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JAHRGANG 44 HEFT 2 MARZ/APRIL 1993

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Obwohl Blattlosigkeit bei einer so hohen Niederschlagsmengekeinen Vorteil zu haben scheint, fandenwir doch ein Taeniophyllum fragrans mit sehr graf3en,schneeweif3en Bluten. Die terrestrische Lepidogyne cflongifolium uberraschte uns mit einem Blutenstandvon mehr als 1 m Hohe. PNG hat seine eigene Phalaenopsis:Phal. amabilis var. papuana. Andere Orchideenaus dieser Region sind: das als Spirale um einen Baumwachsende Dipodium pandanum, ein wunderschonbluhendes Dendrobium cyanocentrum, Coelogynebeccarii, Coel. asperata, Thrixspermum, Malleola, Mediocalcarund wieder viele Bulbophyllum- und Dendrobium-Arten.Sogar ein Bulbophyllum foetidum trafenwir an, welches, vielleicht glucklicherweise fUr unsereNase, nicht bluhte.Um die Ufer des Sees entlangzufahren und sie unsanzuschauen, benutzten wir einen ausgehohltenBaumstamm. Bei dieser Gelegenheit bemerkten wirleider immer im Regen eine grof3e Menge Bulbophyl-lum cruentum an einer Steilwand eingewachsen. AmKutubu und in seiner Umgebung ist es wirklich schwer,die Orchideen nicht wahrzunehmen.Wir machten uns Sorgen wegen einer Ausfuhrgenehmigungaus PNG, nachdem doch die Grenze geschlossenwar. Glucklkherweise konnten wir unsereSammlung als wissenschaftliches Material fur dasReichsherbarium und den Hortus der Universitat Leidenmit nach Holland nehmen. Dort geht es den Pflanzenheute gut, und die Taxonomen haben viel Arbeit.Leider war unser Buch "Orchids Travel by Air" schonabgeschlossen, bevor diese Reise stattfand. So ist siedort nicht erwahnt.Anmerkung: Aile Abbildungen, bis auf die besonders ausgewiesenen,sind von den Auloren.Tineke Mulder Roe/fsema und Derk Mulder,Herten/aan 8, 6706 CB Wageningen, Nieder/andeWolfgang RysyDie Orchidee des Jahres <strong>1993</strong> - das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris L.)I. B.Wie fur die vergangenen vier Jahre wurde auch fUrdieses Jahr von den Vorstanden der deutschen ArbeitskreiseHeimische Orchideen die Orchidee desJahres gewahlt. Nachdem im vergangenen Jahr einerelativ unscheinbare Art ausgesucht wurde (RYSY1992), kommt in diesem Jahr wieder eine ansehnlicheund stattliche Orchidee zu Ehren: das Helm-Knabenkraut.Es kann insgesamt eine Hohe von uber '/2 merreichen. An der Basis befinden sich 4-6 rosettenartigangeordnete hellgrune, ungefleckte, glanzende,schrag bis ziemlich senkrecht nach oben stehendeBlatter. Sie sind langlich eiformig, etwa 8- 16 cm langund 2- 5 cm breit. Zwei Blalter umfassen scheidenartigden Infloreszenzstiel. Der Blutenstand hat bei Bluhbeginneine schlanke Pyramidenform; denn die Blutenoffnen sich von unten nach oben. Sind schlief3lich auchdie obersten Knospen geoffnet, dann sieht der Blutenstandzylindrisch aus mit locker angeordneten Bluten.Stattliche Exemplare konnen bis zu etwa 40 ca. 1,5 cmgrof3e Bluten tragen.Die Einzelblute besteht aus den beiden seitlichen Sepalen,dem mittleren Sepalum und den beiden Petalen,die zusammen durch entsprechende Anordnungen einen"Helm" bilden (Name!), sowie aus der mehrfachgegliederten Lippe. Die Sepalen sind 10- 15 mm lang,4-6 mm breit und haben eine ovale, nach vorne zugespitzteForm. Die linealisch gestalteten Petal en sindetwas kurzer und rnit 1-2 rnm Breite wesentlichschmaler als die Sepalen. Der "Helm" ist auf3en weif3­lich bis aschgrau und mehr oder weniger rosalila angehaucht.Auf der Innenseite ist er dagegen mit kraftigerdunkelvioletter Aderung uberzogen. Die insgesamt10-15 mm lange und 8-12 mm breite Lippe ist tiefdreilappig gespalten, wobei die langen, schmalen Seitenlappenwie kleine Armchen seitlich abstehen. DerMittellappen ist am Ende in zwei breite Zipfel ausgezogen,zwischen denen sich ein winziger zahnartigerFortsatz befindet. Die Lippe hat eine rosa bis rotvioletteFarbe, die im Zentrum der Lippe heller bis weif3lichwird. Dort befinden sich punktartig angeordnete, dunkelrotviolette Papillen. Es gibt auch ganz selten reinweif3e bis gelblich weif3e Bluten. An der Lippenbasisschlief3t sich parallel zum Fruchtknoten ein 5-7 mmlanger, zylindrischer, abwarts gebogener Sporn an. DieHelmforrn der fUnf Blutenblatter fuhrte nicht nur zumdeutschen Namen Helm-Knabenkraut, sondern auchder lateinische Name "militaris " bezieht sich indirektdarauf; denn er ist vom lateinischen Wort "miles" (Genitiv:militis) = Soldat abgeleitet. Der beruhmte Cartvon LlNN~ (1707-1778) hat in seinem Werk "SpeciesPlantarum" im jahre 1753 die Pflanze unter diesemNamen zum ersten Mal beschrieben. Eine der fruhestenAbbildungenfertigte aber schon Leonhart FUCHS(1501-1566) vor 450 Jahren an von einem Exemplarvermutlich aus der Umgebung von Tubingen. Orchismilitaris stellt auch die Typusart fUr die gesamte GattungOrchis dar, die heute Llber 30 Arten enthalt, welchevon Europa bis nach China verbreitet sind (BAU­MANN, KUNKELE und LORENZ 1989).Das Helm-Knabenkraut kommt nur auf basischen Bodenvor und ist dort eine der haufigsten Orchideenarten.Es liebt Halbtrockenrasen, ungedungte Magerwiesen,Fluf3auen, Waldrander und sehr lichte Walder.Eine Gefahrdung stellt die IntensivbewirtschaftungDie Orchidee <strong>44</strong> (2), <strong>1993</strong>75

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