31.07.2015 Aufrufe

Reinhard Gehlen und der Kalte Krieg - Deutschland 1933 – 1990

Reinhard Gehlen und der Kalte Krieg - Deutschland 1933 – 1990

Reinhard Gehlen und der Kalte Krieg - Deutschland 1933 – 1990

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

densvertrag. [...] Die Verhandlungen hätten sich an <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Reparationen festgefahren.“ Im Jahr<strong>1990</strong> ist es dem Diplomatenduo Hans-Dietrich Genscher <strong>und</strong> Helmut Kohl tatsächlich endgültig gelungen,eine reguläre Friedenskonferenz zu verhin<strong>der</strong>n. Aber große Sprüche über das Leid des <strong>Krieg</strong>esklopfen. Sie erinnern sich – 727 Milliarden DM haben die Leute in Ostdeutschland in den Entschädigungstopfeingezahlt. Die haben übrigens für Investitionen in die Wirtschaft dann auch nicht zur Verfügunggestanden. Das war doppelt verheerend, weil sie gerade in den Aufbaujahren nach dem <strong>Krieg</strong> gefehlthaben. Die Menschen im Osten hätten auch mit <strong>der</strong> Planwirtschaft besser leben können; man erinneresich, dass man in den späten sechziger Jahren in West-<strong>Deutschland</strong> vom zweiten deutschen Wirtschaftsw<strong>und</strong>er– in <strong>der</strong> DDR – sprach, die damals freilich noch als SBZ bezeichnet wurde. Erst danachwirkte sich allmählich die neue „Wirtschaftspolitik“ des diktatorischen Dachdeckerlehrlings aus.Aus <strong>der</strong> heutigen Perspektive lässt es sich einfach erklären, wie es den Bonnern gelungen ist, die großenStaaten gegeneinan<strong>der</strong> in Stellung zu bringen <strong>und</strong> ihnen ihre angstgeladene Außenpolitik vorzugeben.Während Murat Williams überzeugt war, dass „die <strong>Gehlen</strong>-Leute sich immer schon dem <strong>Krieg</strong> gegen dieSowjetunion verschrieben hatten“, verriet <strong>der</strong> aus Funk <strong>und</strong> Fernsehen bekannte GeheimdienstexperteErich Schmidt-Eenboom, wenn auch erst 2004: „<strong>Gehlen</strong> hat zwar im vertrauten Kreis häufig eine gewisseNähe zum Wi<strong>der</strong>stand des 20. Juli 1944 betont, beson<strong>der</strong>s, wenn es ihm als Appell an gemeinsameGr<strong>und</strong>anschauungen nützlich erschien, die Rolle Wessels jedoch nie öffentlich gemacht.“ Gerhard Wesselwar damals <strong>Gehlen</strong>s Stellvertreter <strong>und</strong> wurde später dann auch sein Nachfolger an <strong>der</strong> Spitze desBND, was vom Chef des DDR-Auslandsgeheimdienstes, Markus Wolf, als Beleg für eine vermeintlichefaschistische Kontinuität <strong>der</strong> BRD gedeutet wurde. Schmidt-Eenboom setzte fort: „Auch im frühenNachkriegsdeutschland führte <strong>Gehlen</strong> dieses Doppelspiel zwischen stiller Sympathie für die Gegner Hitlersin <strong>der</strong> Wehrmacht <strong>und</strong> taktischer Distanz zu ihrem gescheiterten Anschlag auf Hitler weiter.“Der Politologe Ferdinand Kroh vermerkte bezogen auf die achtziger Jahre: „Hier lag aber keine Verschwörung[<strong>der</strong> Sowjetunion <strong>und</strong> <strong>der</strong> USA] vor, son<strong>der</strong>n ein langwieriger <strong>und</strong> komplizierter Politikprozess,dessen Ziel von beiden Seiten unter völlig unterschiedlichen Interessenlagen öffentlich formuliertwar: die Beendigung des <strong>Kalte</strong>n <strong>Krieg</strong>s. Während die Amerikaner das Sowjetimperium damit zu Fallbringen wollten, war es das Ziel <strong>der</strong> Sowjets, ihr Reich mit <strong>der</strong>selben Strategie zu retten.“ Und GräfinDönhoff äußerte über General <strong>Gehlen</strong>, <strong>der</strong> den Ärger nach dem <strong>Krieg</strong> überhaupt erst ausgelöst hatte,ihre schlecht gespielte Überraschung darüber, „dass ein Mann, dessen Metier es mit sich brachte, dasser seit Jahrzehnten den Osten als den potenziellen Gegner betrachten mußte, sich so freigehalten hatvon antikommunistischen Komplexen“. Und da war er, wie Sie sich gewiss erinnern, auch beileibe nicht<strong>der</strong> einzige Schönfärber des Sozialismus, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik auf den Plan trat.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!