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Reinhard Gehlen und der Kalte Krieg - Deutschland 1933 – 1990

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Wenn es in den unabhängigen Medien <strong>der</strong> BRD auch so selten deutlich gesagt wird, erfüllt es mich dochmit Genugtuung, dass zumindest hin <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> einmal so etwas zu finden ist: „Ein großer Teil <strong>der</strong>B<strong>und</strong>esbürger glaubt ganz ehrlich, dass die Russen <strong>und</strong> die deutschen Kommunisten <strong>Deutschland</strong> gespaltenhätten, <strong>und</strong> nicht sie selbst <strong>und</strong> die Westmächte.“ Sie glauben das freilich deshalb ganz ehrlich,weil Ihnen so selten eine an<strong>der</strong>e Wahrheit zu Ohren kommt. An<strong>der</strong>erseits betrübt es mich durchaus,wenn Sebastian Haffner in seinem zweiten Teilsatz nicht nur den Eindruck von einer mächtigen Weltverschwörunggegen <strong>Deutschland</strong> hätschelt, son<strong>der</strong>n sein dumm gehaltenes Wahlvolk auch noch fürdiese jahrzehntelange Spaltung unseres Landes in Haftung nimmt. Ein je<strong>der</strong> denkt nur, was er denkenkann. Und für die richtigen Ableitungen benötigt man korrekte Informationen. Sonst wird man <strong>und</strong>frau politikverdrossen. Politikverdrossen macht allerdings auch, dass <strong>der</strong>selbe Schlauberger (freilich 17Jahre zuvor) seine Leserschar über Staatsmänner im Osten <strong>und</strong> im Westen informiert hatte, die ihrePolitik angeblich auf die dauerhafte Teilung <strong>Deutschland</strong>s gründeten. Und an den Text aus diesem b<strong>und</strong>esdeutschenPropagandaschinken Die SBZ von A bis Z – Ein Taschen- <strong>und</strong> Nachschlagebuch über dieSowjetische Besatzungszone <strong>Deutschland</strong>s erinnern Sie sich doch bestimmt: „Immer wie<strong>der</strong> behauptetdas Regime <strong>der</strong> SBZ, <strong>Deutschland</strong> sei nach 1945 von den Westmächten <strong>und</strong> politischen Kreisen Westdeutschlandsgespalten worden. Bei seiner Wahl zum Präsidenten <strong>der</strong> Republik betonte Wilhelm Pieckam 11. 10. 1949 vor <strong>der</strong> Volkskammer: »Von den westlichen Besatzungsmächten . . . wurde <strong>Deutschland</strong>gespalten«, doch »niemals wird die Spaltung <strong>Deutschland</strong>s . . . von <strong>der</strong> DDR anerkannt werden«.“Hauptsache immer drei Punkte. Und wer stand da noch?Für die Meinungsbildung über die sowjetische Nachkriegspolitik ist es durchaus von Bedeutung, dassdie Sowjetunion erst 1949 über erste atomare Sprengkörper verfügte; die Jahre zuvor aber entschiedenüber das Schicksal Europas in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des XX. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> über viele Biographien,darunter auch den Verbleib h<strong>und</strong>erttausen<strong>der</strong> deutscher Soldaten in <strong>der</strong> <strong>Krieg</strong>sgefangenschaft <strong>und</strong> dieKarriere des Dachdeckerlehrlings Erich Honecker, die ihn an die Spitze eines neuen deutschen Staatesführte. Dem Bürgermeister von Ost-Berlin, Friedrich Ebert, ließ er 1971 durchaus nicht den Vortritt, wiemir <strong>der</strong> Historiker Norbert Podewin berichtete. Friedrich Eberts Papa war ja wenigstens Reichspräsident.Damit konnte in Bonn keiner dienen.Interessant ist natürlich, wie sich letztlich auch die Sowjetunion durch den Bau von Atomwaffen nach1949 allmählich zu einer Supermacht mauserte. Vom <strong>Krieg</strong>sende bis 1949 waren die Sowjets ja noch in<strong>der</strong> misslichen Lage, auf eventuell herunterfallende amerikanische Atombomben mit dem Panzer T34 beziehungsweise mit ihrem erstklassigen Maschinengewehr Kalaschnikowreagieren zu müssen.Richtig gut wäre es dann aber schon gewesen, hätten sie auch eigene Atombomben zur Abschreckungvorrätig gehabt. Es fällt ins Auge, dass einige Forscher, die am Bau einer deutschen W<strong>und</strong>erwaffe beteiligtwaren, nach dem <strong>Krieg</strong> in die USA gingen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e in die Sowjetunion. Unter den letzteren warauch Manfred von Ardenne. Im Westen hieß es später immer, er sei von den Russen einkassiert <strong>und</strong> inden Winter Sibiriens verschleppt worden, wo er dann die russische Bombe entwickelt habe. Dieser Darstellungmag ich keinen rechten Glauben schenken, da die sowjetischen Ingenieure, die seit 1945 mitihm gemeinsam eine solche Waffe entwickelten, noch nach vielen Jahren die gleichen leuchtenden Augenob des netten Herrn aus <strong>Deutschland</strong> bekamen wie die amerikanischen Spezialisten, wenn sie überWernher von Braun sprachen. Mal ganz ehrlich – man kann ja einen Forscher schon zwangsverpflichten.Aber zwingen Sie doch mal einen richtigen deutschen Forscher, seine mathematischen Berechnungenfür den Gegner richtig auszuführen. Ein klitzekleiner Fehler <strong>und</strong> die Russen hätten keine Bombe gehabt.Was wäre dann wohl aus dem <strong>Kalte</strong>n <strong>Krieg</strong> geworden? Pustekuchen.Weil die Sowjets, denen <strong>der</strong> deutsche Emigrant <strong>und</strong> dann Los Alamos-Experte Klaus Fuchs „das Konstruktionsschema<strong>der</strong> Plutoniumbombe »Fat Man« geliefert“ hatte, schon 1945 mit den Vorarbeiten anihrer ersten Atombombe beginnen konnten, wurde nichts aus dem mit dem Besitz dieser Bombe verb<strong>und</strong>enenamerikanischen Traum „die Mächte des Bösen, ja alle Mächte zu verabschieden <strong>und</strong> sich ineinem Weltstaat zusammenzufinden“. Während die Amerikaner im Jahr 1945 alle Staaten einluden, umin Kalifornien die UNO zu gründen, begannen die Sowjets mit Hilfe <strong>der</strong> Deutschen eigene Atomwaffenzu entwickeln.Dass <strong>der</strong> Moskauer Staatschef 1945 doch die Sowjetisierung eines Teils von <strong>Deutschland</strong> o<strong>der</strong> eine proletarischeRevolution am Rhein <strong>und</strong> in den schönen Alpen angeregt hätte, wurde meines Wissens nochvon niemandem mit Quellen belegt. Davon völlig unbeeindruckt wird es immer wie<strong>der</strong> behauptet. Esgab ja wirklich einmal eine Formulierung von einer Weltrevolution. Aber das Thema war meines Erachtensvom Tisch, als Wladimir Iljitsch Uljanow alias Lenin sich 1917 mit seiner Vorstellung durchgesetzthatte, es in einem einzelnen <strong>und</strong> mit seinem Russland obendrein in einem ökonomisch recht schwach

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