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Reinhard Gehlen und der Kalte Krieg - Deutschland 1933 – 1990

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ten <strong>der</strong> Kirchen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Reichswehr; danach stellten sich einzelne, meist an einflussreicher Stelle, abernicht unter Berufung auf ihre Amtspflicht, son<strong>der</strong>n in persönlicher Gewissensentscheidung gegen dasRegime. Bei Ausbruch des <strong>Krieg</strong>es kamen zu den Berufssoldaten <strong>und</strong> Wehrdienstpflichtigen Regimegegneraus zivilen Berufen in die Wehrmacht, z. B. in das OKW/Amt Ausland/Abwehr <strong>der</strong> Jurist <strong>und</strong>Reichsgerichtsrat Dr. Hans v. Dohnanyi als Son<strong>der</strong>führer (Major), ferner Pfarrer Dietrich Bonhoeffer,die Juristen Dr. Hans Bernd Gisevius <strong>und</strong> Dr. Josef Müller [über ihn werden Sie mehr hören, <strong>und</strong> nachweiteren Namen schließt dieser Satz mit] Peter Graf York, Ulrich Graf Schwerin, Hans Herwarth v. Bittenfelddienten im Heer.“Sollten Sie die Wehrmacht für einen gewöhnungsbedürftigen Fluchtpunkt für oppositionelle Zivilistenhalten, dann geht es Ihnen wie mir. Darauf muss man wirklich erst einmal kommen. Aber dort sind dieWaffenträger in einer großen Anzahl zu finden, die gegen scheußliche Zustände mehr tun können, alsFlugblätter gegen den <strong>Krieg</strong> verteilen. Die dann von den Leuten noch nicht einmal gelesen werden.Und woher weiß so ein oppositioneller Zivilist, wo er sich hinwenden muss mit seinem Anliegen? Dakann man ja nicht den Flur lang gehen, nach dem Lottoprinzip mal an eine Tür klopfen <strong>und</strong> sagen: GutenTag, ich bin <strong>der</strong> oppositionelle Zivilist. Ich will jetzt mal etwas gegen die scheußlichen Zustände unternehmen.Das ging damals böse ins Auge. Aber dieses Vorgehen war 1939 schon nicht mehr nötig:„Oberstleutnant Oster war auch <strong>der</strong> maßgebliche Verbindungsmann zu zivilen Oppositionellen, vor allemaus dem Bereich des Auswärtigen Amtes. Dort hatten einige verantwortungsbewusste Diplomatenebenfalls die Gefahren von Hitlers außenpolitischem Hasardspiel erkannt.“Wenn ich den Autoren des Buches Verrat in <strong>der</strong> Normandie – Eisenhowers deutsche Helfer, den empörtenFriedrich Georg, richtig verstehe, hatten neben <strong>Reinhard</strong> <strong>Gehlen</strong> auch an<strong>der</strong>e deutsche Militärsdie Gefahren einer verbrecherischen <strong>Krieg</strong>sführung erkannt <strong>und</strong> anschließend dem <strong>Krieg</strong> den <strong>Krieg</strong> erklärt.Die gute National-Zeitung war so fre<strong>und</strong>lich, sein gutes Buch publik zu machen. Friedrich Georghat in mühevoller Detailarbeit den Weltkrieg nachträglich gewonnen, ein Unterfangen, das ich immerfür einen sinnlosen Zeitvertreib für ältere Herren <strong>und</strong> für kleine Jungs hielt. Im einleitenden Text wirdgesagt, dass <strong>der</strong> Autor <strong>der</strong> Frage nachgeht, „ob organisierter Verrat <strong>und</strong> Sabotage durch hohe <strong>und</strong>höchste deutsche Offiziere den Erfolg <strong>der</strong> alliierten Landung in <strong>der</strong> Normandie erst möglich gemachthaben. Autor Friedrich Georg geht zahlreichen Anzeichen nach, dass es im Juni 1944 am Atlantikwalleine organisierte Verschwörung gegeben