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„Frodo“ und die Saar-Talente - Landessportverband für das Saarland

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TOTALER TRIUMPF. Die <strong>Saar</strong>louis Royals haben wieder einmal <strong>das</strong> Double geschafft.<br />

Triumph des Kollektivs<br />

Der wichtigste Pfiff im Finale um <strong>die</strong><br />

deutsche Basketball-Meisterschaft<br />

der Frauen war einer, der gar nicht<br />

erst ertönte. Es steht 64:64 im alles<br />

entscheidenden fünften Spiel in der ausverkauften<br />

<strong>Saar</strong>louiser Stadtgartenhalle, 20<br />

Sek<strong>und</strong>en sind zwischen Titelverteidiger<br />

<strong>Saar</strong>louis Royals <strong>und</strong> dem TSV Wasserburg<br />

noch zu spielen.<br />

Zuvor hatten beide Mannschaften<br />

bereits beste Chancen vergeben, vorentscheidend<br />

in Führung zu gehen:<br />

Petra Manakova vergab <strong>für</strong> <strong>Saar</strong>louis<br />

zwei Freiwürfe, auf der anderen Seite<br />

drehte sich ein Wurf von Ashley Hayes<br />

gerade noch einmal aus dem Ring<br />

heraus. 20 Sek<strong>und</strong>en vor dem Ende<br />

kommt Jana Furkova <strong>für</strong> Wasserburg aus<br />

der Ecke, aus der sie zuvor bereits drei<br />

Mal getroffen hatte, zum Wurf. Oder<br />

besser gesagt: Fast. Denn wie aus dem<br />

Nichts kam Candyce Bingham herangeflogen<br />

<strong>und</strong> blockte den Wurf in letzter Sek<strong>und</strong>e.<br />

Der Ball landet in den Händen von Romy<br />

Bär. Doch was macht der Kapitän der<br />

<strong>Saar</strong>louis Royals? Beim Versuch,<br />

einen Schnellangriff zu initiieren,<br />

wirft sie den Ball ins Aus. 2000<br />

Fans inklusive ihr selbst rauften<br />

sich <strong>die</strong> Haare – denn nun hatten<br />

<strong>die</strong> Gäste wieder <strong>die</strong> Chance zum<br />

Sieg.<br />

Der letzte Angriff: Wasserburg<br />

spielt <strong>die</strong> Uhr herunter,<br />

damit <strong>Saar</strong>louis nicht mehr<br />

kontern könnte. Vier Sek<strong>und</strong>en<br />

vor dem Ende erhält Fur-<br />

kova direkt unter dem Korb den Ball <strong>und</strong> hofft<br />

auf einen freien Wurf oder ein Foul der<br />

Royals – doch da hat Petra Manakova<br />

etwas dagegen. Rustikal schlägt sie der Slowakin<br />

von hinten den Ball aus der Hand. Die<br />

Wasserburger Bank <strong>und</strong> <strong>die</strong> mitgereisten<br />

Fans reklamieren lautstark<br />

ein Foul, doch <strong>die</strong> Pfeife des Unparteiischen<br />

bleibt stumm. Wäre der<br />

Pfiff gekommen, wäre <strong>die</strong> Partie<br />

wohl entschieden gewesen.<br />

Als Beweis hier<strong>für</strong> sollen <strong>die</strong><br />

letzten vier Sek<strong>und</strong>en gelten, in<br />

denen <strong>die</strong> Royals zwar noch zu<br />

einem erfolgreichen Abschluss<br />

kamen (der kurzzeitig <strong>für</strong> Ekstase<br />

unter den <strong>Saar</strong>louiser Fans sorgte),<br />

der aber einen Tick nach<br />

Ertönen der Schlusssirene<br />

erfolgte.<br />

Fünf Minuten Verlängerung<br />

mussten also her – <strong>und</strong><br />

BASKETBALL<br />

in denen wurde Stina Barnert endgültig zur Heldin.<br />

Im vergangenen Jahr hatte sie <strong>das</strong> entscheidende<br />

fünfte Finale noch wegen einer Oberschenkelverletzung<br />

verpasst <strong>und</strong> war hinterher<br />

untröstlich. Da<strong>für</strong> packte sie nun in <strong>die</strong>ser Partie<br />

