„Frodo“ und die Saar-Talente - Landessportverband für das Saarland
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Fünfter Meistertitel <strong>für</strong> den 1. BC Bischmisheim<br />
Auf den Spuren<br />
des Erfolgs<br />
Fünf auf einen Streich: Der 1. BC <strong>Saar</strong>brücken-Bischmisheim hat seine<br />
Serie ausgebaut <strong>und</strong> ist erneut deutscher Mannschaftsmeister im<br />
Badminton geworden. Seit 2006 konnte sich kein anderes Team<br />
mehr in <strong>die</strong> Siegerliste eintragen. Diesmal besiegte der BCB im Finale<br />
den 1. BC Beuel. Auf ein 4:4 in der Joachim-Deckarm-Halle folgte<br />
ein 6:2 in Bonn. Spieler <strong>und</strong> Fans sangen danach gemeinsam:<br />
„Deutscher Meister wird nur der BCB!“ Das glaubt inzwischen auch so<br />
mancher Gegner. Aber worin liegt der Erfolg begründet? <strong>Saar</strong>sport<br />
geht auf Spurensuche.<br />
Normalerweise hält es Frank Liedke nicht in der Halle, wenn der BC<br />
Bischmisheim in den Playoffs spielt. Dann macht der Vereinschef vor lauter<br />
Anspannung <strong>und</strong> Nervosität ausgiebige Spaziergänge <strong>und</strong> geht auch<br />
mal in nahegelegenen Möbelhäusern oder Baumärkten einkaufen. Doch<br />
beim Finale in <strong>die</strong>sem Jahr war es anders. Schon beim Hinspiel in <strong>Saar</strong>brücken<br />
war Liedke immer wieder auf der Tribüne zu sehen, lächelnd <strong>und</strong><br />
plaudernd. Tags darauf blieb er erstmals in der B<strong>und</strong>esliga-Geschichte des<br />
BCB <strong>das</strong> ganze Spiel über in der Halle. „Ich war von Beginn an ganz ruhig.<br />
Manche haben mich sogar gefragt, ob ich irgendetwas genommen habe“,<br />
erzählt der Vereinschef lachend.<br />
Doch der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ruhe war ein anderer: „Nach dem Verlust von<br />
Huaiwen Xu <strong>und</strong> weiteren Spielern im letzten Jahr gab es eine Umstellung<br />
im Team. Dass wir mit <strong>die</strong>ser neuen, jungen Mannschaft den Einzug ins<br />
Finale geschafft haben, war schon großartig. Der Titel ist <strong>die</strong> Krönung.“<br />
Und ein Zeichen da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s der BCB mit seinen Personalentscheidungen<br />
alles richtig gemacht hat. Als FC Bayern München des Badminton ist er<br />
nach dem neuerlichen Triumph bezeichnet worden. „Über ein Gespräch<br />
mit Uli Hoeneß würde ich mich schon mal freuen – sozusagen auf Augenhöhe“,<br />
scherzt Liedke. Sicher ist, <strong>das</strong>s der BCB-Chef ebenso unumstößlich<br />
<strong>für</strong> seinen Verein einsteht wie der Bayern-Präsident <strong>und</strong> viel Wert auf ein<br />
professionelles Umfeld legt, damit sich <strong>die</strong> Mannschaft auf <strong>das</strong> Wesentliche<br />
konzentrieren kann.<br />
Ist es also wirklich eine „FC Bayern-Aura“, <strong>die</strong> den BCB so erfolgreich<br />
macht? Oder vielleicht doch der Mythos Hopp? „Es gibt<br />
Leute, <strong>die</strong> sagen: Wer im Finale Kristof Hopp in der Mannschaft<br />
hat, gewinnt“, sagt eben jener Mann, der neun Mal im Endspiel<br />
um <strong>die</strong> deutsche Meisterschaft stand <strong>und</strong> neun Mal den Titel<br />
holte. Wie er <strong>das</strong> macht, weiß Hopp auch nicht so recht.<br />
„Aber es ist auf jeden Fall schön, wenn es klappt“, sagt er <strong>und</strong><br />
grinst.<br />
Nicht unbedingt mythisch, aber zumindest legendär ist der<br />
Teamgeist beim BC Bischmisheim, der <strong>die</strong> Spieler immer wieder<br />
zu großen Leistungen beflügelt. So wie Dieter Domke. Im vergangenen<br />
Sommer von der SG<br />
EBT Berlin zum BCB gewechselt,<br />
schrieb der 23-Jährige<br />
gegen Beuel seine eigene<br />
Finalgeschichte, als er<br />
den Weltranglisten-21.<br />
<strong>und</strong> EM-Dritten Rajiv<br />
BADMINTON<br />
Ouseph besiegte <strong>und</strong> den entscheidenden Punkt zum Titelgewinn<br />
machte. „In den Wochen zuvor hatte ich international einige bittere<br />
Niederlagen einstecken müssen, <strong>die</strong> mir <strong>das</strong> Selbstvertrauen genommen<br />
haben“, erklärt Domke. Prompt verlor er im Finale sein erstes Spiel<br />
gegen Ouseph ziemlich deutlich. Doch Mitspieler <strong>und</strong> Teammanager<br />
gaben ihm den Glauben an sich selbst zurück. Sie postierten sich während<br />
der zweiten Partie am Spielfeldrand <strong>und</strong> schrien Domke zusammen<br />
mit den Fans förmlich zum Sieg. „Sie alle haben gewusst, was ich<br />
leisten kann, <strong>und</strong> <strong>die</strong> ganze Zeit an mich geglaubt. Es war toll, <strong>das</strong> zu<br />
spüren“, sagt Domke.<br />
Teammanager Joachim Tesche gesteht, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Bischmisheimer<br />
Erfolge allmählich ein wenig unheimlich werden,<br />
versichert aber: „Wir sind kein Bündnis mit irgendwelchen<br />
dunklen Mächten eingegangen.“ Außerdem liegt der<br />
BCB trotz der Siegesserie der letzten Jahre nur auf Platz<br />
zwei der Dauermeister. Zwischen 1968 <strong>und</strong> 1980 sicherte<br />
sich der 1. BV Mülheim sage <strong>und</strong> schreibe 13 Mal in<br />
Folge den Titel. „Da haben<br />
wir ja noch einiges vor uns“,<br />
sinniert Tesche. Ein Scherz<br />
oder eine Kampfansage an<br />
<strong>die</strong> Gegner? Tesche lacht.<br />
„Vielleicht von beidem ein<br />
bisschen.“<br />
▲ STEFANIE MARSCH<br />
3/2010<br />
Fotos: Blum<br />
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