haben könnte. Neue Erkenntnisse, die sich aus <strong>der</strong> Freigabegeheimer russischer Archive, aus Berichten von Militärwissenschaftlern, Memoiren <strong>der</strong> Beteiligten, sowiekritischen Untersuchungen von Fachleuten ergeben, erfor<strong>der</strong>n nach Ansicht des Verfassers eine völligneue Sicht auf die Invasion. Georg hat eine atemberaubende Indizienkette zusammengetragen, die esunwahrscheinlich erscheinen lässt, dass allein Zufall für das Versagen <strong>der</strong> deutschen Seite verantwortlichgewesen ist.“In einem Interview wurde <strong>der</strong> Autor gefragt: „Obwohl die Verteidiger am Strand von <strong>der</strong> deutschenFührung ihrem Schicksal überlassen wurden, hätten diese über St<strong>und</strong>en beinahe allein schon die Landungin Bedrängnis gebracht. Die deutsche Hauptmacht aber wartete bis Ende Juli 1944 untätig Gewehrbei Fuß auf eine angebliche zweite alliierte Invasion in Pas-de-Calais, die nie kam. Hätte die Invasionin <strong>der</strong> Normandie beim rechtzeitigen Einsatz aller deutschen Einheiten abgewehrt werdenkönnen?“ Darauf antwortete <strong>der</strong> empörte Autor: „Ja, eindeutig. Hier sind sich alle Fachleute auf beidenSeiten <strong>der</strong> ehemaligen <strong>Krieg</strong>sgegner einig. Es standen genügend deutsche Truppen bereit, um noch in<strong>der</strong> Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944 in den Invasionsraum herangeführt zu werden, da hätte mannoch nicht einmal die 15. Armee in Pas-de-Calais als Sicherheitsreserve benötigt. Nach <strong>der</strong> unterbliebenenrechtzeitigen Alarmierung <strong>der</strong> Küstenverteidigung war das Ausbleiben des vom deutschen <strong>Krieg</strong>splangefor<strong>der</strong>ten gepanzerten Gegenstoßes <strong>der</strong> zweite bisher unerklärliche Kardinalfehler <strong>der</strong> deutschenVerteidigung. Stattdessen überließ man die Verteidiger am Strand ihrem Schicksal, nachdem man ihnennoch wenige Tage vor <strong>der</strong> Landung die Hälfte <strong>der</strong> Munition weggenommen <strong>und</strong> nach hinten abgefahrenhatte. Dennoch brachten die wenigen stationären Divisionen <strong>der</strong> Strandverteidigung die Invasionstruppenzeitweise in große Schwierigkeiten, <strong>und</strong> so gab es vom 10.–15. Juni 1944 in London eine inoffizielleErörterung <strong>der</strong> englischen <strong>und</strong> US-amerikanischen Stabschefs. Dabei beschloss man sowohl den Ausbaudes Landungskopfes als auch den Rückzug <strong>der</strong> alliierten Truppen, falls die Wehrmacht ihren Wi<strong>der</strong>standverstärken <strong>und</strong> innerhalb von sieben bis acht Tagen einen größeren Gegenschlag führen würde.Dies fand nicht statt, stattdessen hielten die inadäquaten Handlungen des OKW <strong>und</strong> <strong>der</strong> Befehlshaber<strong>der</strong> Heeresgruppen an. Der dritte große Fehler <strong>der</strong> Deutschen war, die in unmittelbarer Nähe vorhandenenReserven Wochen o<strong>der</strong> Monate hindurch nicht einzusetzen. Ein in <strong>der</strong> <strong>Krieg</strong>sgeschichte nahezueinmaliger Vorgang. Trotz allem befanden sich die Alliierten noch Mitte Juli 1944 in einer Krise,was die Deutschen nicht einmal bemerkten.“ Das lag dann sicher daran, dass Deutsche in aller Regel

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