alles aus, was sie zur derzeit besten deutschen<br />

Aufbauspielerin macht. Immer wieder narrte sie<br />

<strong>die</strong> erfahrene Diana Pop auf Wasserburger Seite<br />

mit blitzschnellen Richtungswechseln, durch<br />

<strong>die</strong> sie sich freie Würfe erarbeitete. Und schließlich<br />

behielt sie an der Freiwurflinie <strong>die</strong> Nerven<br />

<strong>und</strong> traf in der Verlängerung acht von zehn Versuchen.<br />

„Wir holen uns den Titel“, hatte <strong>die</strong> 20-<br />

Jährige vorher selbstbewusst verkündet – <strong>und</strong><br />

am Ende ihr Versprechen wahr gemacht.<br />

Dabei waren <strong>die</strong> Royals schon fast geschlagen.<br />

0:2 lagen sie nach den ersten beiden Partien<br />

zurück. 14 Partien hatten sie mehr in den<br />

Knochen als ihre Gegnerinnen <strong>und</strong> doch kamen<br />

sie mit einer unglaublichen Energieleistung noch<br />

einmal zurück. In Spiel setzten sie mit einem<br />

86:61 ein erstes Zeichen, <strong>das</strong>s sie sich nicht<br />

geschlagen geben wollten. Spiel vier in Wasserburg<br />

ging mit 63:56 an <strong>Saar</strong>louis <strong>und</strong> verdarb<br />

<strong>die</strong> bereits vorbereitete Meisterfeier der Bayerinnen.<br />

Spiel fünf bedeutete dann den absoluten<br />

Höhepunkt der besten Saison der Vereinsgeschichte.<br />

Das Double verteidigt, im Europapokal<br />

bis ins Halbfinale vorgedrungen. Besser<br />

geht es fast nicht. Und doch will<br />

sich vor allem Trainer René Spandauw<br />

nicht zurücklehnen. „Das<br />

müssen wir jetzt nutzen, um <strong>die</strong><br />

Mannschaft zu halten <strong>und</strong> uns weiter<br />

zu professionalisieren“, forderte<br />

er bereits vor Ende der Finalserie.<br />

Sportlich hat er zumindest<br />

schon erreicht, was er sich immer<br />

vorgestellt hatte: Den Sieg des<br />

Kollektivs. War der Titel im vergangenen<br />

Jahr am Ende vor<br />

allem auf <strong>die</strong> guten individuellen<br />

Leistungen der beiden US-<br />

Amerikanerinnen Celeste Trahan-Davis<br />

<strong>und</strong> Fantasia<br />

Goodwin zurückzuführen,<br />

setzte sich <strong>die</strong>ses Mal <strong>die</strong><br />

Ausgeglichenheit des<br />

Kaders durch. Fast jede<br />

Spielerin konnte in einer<br />

Partie Topscorerin werden,<br />

<strong>die</strong> beiden Amerikanerinnen<br />

Tyresa Smith<br />

<strong>und</strong> Candyce Bingham<br />

fügten sich nahtlos ins Kollektiv<br />

ein, ohne <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigene Statistik zu spielen.<br />

Sollte es der Verein schaffen, <strong>die</strong>se Entwicklung<br />

fortzusetzen, steht einer längeren erfolgreichen<br />

Ära der Royals in Deutschland (<strong>und</strong> Europa)<br />

nichts im Weg.<br />

▲ SASCHA SPRENGER<br />

DER KÖNIG. Royals-Trainer René Spandauw lässt<br />

sich nach dem Erfolg von den Fans feiern.<br />

3/2010<br />

Fotos: Ruppenthal<br />

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