Zeitschrift für Bildung und Kultur - Freie Waldorfschule Oberberg
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Ein Blick zurück<br />
Christoph Haas<br />
Nachdem ich im Mai 2001 meine Abiturprüfungen<br />
endlich hinter mir hatte, leistete ich ab September<br />
des selben Jahres meinen Zivildienst in der Aggertal<br />
- Klinik in Engelskirchen ab. In dieser Zeit entschied<br />
ich mich <strong>für</strong> eine solide Ausbildung zum Industriekaufmann,<br />
die in der Regel drei Jahre dauert, mit<br />
dem anschließendem Ziel, zu studieren. Auf Gr<strong>und</strong><br />
meines Abiturs konnte ich die Ausbildungszeit auf<br />
zwei Jahre verkürzen <strong>und</strong> bewarb mich bei ca. fünfzehn<br />
Industrieunternehmen in der Region.<br />
Es war kein Nachteil, dass meine Qualifi kation auf<br />
einen Waldorfabschluss zurückzuführen war. Im<br />
Gegenteil, die Damen <strong>und</strong> Herren der Personalabteilungen<br />
zeigten reges Interesse. Bei der Firma, bei<br />
der ich letztlich meine Ausbildung beginnen sollte,<br />
hatten sich r<strong>und</strong> 450 Schulabsolventen beworben.<br />
Hier fand zunächst eine Vorauswahl statt. Da man<br />
es sich seitens der Personalabteilung aussuchen<br />
konnte, wurden lediglich die ca. h<strong>und</strong>ert Bewerberinnen<br />
<strong>und</strong> Bewerber mit Abitur oder Fachabitur<br />
zu einem Eignungstest eingeladen. Inhalte dieses<br />
Tests stammten aus den Bereichen Konzentration,<br />
Deutsch, Logik usw. Anschließend wurde das Ergebnis<br />
mitgeteilt <strong>und</strong> dreißig Kandidaten zu einem<br />
weiteren sog. Gruppenauswahlverfahren oder auch<br />
Assesmentday eingeladen. Hier wurde besonderes<br />
Augenmerk auf das soziale Verhalten während einer<br />
Gruppenarbeit <strong>und</strong> auf die Teamfähigkeit gelegt.<br />
Eine Disziplin, die einem „Waldi“ nicht allzu<br />
schwer fallen dürfte.<br />
Von den fünfzehn Betrieben, bei denen ich mich ursprünglich<br />
beworben hatte, hätte ich bei dreizehn<br />
meine Ausbildung anfangen können. Mein Fazit<br />
an diese Stelle: Auch wenn man „nur“ eine Lehre<br />
anstrebt, hilft das Abi bei der Bewerbung um eine<br />
Stelle sehr. Die Aussage der Überqualifi kation <strong>für</strong><br />
manche Lehrberufe ist nach meiner Erfahrung <strong>und</strong><br />
meinem Einblick in die Arbeit der Personalabteilungen<br />
völliger Unsinn.<br />
Die Lehre begann zum 1.8.2002 <strong>und</strong> endete mit den<br />
Abschlussprüfungen vor der IHK im Mai 2004.<br />
In meinem Ausbildungsbetrieb wurde mir nach dieser<br />
Zeit ein Zeitvertrag von sechs Monaten mit einer<br />
Tätigkeit als Sachbearbeiter im Verkaufsinnendienst<br />
angeboten. Und nun kommt es (wie meistens<br />
im Leben) anders als man denkt .....<br />
Gegen Ende des Jahres (2004) bekam ich seitens<br />
der Geschäftsführung das Angebot, eine Sparte der<br />
Marketing- <strong>und</strong> Vertriebsabteilung, die zum damaligen<br />
Zeitpunkt durch eine externe Firma betreut<br />
wurde (man spricht von outsourcing), wieder in die<br />
Firma zu integrieren <strong>und</strong> aufzubauen. Damit wollte<br />
man erreichen, mich in der Firma zu halten ohne<br />
den Personalbestand zu erhöhen. Da ich zu diesem<br />
Zeitpunkt ohnehin mehr Lust am „Geldverdienen“<br />
hatte, nahm ich das Angebot gerne an <strong>und</strong> dachte<br />
mir, dass sich so eine Gelegenheit so schnell nicht<br />
wieder ergibt <strong>und</strong> ich ja auch zu einem späteren<br />
Zeitpunkt studieren könne .... Mein Ziel verlor ich<br />
jedoch nicht aus den Augen.<br />
Auch wenn man „nur“ eine Lehre<br />
anstrebt, hilft das Abi bei<br />
der Bewerbung um eine Stelle sehr.<br />
Im Frühjahr 2006 bewarb ich mich bei der EUFH<br />
(Europäische Fachhochschule) in Brühl bei Köln<br />
um einen Studienplatz BWL mit dem Schwerpunkt<br />
Industriemanagement. Das Konzept dieser Schule<br />
sieht dreimonatige Theoriephasen in der FH vor,<br />
auf die dreimonatige Praxisphasen im Unternehmen<br />
folgen, <strong>und</strong> das drei Jahre lang im Wechsel.<br />
Die Zusage <strong>für</strong> einen Studienplatz landete zwei<br />
Wochen später in der Post.<br />
Cristal 12 | 2009 15