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2. Handreichung Deutsch & PC - Grundschule - Hessen

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Förderbedingungen und Fördererfolg in <strong>Deutsch</strong> & <strong>PC</strong><br />

Die Erstsprache spielt bei echten Neuanfängern eine untergeordnete Rolle. Im Förderprojekt waren die<br />

Unterschiede auf der Basis der allgemeinen <strong>Deutsch</strong>kenntnisse größer als die Unterschiede nach den<br />

Erstsprachen. Nur sehr vereinzelt sind L1-induzierte Schreibungen festzustellen. So ist die bei türkischen<br />

Seiteneinsteigern beobachtete Einfügung eines Sprossvokals in Konsonantencluster (z.B. BIRIF für BRIEF)<br />

nicht zu beobachten. Bei Lernern mit Arabisch als L1 benötigten einzelne Lerner sehr lange, bis sie die<br />

deutschen Vokale richtig erkannten und verschrifteten, während andere damit keine Probleme hatten.<br />

Geringe L1-Einflüsse zeigen sich eher bei der Längung oder Schärfung von Vokalen, ein Bereich, der durchaus<br />

auch bei deutschsprachigen Kindern nicht unproblematisch ist.<br />

Bei spezifischen Schriftsprachfördermaßnahmen können allgemeine und spezielle Übungen unterschieden<br />

werden. Bei den allgemeinen handelt es sich z.B. wie bei Reichen um Wahrnehmungsübungen zur Verbesserung<br />

der Mustererkennung oder um Übungen zur Lautanalyse. Dabei lernen die Kinder die Stellung von<br />

Lauten in Wörtern zu erkennen, indem sie z.B. an einem Fisch zeigen, ob ein bestimmter Laut am Anfang<br />

des Wortes, in der Mitte oder am Ende steht. Solche Übungen zur Lautanalyse sind für die effektive Nutzung<br />

der Anlauttabelle sehr hilfreich. Bei den speziellen Übungen wird z.B. mit Hilfe von kleinen Taschenspiegeln<br />

die Mundstellung bei der Artikulation von Lauten vermittelt und geübt, oder die behauchte Aussprache von<br />

Lauten, z.B. des [k] in Kamm [kham] durch kleine Papierschnipsel auf der Hand sichtbar gemacht. Für solche<br />

Übungen erweist sich das Konzept der Aufteilung der gesamten Klasse in große Stammklasse und kleine<br />

Fördergruppe als sehr effektiv.<br />

Insgesamt ist es wichtig, dass die Lerner schon vor der Einschulung in der Familie über Erzählungen<br />

oder vorgelesene Geschichten Erfahrungen mit der Standardsprache machen können (vgl. Kniffka &<br />

Siebert-Ott 2007). Dabei spielt es im Grunde keine Rolle, ob dies in der Familiensprache oder in der<br />

L2-<strong>Deutsch</strong> erfolgt. Wichtig ist, dass die Erwachsenen die Sprache angemessen präsentieren. Dies<br />

dürfte in den meisten Migrantenfamilien die L1 sein. Wenn die Kinder einmal bemerkt haben, dass<br />

sich ihre alltägliche Kommunikationssprache von einer situationsentbundenen ‚Geschichtensprache’<br />

unterscheidet, haben sie wesentliche Schritte auf dem Weg von der im Detail sehr stark variierenden<br />

Alltagssprache zur abstrahierten standardsprachlichen Lautung und Schreibung zurückgelegt.<br />

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