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Reinhard Gehlen und der Kalte Krieg - Deutschland 1933 – 1990

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<strong>und</strong> Aufgaben nur in dem begrenzten Rahmen seiner militärischen Aufgaben sieht, ohne sich <strong>der</strong>höchsten Verantwortung vor dem gesamten Volk bewusst zu werden.“Heinrich Walle berichtete, wie das Leben auch ohne Beck weiterging: „Becks Nachfolger, General <strong>der</strong>Artillerie Franz Hal<strong>der</strong>, übernahm am 28. August [1938] das Amt des Chefs des Generalstabs des Hee -res. Er wollte ebenfalls das Risiko eines großen <strong>Krieg</strong>es vermeiden <strong>und</strong> griff daher frühere Staatsstreichpläneseines Vorgängers auf, für den Fall, dass Hitler den Angriff gegen die Tschechoslowakei befehlensollte. [...] Emissäre Hal<strong>der</strong>s <strong>und</strong> Osters informierten Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> britischen Regierung <strong>und</strong> versuchten,sie zu einem Kurs <strong>der</strong> Härte gegen Hitlers For<strong>der</strong>ungen zu bewegen. Oberstleutnant Oster hatteden konservativen Ewald von Kleist-Schmenzin zum damaligen britischen Oppositionsführer WinstonChurchill entsandt, General Hal<strong>der</strong> hatte durch den Hauptmann Karl Boehm-Tettelbach mit dem britischen<strong>Krieg</strong>sministerium Verbindung aufnehmen lassen. Im Auftrage des Staatssekretärs des AuswärtigenAmtes, Ernst Freiherr von Weizsäcker, informierte <strong>der</strong> Botschaftsrat <strong>der</strong> deutschen Botschaft inLondon, Theo Kordt, den britischen Außenminister Halifax über die Pläne <strong>der</strong> Opposition. Großbritanniensollte dadurch zu einer unnachgiebigen Haltung veranlasst werden, damit Hitler das <strong>Krieg</strong>srisikounmissverständlich klargemacht würde. Die Englän<strong>der</strong> blieben jedoch mißtrauisch. Großbritanniensuchte zu einer vertraglichen Lösung <strong>der</strong> Sudetenfrage zu kommen. Für die Durchführung einer möglichenAktion im Rahmen <strong>der</strong> Staatsstreichpläne wurde <strong>der</strong> Kommandierende General des III. Armeekorps<strong>und</strong> Befehlshaber im Wehrkreis III (Berlin), General <strong>der</strong> Infanterie von Witzleben, gewonnen.[...] General Hal<strong>der</strong> sollte den auslösenden Befehl geben, General von Witzleben die Durchführung leiten.[...] Außer <strong>der</strong> Verhaftung von Regierungsmitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Parteifunktionären war die VerhaftungHitlers in <strong>der</strong> Reichskanzlei geplant. Hitler sollte nach den Vorstellungen von General Beck <strong>und</strong> einigenVerschwörern vor Gericht gestellt <strong>und</strong> abgeurteilt werden. Damit hoffte man die Entstehung einer neuen»Dolchstoßlegende« zu verhin<strong>der</strong>n. Oster <strong>und</strong> <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Verschwörung beteiligte ReichsgerichtsratDr. Hans von Dohnanyi wollten ihn durch ein Ärztekonsilium unter dem Vorsitz von DohnanyisSchwiegervater, dem Psychiater Prof. Karl Bonhoeffer, für geisteskrank erklären lassen. [...] Zur Durchführungdes Staatsstreiches kam es jedoch nicht. Als die Verschwörer bereit zum Losschlagen waren,kam es zur »Münchener Konferenz« am 29./30. September 1938. Hier erklärte sich <strong>der</strong> britische PremierministerChamberlain, <strong>der</strong> französische Ministerpräsident Daladier <strong>und</strong> <strong>der</strong> italienische Staatsführer(»Duce«) Mussolini mit <strong>der</strong> Anglie<strong>der</strong>ung des Sudetenlandes an das Reich einverstanden. EinStaatsstreich gegen den wie<strong>der</strong>um erfolgreichen »Führer« war damit unmöglich geworden.