Raumnutzung und MobilitätsverhaltenDer Einkaufsverkehr umfasst hier (wie in Abb. 10) den Einkauf des täglichen Bedarfs sowie denGroßeinkauf (Mehrfachnennungen möglich). Während in Haushalten ohne Pkw ein überwältigenderAnteil der Einkaufswege mit nicht-motorisierten Verkehrsmitteln (v.a. zu Fuß) abgedeckt wird,sinkt dieser Anteil auf gut 50% sobald ein Pkw vorhanden ist und auf 37,3% bei zwei oder mehrPkw im Haushalt. Dementsprechend ausgeprägt ist die Pkw-Nutzung, soweit ein bzw. zwei odermehr Pkw im Haushalt vorhanden sind. Ist kein eigener Pkw im Haushalt, beträgt der Pkw-Anteilnur 5,8% (Mitfahrer, Auto leihen, Car sharing etc.).2.4.2 Lebensstil und WohnstandortIn <strong>eine</strong>m ersten Analyseschritt sind über Faktorenanalysen einzelne Lebensstilorientierungen ausden Antworten zu den Lebenszielen und zu den Freizeitaktivitäten ermittelt worden. Dieses Vorgehenwurde gewählt, um <strong>eine</strong> Reduktion der Lebensstil-Variablen für die nachfolgende Datenanalysezu erreichen. Die Faktorenanalyse zu den Lebenszielen ergab zwei latente Dimensionen (Eigenwert> 1.0), die gemeinsam 43,5 % der eingegangenen Varianz aufklären können. Der ersteFaktor wird inhaltlich als progressive Wertorientierung und der zweite Faktor als traditionelleWertorientierung interpretiert. Die Faktorenanalyse zu den Freizeitbeschäftigungen liefert fünfFaktoren, die gemeinsam 55,8 % der Varianz aufklären. Inhaltlich werden die fünf Faktoren alsfolgende Freizeitorientierungen interpretiert: häuslich-familienbezogene, außerhäusliche, bildungsbezogene,künstlerische und computerbezogene Orientierung.In methodisch paralleler Weise ist bei der Ermittlung der Mobilitätsorientierungen vorgegangenworden. Hierzu ist <strong>eine</strong> Faktorenanalyse über die 32 Items zur Ermittlung der symbolischen Mobilitätsdimensionendurchgeführt worden. Als Resultat ergeben sich acht Faktoren mit <strong>eine</strong>m Eigenwertüber 1,0 (46,26 % der aufgeklärten Varianz), von denen allerdings nur sechs Faktoren inhaltlicheindeutig zu interpretieren sind. Hierbei handelt sich um die sechs Mobilitätsorientierungen„Autonom ohne Auto”, „Autofan”, „Privatheit”, „Status Umweltverbund”, „Ablehnung des Zufußgehens”und „Fahrradfan”.Darüber hinaus sind zwei zusätzliche Mobilitätsorientierungen erfragt worden. Hierbei handelt essich um <strong>eine</strong> „persönliche ökologische Verantwortungsnorm“, die den Einfluss <strong>eine</strong>r ökologischenVerantwortung auf die Verkehrsmittelwahl beschreibt. Die „ökonomische Orientierung“ bei derVerkehrsmittelwahl charakterisiert hingegen monetäre Aspekte der Verkehrsmittelwahl mit demZiel, ein möglichst günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erreichen. Die insgesamt acht Mobilitätsorientierungenstellen die Grundlage für die weitere Datenanalyse dar.ÓZusammenhang zwischen Lebensstilorientierungen und WohnstandortBei der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Stadtquartier und Lebensstilorientierungenlassen sich Unterschiede in Bezug auf die Lebensstilorientierungen „familiär-häusliche Orientierung“,„künstlerische Orientierung“ und die „progressive Wertorientierung“ feststellen. In den übrigenLebensstilorientierungen zeigten sich k<strong>eine</strong> Unterschiede in den vier Stadtquartieren.Die familiär-häusliche Orientierung ist im Belgischen Viertel im Vergleich zu den drei anderenStadtvierteln niedriger ausgeprägt (Mittelwert/M=-0,46; Standartabweichung/SD=0.91). Mit <strong>eine</strong>mMittelwert von 0,41 (SD=1,00) ist Dellbrück das Stadtviertel, in welchem diese Lebensstilorientierungihre stärkste Ausprägung findet.Umgekehrt zur familiär-häuslichen Orientierung verhält sich die künstlerische Orientierung in denStadtvierteln. Während diese in Dellbrück mit <strong>eine</strong>m Mittelwert von –0,33 (SD=0,90) sehrschwach ausgeprägt ist, findet sich im Belgischen Viertel <strong>eine</strong> starke künstlerische Orientierung mit0,17 (SD=1,00) und im Kunibertsviertel 0,23 im Mittel (SD=1,00).24
Raumnutzung und MobilitätsverhaltenParallel zur künstlerischen Orientierung, ist auch bei der progressiven Wertorientierung ein Unterschiedzwischen den Stadtvierteln zu beobachten. Während im Belgischen Viertel mit <strong>eine</strong>m Mittelwertvon 0,23 (SD=0,93) <strong>eine</strong> sehr hohe Ausprägung dieser Orientierung zu verzeichnen ist, ist inden Vierteln Weiden (M=-0,14; SD=1,15) und Dellbrück (M=-0,21; SD=0,93) <strong>eine</strong> deutlich geringereAusprägung zu verzeichnen.Abb. 13:Verteilung der Lebensstilorientierungen auf die StadtviertelLebensstilorientierungen und Stadtviertel0,60,40,410,20,10,170,230,230,130-0,2-0,14-0,21-0,4-0,33-0,46-0,6-0,8-0,63familiär-häusliche Orientierung künstlerische Orientierung progressive Wertorientierung-0,7Belgisches Viertel Kunibertsviertel Weiden DellbrückInsgesamt bleibt festzuhalten, dass die Orientierungen innerhalb der innerstädtischen Viertel undder peripheren Viertel jeweils die stärksten Gemeinsamkeiten aufweisen, d. h. die progressivkünstlerischenOrientierungen finden sich vorwiegend im Belgischen und im Kunibertsviertel; diefamiliär-häuslichen Orientierungen finden ihre stärkste räumliche Ausprägung in den peripherenVierteln.ÓZusammenhang zwischen der Mobilitätsorientierungen und dem langfristigenMobilitätsverhaltenBei der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen den ermittelten acht Mobilitätsorientierungenund dem langfristigen Mobilitätsverhalten können zwei Teilfragestellungen differenziert werden.Die erste Fragestellung bezieht sich auf den Zusammenhang zwischen Mobilitätsorientierungenund dem Wohnstandort; die Zweite auf den Zusammenhang zwischen Mobilitätsorientierungenund der Pkw-Ausstattung.ÓZusammenhang zwischen der Mobilitätsorientierung und dem WohnstandortBei sechs der insgesamt acht gebildeten Mobilitätsorientierungen konnten signifikante Unterschiedefestgestellt werden. Parallel zu den Lebensstilorientierungen sind auch in den Mobilitätsorientierungendie größten Unterschiede zwischen den innerstädtischen und den peripheren Stadtviertel zubeobachten, d. h. dass die Bewohner in den suburbanen Stadtvierteln in der Tendenz <strong>eine</strong> stärkerausgeprägte „automobile“ Mobilitätsorientierung haben als die Bewohner der Innenstadt.25