Raumnutzung und Mobilitätsverhalten2.2 Untersuchungsanlage2.2.1 UntersuchungsmethodikAusgehend von der Zielsetzung des Teilprojektes ist von Beginn an <strong>eine</strong> empirische Prüfung destheoretischen Untersuchungsrahmens angestrebt worden. Die Projektpartner sind der Überzeugung,dass <strong>eine</strong> Überprüfung und Weiterentwicklung der Hypothesen auf der Grundlage <strong>eine</strong>rprojektspezifischen Erhebung zwingend erforderlich ist.Bei der Abstimmung der Erhebungsmethode und der Auswahl der Untersuchungsstandorte sindbestehende Erfahrungen und Ergebnisse verschiedener Projekte eingeflossen (City:Mobil, Forschungsverbund,1998; Holz-Rau, 1999; Lanzendorf, 1998). Wegen der hohen Komplexität derzu klärenden Themenfelder ist die Erhebung so konzipiert worden, dass geschulte Interviewer anhand<strong>eine</strong>s standardisierten Fragebogens persönliche Interviews mit den Probanden führen konnten.Der Fragebogen wurde in Kooperation mit dem Teilprojekt 6 so ausgearbeitet, dass neben <strong>eine</strong>mgemeinsamen Teil zu sozio-demografischen Merkmalen und dem Verkehrsverhalten teilprojektspezifischeFragenkomplexe zu den Lebensstilmerkmalen, zum Standortwahlverhalten etc. berücksichtigtwurden. Die Erhebung wurde innerhalb <strong>eine</strong>r nordrhein-westfälischen Großstadt inunterschiedlichen Stadtvierteln durchgeführt, um das Zusammenspiel räumlicher Lage- und Ausstattungskriterienmit den Kriterien der Mobilitätseinstellungen und des Mobilitätsverhaltens erfassenzu können. Zur ausreichenden statistischen Absicherung der Ergebnisse und Schlussfolgerungenist <strong>eine</strong> Nettostichprobe von je 100 auswertbaren Interviews pro Untersuchungsstandort angestrebtworden. Bei <strong>eine</strong>r Konstellation von insgesamt vier Standorten führte dies zu <strong>eine</strong>r Gesamt-Nettostichprobevon 400 Interviews. Die Stichprobe sollte dabei jeweils die Struktur der Viertelbestmöglich repräsentieren. Dazu wurden Altersgrenzen von 18 bis 75 Jahren festgelegt, ansonstenwurde die Auswahl aller mit Hauptwohnsitz gemeldeten Einzelpersonen mit repräsentativerGeschlechtsverteilung getroffen (Ausländer nicht ausgeschlossen).2.2.2 Untersuchungsraum und UntersuchungsstandorteÓAuswahl des Untersuchungsraums und der UntersuchungsstandorteAls Untersuchungsraum wurde die Stadt Köln ausgewählt. Zum <strong>eine</strong>n erfüllt Köln das maßgeblicheKriterium <strong>eine</strong>r nordrhein-westfälischen Großstadt und zeigt <strong>eine</strong> relativ ausgeprägte Struktur eigenständigerund charakteristischer Stadtviertel. Zum anderen sind in jüngster Zeit in Köln zweiErhebungen zum Mobilitätsverhalten auf Stadtteilebene durchgeführt worden, auf deren Grundlagen,Daten und Ergebnissen dieses Projekt teilweise aufbauen konnte. Die Nahraumorientierungund das Verkehrsverhalten von bestimmten Bevölkerungsgruppen sind 1997 in vier Stadtvierteln(Bickendorf, Weiden, Vogelsang, Rondorf) untersucht worden, um so Rückschlüsse auf die Akzeptanzund die Auswirkungen <strong>eine</strong>r funktionalen Nutzungsmischung zu ziehen (Holz-Rau, 1999).Lanzendorf hat 1997 ebenfalls in vier Kölner Stadtvierteln (Rath, Belgisches Viertel, Zollstock, Longerich)Befragungen durchgeführt und zwar insbesondere zum Lebensstil und Verkehrsverhaltenim Freizeitbereich (Lanzendorf, 1998). Nicht zuletzt ist Köln als Untersuchungsraum für alle Projektpartnerin angemessener Entfernung erreichbar. Die Rekrutierung geeigneter Interviewer vorOrt hat dankenswerterweise Herr Prof. Friedrichs vom Forschungsinstitut für Soziologie der UniversitätKöln unterstützt.Für die Auswahl der Untersuchungsstandorte sind Kriterien erarbeitet worden, die <strong>eine</strong> möglichstgroße Differenzierung der jeweiligen Stadtviertel nach Lage, Nutzungsstruktur, Verkehrserschließungund Sozialstruktur ermöglichen. Erreicht werden sollte <strong>eine</strong> möglichst kontrastreiche Zusammenstellungfolgender Merkmale (Tabelle 1):10
Raumnutzung und MobilitätsverhaltenTabelle 1: Auswahlkriterien für die UntersuchungsstandorteMerkmalLageVerkehrserschließungNutzungsstrukturSozialstrukturAusprägungzentrale, innenstadtnahe Lage – dezentrale Randlagehochwertige Erschließung im ÖPNV – im MIVgewachsene funktionale Mischung – monofunktionale Stadtstrukturhohes Niveau – niedriges Niveau (Indikator: Sozialhilfeindex)Unter Berücksichtigung der in den o.g. Untersuchungen betrachteten Standorte wurden vier Untersuchungsstandortefür die Erhebung ausgewählt, die im folgenden Abschnitt überblickgebendcharakterisiert werden:• Belgisches Viertel, als zentrales Quartier mit urbaner Nutzungsmischung, dichtem ÖV-Angebot und hohem Parkdruck; sozialen Verdrängungseffekten durch z.T. äußerst gut situierteBevölkerungsschichten (Gentrification).• Kunibertsviertel, als innenstadtnah aber isoliert gelegenes Mischgebiet unmittelbar nördlichdes Hauptbahnhofs mit finanziell relativ schwach gestellten Bevölkerungsgruppen und<strong>eine</strong>m höheren Ausländeranteil.• Dellbrück, als rechtsrheinisch gelegener Stadtteil mit gewachsener Nutzungsmischung aufStadtteilebene, hochwertigem ÖV-Anschluss und überdurchschnittlichem sozialen Gefüge.• Weiden, als am westlichen Stadtrand gelegenes Wohnquartier mit einigen zentralen Einrichtungen,<strong>eine</strong>r autoorientierten Erschließung und <strong>eine</strong>m durchschnittlichen Sozialniveau.11