“„Dass ein Umsturz unvermeidlich war, dass man sich dafür voll einsetzen müsse, wurde Peter Yorckschon sehr früh klar. Aber für ihn wie auch für Moltke, die beide sehr bewusst als Christen lebten, wardie Vorstellung, Hitlers Ermordung planmäßig zu organisieren, ein schweres Problem, die an<strong>der</strong>ennicht so zu schaffen machte. Moltke weigerte sich, die Verbrecher mit»Gangstermethoden« zu beseitigen:»So kann man keine neue Epoche einleiten!« York teilte seine Meinung nicht ganz so eindeutig, jeweiter die Zeit fortschritt. In <strong>der</strong> letzten Zeit hatte er sich dann auch selbst zur Aktion durchgerungen.Alle miteinan<strong>der</strong> aber hielten es für ihre Pflicht, darüber nachzudenken, was getan werden müsse, wennes einmal so weit sein würde.“ Sie lesen hier Erinnerungen von Marion Dönhoff. „Viel wurde über dieletzten Dinge <strong>der</strong> Politik gegrübelt, über die Rolle des Staates <strong>und</strong> die Grenzen <strong>der</strong> Freiheit. [...] WährendPeter Yorck <strong>und</strong> Helmuth Moltke brauchbare, integre Menschen sammelten, die den neuen Staatbauen <strong>und</strong> verwalten sollten, <strong>und</strong> während sie sich bemühten, gemeinsam mit diesen moralische <strong>und</strong>politische Maßstäbe für das nachhitlersche <strong>Deutschland</strong> zu entwickeln, wurden die oppositionellen Offizierevon Zweifeln hin- <strong>und</strong> hergerissen: In <strong>der</strong> Phase spektakulärer Siege war es zu früh, Hitler umzubringen,zu groß schien die Gefahr <strong>der</strong> Dolchstoßlegende; <strong>und</strong> als die Rückschläge einsetzten, war esvielleicht schon zu spät, um etwas an<strong>der</strong>es als bedingungslose Kapitulation zu erreichen. Dennoch wurdeimmer wie<strong>der</strong> Vorbereitung für ein Attentat getroffen, die immer wie<strong>der</strong> auf fast magische Weisescheiterte, weil Hitler seine festgesetzten Pläne o<strong>der</strong> vorgesehen Routen än<strong>der</strong>te.“Aber wir waren bei den Fremden Heeren Ost: „Ein neues Management sollte gef<strong>und</strong>en werden, <strong>und</strong> sobetraute man im April 1942 <strong>Gehlen</strong> mit <strong>der</strong> Leitung, obwohl dieser sich nie mit Geheimdienstarbeit befassthatte, keine Fremdsprachen beherrschte <strong>und</strong> von Russland keine Ahnung hatte. In dieser Versetzungwurde die Geringschätzung deutlich, welche die Tradition preußisch-deutscher Generalstabsoffizieredem Metier <strong>der</strong> Geheimdienstleute entgegenbrachte.“ Das kann er <strong>der</strong> Oma erzählen. Welcher Österreicherhätte aber auch vermuten sollen, dass man aus dieser Abteilung zum Chef machen konnte,wen man wollte, <strong>und</strong> hatte doch immer denkende Deutsche vor sich, die die Arbeit ihrer Vorgänger fortsetzten?Wie zum Beispiel Alexis Freiherr von Roenne nach Wilhelm Canaris. Und wie behalf sich <strong>Gehlen</strong>mit den Sprachen? „Ich holte mir als ersten Mitarbeiter (Ia) den Oberstleutnant i. G. Freiherr vonRoenne <strong>und</strong> als Gruppenleiter I den Major i. G. Herre, beides hochqualifizierte Generalstabsoffiziere,

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