2. Handreichung Deutsch & PC - Grundschule - Hessen
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Förderbedingungen und Fördererfolg in <strong>Deutsch</strong> & <strong>PC</strong><br />
3. Erzählen in der Zweitsprache <strong>Deutsch</strong><br />
Die Förderung des mündlichen Erzählens stellt nach den Richtlinien und Lehrplänen einen zentralen<br />
Bereich des <strong>Deutsch</strong>unterrichts in der <strong>Grundschule</strong> dar. Nach den Forschungen von Becker 2001 erfolgt<br />
nach der Einschulung bei deutschsprachigen Kindern noch ein wichtiger Kompetenzzuwachs. Gerade bei<br />
sehr geringen <strong>Deutsch</strong>kenntnissen besitzt die Förderung des Erzählens einen hohen Stellenwert.<br />
Das Förderkonzept <strong>Deutsch</strong> & <strong>PC</strong> fördert dies durch strukturelle Maßnahmen. Die Aufteilung der gesamten<br />
Klasse in eine kleine Fördergruppe und die übrige Stammklasse schafft für die Förderkinder in mehrfacher<br />
Hinsicht günstige Bedingungen. In den Fördergruppen an den Pilotschulen waren in der Regel keine<br />
muttersprachlich deutschen Kinder, die mit ihrer hohen Sprach- und Erzählkompetenz schwächere Lerner<br />
abschrecken, so dass das einzelne Kind aus Angst vor einer Blamage lieber gar nichts sagt, während<br />
in der Fördergruppe nur Lerner mit ähnlich niedrigen <strong>Deutsch</strong>kenntnissen sind. Die Förderlehrerin kann<br />
sich in der kleinen Gruppe wirklich auf einzelne Lerner einlassen und sie unterstützen, während in<br />
der großen Klasse die Lehrperson auch bei der Adressierung an einen Schüler immer auch die gesamte<br />
Klasse im Blick hat. Dadurch können die Lehrerinterventionen sich auch tatsächlich auf einzelne Lerner<br />
konzentrieren. Durch die geringe Schülerzahl in der Fördergruppe steigt die durchschnittliche Sprechzeit<br />
jedes einzelnen Schülers, so dass er seine Sprache im Gespräch auch ausprobieren und weiterentwickeln<br />
kann.<br />
Die zahlreichen Hospitationen in den montäglichen Morgenkreiserzählungen zeigen jedoch, dass das<br />
Förderpotential meist nicht ausgeschöpft wird. Die Schülerinnen und Schüler werden von der Lehrperson<br />
selten beim Erzählen unterstützt. Möglichkeiten einer erfolgreichen Unterstützung zeigt der Transkriptionsausschnitt<br />
(B 1) aus einer montäglichen Erzählrunde. Die Äußerungen der Lernerin SAMO erreichen<br />
in dem Ausschnitt die Profilstufe 1. Im einzelnen ergibt sich für die eigenständige Erzählphase bis Segment<br />
20 folgendes Profil: PF-4: 0, PF-3: 1, PF-2: 1, PF-1: 4 und PF-0: 3. Ihre Probleme beim Erzählen sind<br />
unübersehbar: Ihr fehlen geeignete Wörter, die sie zum Teil durch Eigenschöpfungen ersetzt, so z.B. Königshaus<br />
für Schloss; genauere Ausführungen zu ihrem Spiel mit den Barbiefiguren kann sie nicht machen.<br />
Typisch für die geringe Profilstufe sind weiterhin die zahlreichen Flexionsfehler und Auslassungen<br />
obligatorischer Einheiten, z.B. Artikel.<br />
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