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terre des hommes Deutschland e.V. (Hg.) »Babyklappen und ...

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4 Die Suche nach dem Kind<br />

Mit wenigen Ausnahmen haben abgebende Mütter im regulären<br />

Adoptionsverfahren reges Interesse am Ergehen ihrer<br />

Kinder. In den halboffenen Adoptionen, die sich in den letzten<br />

Jahren durchzusetzen beginnen, nimmt die Mutter aus der<br />

Entfernung teil am Aufwachsen. Ein späteres Suchen, Finden<br />

<strong>und</strong> Kennenlernen ist organisatorisch kein Problem, wenn<br />

alle es gleicherweise wollen.<br />

Bei Inkognito-Adoptionen kann die Mutter nur abwarten<br />

<strong>und</strong> hoffen, dass ihr inzwischen erwachsenes Kind sich nach<br />

ihr auf die Suche macht. Um ein Gef<strong>und</strong>enwerden zu erleichtern,<br />

geben viele Frauen entsprechende Hinweise zu den<br />

Akten der ehemaligen Vermittlungsstellen – Briefe, die dem<br />

eventuell suchenden Adoptierten die Scheu nehmen sollen,<br />

unerwartet in das Leben der Mutter zu treten <strong>und</strong> ggf. eine<br />

Katastrophe auszulösen, wenn in der neuen Familie niemand<br />

etwas von diesem Kind weiß.<br />

Die meisten Frauen beschränken sich auf die Hoffnung, eines<br />

Tages ein Lebenszeichen von ihrem Kind zu erhalten.<br />

Manche hoffen ein Leben lang umsonst – <strong>und</strong> wissen nicht,<br />

ob das Kind überhaupt von seinem Adoptionsstatus weiß, ob<br />

es aus Ressentiments die Mutter nicht kennen lernen will<br />

oder ob es überhaupt noch lebt. Dieses Warten ist bei vielen<br />

Frauen von tiefer Resignation begleitet, von Unwertgefühlen<br />

<strong>und</strong> von Schuld, versagt zu haben. Für dieses Versagen bestrafen<br />

sie sich bewusst <strong>und</strong> unbewusst in vielfältiger Form.<br />

Gleichzeitig glauben sie zu wissen, dass ihr Kind eine so<br />

schlechte Mutter gar nicht kennen lernen will – <strong>und</strong> sie<br />

fürchten eine Begegnung genauso wie sie sie herbeisehnen:<br />

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