Zeitschrift für Bildung und Kultur - Freie Waldorfschule Oberberg
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durch uns Vätern (synonym gilt hier „von uns erwachsenen<br />
Männern“), einen ges<strong>und</strong>en Umgang<br />
mit dem „inneren Krieger“, mit der dem Männlichen<br />
innewohnenden Impulskraft, zu lernen.<br />
Und zum zweiten erwecken wir Männer häufi g<br />
den Eindruck, dass wir trotz des gesellschaftlichen<br />
Wandels, der Veränderung der Umwelt, der Neuordnung<br />
der Beziehungsformen, der Unsicherheit<br />
auf dem Arbeitsmarkt, der Rolle als Mann etc. „alles<br />
im Griff“ haben. Wir gestehen uns unsere eigene<br />
Ohnmacht ob all der Herausforderungen nicht ein<br />
oder ignorieren sie <strong>und</strong> tun weiter so, als gäbe es all<br />
diese Herausforderungen an uns nicht.<br />
Mit all diesen Aufgaben sieht sich ein Junge, ein<br />
junger Mann jedoch emotional konfrontiert <strong>und</strong><br />
fühlt sich diesen nicht gewachsen. Mit wem soll er<br />
denn über seine empf<strong>und</strong>ene Ohnmacht sprechen?<br />
Mit Frauen, Müttern? Das tut er häufi ger als man<br />
denkt, aber das erlöst sein tiefes Gefühl der Unzulänglichkeit<br />
eben gerade nicht. Denn der, der ihm<br />
dieses Gefühl nehmen könnte, indem er sich seiner<br />
eigenen Ohnmacht stellt, der Vater, fühlt sich ja<br />
häufi g selbst unzulänglich, zeigt dies aber nicht <strong>und</strong><br />
erzeugt so beim Sohn ein Bild von „Papa hat’s drauf<br />
… nur ich bin ein Verlierer; ich bin kein richtiger<br />
Mann ...“. Dieses innere „Verlierer-Bild“, das Gefühl<br />
der Unzulänglichkeit gepaart mit einem propagierten<br />
Gesellschaftsbild des „Gewinnertypen“ führt zu<br />
immensen inneren Spannungen, deren Auswirkun-<br />
gen wir tagtäglich erleben.„Winnenden“ wird damit<br />
zum Synonym, zum wahren Spiegel unserer Zeit.<br />
Was können wir Männer tun?<br />
Wir sind aufgefordert uns bewusst unserer eigenen<br />
Unzulänglichkeit, unserer Ohnmacht zu stellen. Es<br />
geht um Wahrhaftigkeit unseren Söhnen gegenüber,<br />
<strong>und</strong> es geht um die Begegnung mit dem eigenen<br />
„inneren Krieger“, der sich womöglich bereits<br />
in dämonisierter Form (Kämpfen als reiner Selbstzweck<br />
oder kampfl os alles erduldend) in unserem<br />
Leben eingerichtet hat. Wenn wir wieder lernen,<br />
unseren eigenen inneren Krieger zu erkennen, ihn<br />
zu entwickeln <strong>und</strong> ihn in den Dienst eines „starken<br />
<strong>und</strong> guten inneren Königs“ zu stellen, dann können<br />
wir auch in unseren Söhnen den Aspekt des „guten<br />
Kriegers“ heranziehen.<br />
Friedensarbeit ist Väterarbeit.<br />
Stefan Brombach, Dipl.Ing.<br />
ist Vater an der FWS,<br />
logotherapeutischer Berater<br />
<strong>und</strong> Coach<br />
Cristal 12 | 2009 27