & Merzenich,M.M. (1996). Language Comprehension in Laguage-Learning Impaired Children Improved with Acoustically ModifiedSpeech. Science, 271, 81-84.37

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