13.07.2015 Aufrufe

Programmheft_10 neu - Friedrich-Schiller-Universität Jena

Programmheft_10 neu - Friedrich-Schiller-Universität Jena

Programmheft_10 neu - Friedrich-Schiller-Universität Jena

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3. Ergebnisse5. <strong>Jena</strong>er EmpiriepraktikumskongressUm unsere Hypothesen zu testen haben wir ein 2 (Sprachstil: „powerful“ vs. „powerless“) x 2(Reihenfolge: Krankenschein zuerst vs. Sitzschein zuerst) Design verwendet. Die Auswertung derentsprechenden Daten erfolgte für die 2 Situationen getrennt über das Allgemeine Lineare Modell.Im Rahmen unserer ersten Hypothese erwarteten wir, dass Personen mit „powerful“ Sprachstil alsglaubwürdiger im Vergleich zum „powerless“ Sprachstil eingeschätzt werden. Für beideSituationen war das aber nicht der Fall (alle Fs < 1). So wurde die Sprecherin in der SituationKrankenschein als gleich (un)glaubwürdig eingeschätzt (M powerful = 2.73, M powerless = 2.33). Gleichesgilt für die Situation Sitzschein (M powerful = 2.9, M powerless = 2.7). Unsere erste Hypothese konntesomit nicht bestätigt werden. Unsere zweite Hypothese umfasste die Annahme, dass Personen, die„powerful“ Sprachstil verwenden, als kompetenter eingeschätzt werden als jene, die „powerless“Sprachstil nutzen. Bei der Situation Krankenschein haben weder Sprachstil noch Reihenfolge sowiederen Interaktion einen Einfluss auf die Kompetenzeinschätzung der Sprecherin (alle Fs < 1;M powerful = 3.11, M powerless = 3.25). Wie erwartet hatte der Sprachstil einen signifikanten Einfluss aufdie Kompetenzeinschätzung bei der Situation Sitzschein, F (1, 56) = 6.9, p < .05, η p2= .11. Sowurde die Sprecherin mit „powerful“ Sprachstil als kompetenter wahrgenommen (M = 3.28) imVergleich zu „powerless“ Sprachstil (M = 2.81). Allerdings wurde auch die Interaktion mit derReihenfolge signifikant, F (1, 56) = 7.4, p < .01, η p2= .12. Die Einzelvergleiche zeigten jedoch,dass nur bei „powerless“ Sprachstil, F (1, 56) = 8.19, p < .01, η p2= .23, die Reihenfolge einEinfluss hatte. Nämlich war die Sprecherin nur dann weniger kompetent, wenn die SituationSitzschein zuerst (M = 2.42) und nicht nach der Situation Krankenschein (M = 3.20) präsentiertwurde. Somit konnte unsere zweite Hypothese teilweise bestätigt werden.4. DiskussionWir wollten in unserer Studie den Einfluss von „powerful“ und „powerless“ Sprachstil auf dieEinschätzung der Glaubwürdigkeit und Kompetenz der Sprecherinnen zeigen. Dabei konnten wirkeinen Einfluss vom Sprachstil auf die wahrgenommene Glaubwürdigkeit finden. Dennoch war dieEinschätzung der Sprecherinnen auf der Kompetenzskala vor allem im universitären Kontext durchden Sprachstil beeinflusst. Dies lässt vermuten, dass Studierende in diesem KontextKompetenzeigenschaften für relevanter halten, während dies bei einem ärztlichen Kontext nicht derFall ist. Vor allem in der Situation Sitzschein unter „powerless“ Sprachstil spielt die Reihenfolgeder Präsentation eine Rolle: Wird die Situation Sitzschein zuerst präsentiert, bewerten dieVersuchspersonen die Sprecherin als deutlich weniger kompetent, als wenn diese Situation imAnschluss an die Situation Krankenschein präsentiert wird. Es ist wahrscheinlich, dass dieVersuchspersonen die beiden Situationen miteinander in Beziehung setzen und die Krankheit alsErklärung für das Ausbleiben im Seminar sehen, wodurch die Kompetenzreduktion durch denSprachstil egalisiert wird. Über alle Ergebnisse hinweg zieht sich die Tendenz, dass sowohl die Artder Situation als auch die Reihenfolge der Präsentation eine Rolle spielt.Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der Sprachstil einen Einfluss auf die Einschätzungvon Personen hat und der Kontext dabei auch eine wichtige Rolle spielt. Dass die Reihenfolgeteilweise unsere Befunde beeinflusst hat, lässt schließen, dass die Versuchspersonen die Gründezum Teil in der anderen Situation suchten. In einer Folgestudie sollten ähnlichere Situationengewählt werden, um diese Störgröße auszuschließen.5. LiteraturErickson, B., Lind, E., Johnson, B. C., O’Barr, W. M. (1978). Speech Style and Impression Formation in a CourtSetting: The Effect of „Powerful” and „Powerless” Speech. Journal of Experimental Social Psychology, Volume14, 266-279Steffens, M.C., & Mehl, B. (2003). Erscheinen Karrierefrauen weniger sozial kompetent als Karrieremänner?Geschlechterstereotype und Kompetenzzuschreibung. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 34, 173-185.43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!