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Reinhard Gehlen und der Kalte Krieg - Deutschland 1933 – 1990

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auch diese Autobahnen wegreißen müssen. Ausgerechnet von <strong>Reinhard</strong> <strong>Gehlen</strong> stammt diese Erkenntnis:„Dieses wahrhaft stolze Gefühl meiner französischen Partner, ja aller Franzosen über die Parteienhinweg, hat mich häufig beeindruckt. Es drückte sich aus in den Worten eines französischen Fre<strong>und</strong>es,<strong>der</strong> mir einmal sagte: »Nur <strong>der</strong> kann ein zuverlässiger Europäer werden, <strong>der</strong> zunächst einmal ein guterFranzose, ein guter Englän<strong>der</strong>, ein guter Italiener o<strong>der</strong> ein guter Deutscher ist <strong>und</strong> auf das Gute in <strong>der</strong>geschichtlichen Tradition seines Landes stolz ist.«“ So kann man das auch betrachten. Stefan Luft tratmit einem Buch für ein an<strong>der</strong>es Konzept bei <strong>der</strong> Integration von Zuwan<strong>der</strong>ern nach <strong>Deutschland</strong> aufden Plan. Dort zitierte er unter an<strong>der</strong>em aus einem Artikel von <strong>Reinhard</strong> Müller, <strong>der</strong> am 3. November2005 in <strong>der</strong> Frankfurter Allgemeinen Zeitung stand: „Woher soll <strong>der</strong> Stolz von Einwan<strong>der</strong>ern auf dasneue Heimatland kommen, wenn selbst die einheimische Elite ein distanziertes Verhältnis dazu pflegt?<strong>Deutschland</strong> ist ein Land, in dem Minister Probleme mit Amtseid <strong>und</strong> Hymne haben; in dem man selbstin Veranstaltungen des Goethe-Instituts mitunter kaum ein deutsches Wort hört; wo auf mancher Konferenz<strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft ausschließlich deutsche Teilnehmer auf englisch radebrechen; einLand, dessen führende Konzerne sich global nennen <strong>und</strong> gebärden, obwohl doch alle Welt sie alsdeutsch (o<strong>der</strong> gar bayerisch) wahrnimmt; ein Land, das das Interesse <strong>der</strong> Welt an seiner Sprache <strong>und</strong>an seinem Rechtssystem mit <strong>der</strong> Kürzung <strong>der</strong> Mittel für den Kultur <strong>und</strong> Wissenschaftsaustausch beantwortet.Warum sollte sich ein Türke zu diesem Land bekennen, das dessen eigene Bürger verachten?“Schön ist auch sein Hinweis, dass in diesem Land jede Kultur willkommen ist, die nicht mit dem Attributdeutsch in Verbindung steht. Ich wünsche mir, dass den Kin<strong>der</strong>n mit Stolz von den Männern <strong>und</strong>den Frauen erzählt wird, die in vielen Bereichen <strong>der</strong> Gesellschaft das ihnen Mögliche für das Ende <strong>der</strong>Herrschaft <strong>der</strong> Nazis <strong>und</strong> für ein Ende des <strong>Krieg</strong>es getan haben. Mit Nationalstolz. Weil es nicht hilft,ihn wegzudiskutieren. Das gelingt ohnehin nur in einem Spektrum, das nicht zum Nazismus neigt, <strong>und</strong>überlässt sinnigerweise den Stolz auf dieses Land <strong>und</strong> seine Geschichte denen, die dem Namen diesesLandes Bärendienste erwiesen haben <strong>und</strong> noch heute erweisen.Als erstes Zeichen <strong>der</strong> schon lange überfälligen Perestroika in diesem Land will ich nie mehr verlogeneReden am 3. Oktober, dem Todestag von Franz Josef Strauß <strong>und</strong> späteren Tag <strong>der</strong> deutschen Einheit,hören müssen. Dieses Datum hatte sein bester Intimfeind, Helmut Kohl, cool ausgewählt. Mein rechter,rechter Platz ist leer, ich wünsche mir den 15. November als deutschen Staatsfeiertag, den Geburtstagvon Claus Philipp Maria Graf Schenk von Stauffenberg. Wegen <strong>der</strong> Wahrheit <strong>und</strong> Klarheit <strong>der</strong> deutschenPolitik.Damit komme ich zurück zu Aufstand des Gewissens – Militärischer Wi<strong>der</strong>stand gegen Hitler <strong>und</strong> dasNS-Regime. Die Beteiligung eines Franz Josef Strauß an <strong>der</strong> Verschwörung wurde in dem Produkt ausdem Jahre 1985 noch nicht erwähnt. Zu jener Zeit gab er seinem Publikum noch den Beelzebub. Hätteman um dieses Detail früher gewusst, wäre er von einigen wohl eher für den Dolchstoß gehalten worden.In dem Buch wurde zumindest angemerkt: „Schon die Ermittlung <strong>der</strong> Fakten war <strong>und</strong> ist – wiesich das angesichts des Untersuchungsgegenstandes fast von selbst versteht – äußerst schwierig. Trotzdemhat die historische Forschung in mehr als drei Jahrzehnten ohne Zweifel Bedeutendes geleistet, sodass die Militärgeschichte in vielen wichtigen Bereichen auf einigermaßen gesichertem Boden steht.Selbst diese Ergebnisse sind jedoch in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Öffentlichkeit keineswegs so verbreitet,dass die Teilnehmer <strong>der</strong> Diskussionen über dieses Thema – <strong>und</strong> <strong>der</strong> 40. Jahrestag des 20. Juli 1944wird in beson<strong>der</strong>er Weise zu intensiver Diskussion anregen – von einer gemeinsamen Wissensgr<strong>und</strong>lageausgehen können.“ Diese „gemeinsame Wissensgr<strong>und</strong>lage“ hätten aber auch die Alliierten gut gebrauchenkönnen. Die Forschung hinkt ja sowieso immer hinterher; doch die Beteiligten haben gewusst,wer an den verschiedenen missglückten Staatsstreichen beteiligt war; schwiegen sich darüber allerdingsaus <strong>und</strong> for<strong>der</strong>ten Schlesien zurück.Die mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> korrekte Info, die Fachleute wie Hans, Franz o<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Reinhard</strong> ihrenfriendsin America gaben, hatte jedenfalls den gewollten Effekt – den Amerikanern wurde in Gestalt <strong>der</strong>Sowjetunion ein neues rotes Tuch vorgehalten, auf das sie sich jetzt konzentrieren konnten. Man mussdemokratisierwütige Amis einfach beschäftigen. Die Amerikaner haben daraus anschließend denSchluss gezogen, jetzt bestünde die Notwendigkeit des Feldzuges gegen den Kommunismus, <strong>und</strong> unterstütztendann selbst die rauhbeinigsten Diktaturen überall, so sie nur antikommunistisch genug waren.Nicht schön. Supermacht.Der Autor von Weiners Vorwort war amüsiert: „Allen Dulles, einer <strong>der</strong> Gründungsväter <strong>der</strong> Central IntelligenceAgency, fand die Anwerbung von General <strong>Gehlen</strong> prachtvoll: »Im Spionagegeschäft gibt esselten Heilige. Er ist auf unserer Seite, <strong>und</strong> nur das zählt.« Das Interesse <strong>der</strong> Amerikaner am Erwerbauch noch <strong>der</strong> geringfügigsten Informationen, die <strong>Gehlen</strong> über die Sowjets besaß, wog schwerer als die

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